139 - Kreis der Telepathen
zusammen.
»Es geht schon zu Ende mit ihm«, murmelte Faathme. »Tja, da kann man wohl nichts machen…«
Aruula aber ging zu Beebie Rot und kniete neben ihm im Gras. Kalter Schweiß stand auf seiner Stirn. Er glühte. »Meine schöne Göttin…«, lallte er. »Nur für dich habe ich die Andronen geraubt…« Er lächelte wie ein Berauschter.
»Er hat Fieber«, sagte Aruula. Sie untersuchte die Wunde an seinem linken Unterschenkel. Eiter bedeckte sie, und ein flammend roter Rand rahmte sie ein. Ein roter Streifen zog sich zum Knie hinauf. »Sieht böse aus.«
»Lass ihn liegen.« Faathme stand zu den Füßen des Rothaarigen und blickte angewidert auf ihn hinunter. »Komm schon, Aruula. Wir schnappen uns die Andronen und verschwinden. Hier im Gras zu sterben – ein schöner Tod für so einen.«
»Aruula also heißt du, meine Göttin…« Wieder huschte ein Lächeln über das schweißnasse Gesicht des Piraten.
»Aruula…«
»Mach ein Feuer. Ich werde die Wunde ausschneiden.«
Aruula sah der Zwergin nachdrücklich in die Augen. »Und wenn du Feuer gemacht hast, gehen wir zusammen in den Wald. Ich brauche ein paar Kräuter für die Wunde, und bestimmtes Laub für den Verband.«
»O Aruula!« Faathme raufte sich das schwarze Haar. »Groß sind deine Tapferkeit und deine Schönheit! Aber groß scheint mir auch dein Mangel an Vernunft in solchen Momenten! Warum verschwendest du unsere Zeit und hilfst diesem Strauchdieb?!«
Aruula hielt ihrem Blick stand. »Ich achte das Leben, Faathme«, sagte sie leise. »Und dich bitte ich zu tun, was ich sage, oder unsere Wege trennen sich.«
***
Ungeduld kannte Veda’lan’tubaris nicht. In der Sprache ihres Volkes gab es nicht einmal einen Begriff für das, was die Menschen Ungeduld nannten. Nach zwei Tagen auf dem Strom wollte es ihr allerdings scheinen, als käme Ordu’lun’tortans Schiff langsamer voran, als sie es aufgrund ihrer Kenntnisse der Geographie dieser Gegend und der Leistungsfähigkeit der Motoren einkalkuliert hatte. Am Abend des zweiten Tages auf der Oda ließ sie dem Lun gegenüber eine entsprechende Bemerkung fallen; sehr dezent und in gebotenem Respekt selbstverständlich.
»Die Motoren, die ich einbauen ließ, sind nicht sehr stark«, sagte Ordu’lun’tortan. »Aber das ist nicht relevant. Wir haben so viel Zeit. Lieber ein Projekt langsam durchführen als überhastet. Außerdem lassen die Primärrassenvertreter sich besser kontrollieren und wirkungsvoller einsetzen, wenn man ihnen lange Erholungspausen zwischen den einzelnen Operationsphasen gewährt.«
Das leuchtete Veda’lan’tubaris ein. Sie musste an den Zwischenfall vor dem Aufbruch denken. Vielleicht hatte sie ihre Bioorganisationen auf dem Weg zum Strom überfordert.
Vielleicht stünden ihr Kraftgelb und Kraftbraun noch zu Verfügung, wenn sie nach Ordu’lun’tortans Grundsätzen gehandelt hätte.
Der Abend dämmerte herauf, und der Strom teilte sich in zwei Arme. Veda’lan’tubaris ließ die Motoren stoppen. Ohne die Informationen des Lesh’iye wollte sie sich für keinen der beiden Flussläufe entscheiden.
Kurz nach Sonnenuntergang glitt ein großer Schatten über den Kommandoturm des Schiffes hinweg – das Modell erster Ordnung kehrte zurück. Veda’lan’tubaris und Thul’hal’myra konzentrierten sich auf seine Mentalwellen.
(Siebenundsiebzig mal siebenundsiebzig metrische Einheiten von hier mündet der Strom in ein kleines Binnenmeer), raunte es aus Thul’hal’myras Aura nach der Auswertung der Daten.
(Wie nennen die eingeborenen Primärrassenvertreter dieses Meer?) , wollte Veda’lan’tubaris wissen.
(Sie nennen es den Kalten Sund.)
Veda’lan’tubaris lauschte den Gedankenströmen des Modells erster Ordnung. (Es hat auf halber Strecke eine Ruinenstadt entdeckt. Sie eignet sich für unsere Zwecke. Wir müssen dem westlichen Flussarm folgen, um sie zu erreichen.) Sie steuerte das Schiff in die linke Abzweigung. Danach ließ sie die Kontrollierten wecken und informierte die Gefährten.
Nicht ganz zwei Stunden später ging das Schiff in der Nähe des westlichen Stromufers vor Anker. Veda’lan’tubaris befahl den Kontrollierten die Landungsbrücke aufzubauen.
Thul’hal’myra setzte sich derweil mit Hilfe eines Stirnreifs mit dem Sol in Verbindung. Dabei nutzte die Daa’murin den Ersten aller biotischen Modelle erster Ordnung, Thgáan, der den Zielplaneten in den obersten Schichten der Atmosphäre umkreiste, als Relaisstation – ganz ähnlich wie die
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