139 - Kreis der Telepathen
auf.
Fünf zogen den Anker aus dem Wasser und befestigten ihn an der Bordwand. Der Sil trug das verhüllte Kind unter Deck.
Irgendwo summten Maschinen.
(Wir haben eine lange Reise vor uns.) Die Aura des Lan berührte ihr zentrales Nervensystem. Sie legte den Kopf in den Nacken. Er stand in der offenen Tür der Kommandobrücke und blickte zu ihr herunter. Auch Gu’lan’ostoc hatte sich nicht die Mühe gemacht, seine Gestalt den in dieser Gegend üblichen anzupassen; er hatte sich überhaupt nicht verwandelt. Offenbar stolz trug er die Körperformen seines Trägerorganismus zur Schau: eine gedrungene, muskulöse Gestalt, deren Schultern und Rücken fast halslos in einen stumpfen Schädel übergingen.
Myriaden winzigster, silbrig glänzender Schuppen bedeckten sie.
(Wie lange werden wir reisen, Gu’lan’ostoc?) (Auf diesem Schiff vier oder fünf Tage. Und danach kommt es darauf an, wohin der Sol uns schickt.) Veda’lan’tubaris nickte. Das Schiff fuhr flussaufwärts nach Norden. Sie legte Beil, Schwert, Harnisch und Fellkleidung ab.
Ihre gebräunte Haut verwandelte sich in hell glänzende Schuppen, ihr Haar schrumpfte und verschmolz mit ihrem plötzlich halslosen Schädel.
Sie hechtete über die Reling. Das Wasser war angenehm warm. Bis der Winkel zwischen westlichem Planetenhorizont und Zentralgestirn auf unter zwanzig Grad geschrumpft war, schwamm sie neben dem Schiff her. Ihre Beine hatten sich in eine einzige große Flosse verwandelt.
***
»Los!« Wieder und wieder deutete Beebie Rot aufs Meer hinaus, wieder und wieder schrie er: »Los!« Der Eluu drehte den Kopf nach links, nach rechts, nach hinten und wieder nach vorn. Seine gelben Augen spähten zu den beiden Fischerbooten, die steuerbords und ein paar Speerwürfe entfernt ein volles Schleppnetz hinter sich herzogen. Auf den Außendecks standen Fischer und gestikulierten. Sie waren nur leicht bewaffnet. Das Tier sträubte sein schuppenartiges Gefieder, es knirschte mit dem rötlichen Krummschnabel, aber es machte keine Anstalten zu fliegen.
»Los, Schätzchen! Mach endlich!« Beebie Rots Männer hatten sich längst hinter den Masten und rechts und links der Schiffsaufbauten in Sicherheit gebracht. Beebie Rot drehte sich um, fasste nach den Schlaufen der Glockenriemen am Hals des Eluu und zerrte ihn an die Bugreling. »Komm schon, Luluschätzchen! Tu endlich deine verdammte Pflicht!« Beebie Rot maß fast zwei Meter, der Eluu, ein kleines Weibchen, sitzend mehr als drei. »Mach’s für mich, ja?«
Endlich hüpfte der Eluu auf die Bugreling der Meerhammer.
Die Wasserlinie am Bug stieg gleich um zwei Handbreiten.
»So ist es brav, Luluschätzchen!« Beebie Rot strahlte. Er reckte seine Faust mit dem ausgestreckten Daumen in Richtung seiner Leute. Seine Faust war groß wie ein Kinderkopf, sein Daumen lang und dick wie der Knauf eines Langschwertes.
Der Eluu spreizte die Schwingen und schwang sich von der Reling. Die Meerhammer schaukelte auf und ab, die vom Flügelschlag aufgewirbelte Luft riss an Beebie Rots schwarzem Seidenhemd und peitschte ihm das rote Langhaar um den großen Schädel.
Dicht über den Wogen flog das Eluuweibchen die beiden Fischerboote an. »Pack sie dir, Schätzchen! Mach sie fertig!«
Beebie Rot drehte sich nach seinen Männern um. »Was glotzt ihr blöd? An die Ruder, faule Bande! Zack, zack!« Die Männer stürzten unter Deck, setzten sich auf die Ruderbänke und packten die Holme. Riemen knarrten, Scharniere quietschten, die Meerhammer kam in Fahrt. Beebie Rot sah zum Steuerruder. Rabul, der Steuermann, wusste was er zu tun hatte.
Kurz bevor er das erste der beiden Fischerboote erreicht hatte, flog der Eluu schräg nach oben, packte einen der Fischer, riss beim Überflug das Ruderhaus ein und ließ den Mann ins Wasser fallen.
»Brav!«, brüllte Beebie Rot. »Brav, Schätzchen! Mach sie fertig! Fisch! Viel Fisch für dich!« Er zog seine gewaltige Axt aus der Rückenscheide.
Das Eluuweibchen schoss der Backbordreling des zweiten Bootes entgegen. Dort erwarteten die Fischer seinen Angriff mit erhobenen Wurfspeeren. Der Eluu drehte ab, flog in einer engen Schleife um das Heck herum, stieg zugleich steil in die Luft und griff das Fischerboot dann steuerbords im Sturzflug an.
Seine Klauen zertrümmerten das Ruderhaus, das Boot neigte sich gefährlich nach Backbord, zersplittertes Holz stürzte auf drei Fischer und mit ihnen zusammen ins Meer.
Beebie Rot brüllte vor Begeisterung. Knapp ein Speerwurf noch trennte sein
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