1390 - Blut-Banditen
gesprächig sein wird. Damit habe ich schon meine Probleme. Ich kann mir eher vorstellen, dass sie ihre eigene Suppe kocht.«
»Abwarten. Ich glaube nicht, dass sie uns so weit voraus ist, Jane.«
»Was glaubst du dann?«
»Wir müssen sie fragen, was mit Mallmann passiert ist, da sie dir nichts gesagt hat.«
»Falls sie redet.«
Ich aß den letzten Rest Speck und auch noch das Ei. »Sie muss, Jane. Sie will doch auch wissen, wie es mit ihr weitergeht. Sie kann sie nicht quer stellen, weil sie immer darauf pocht, unsere Partnerin zu sein. Einerseits will sie nicht mehr Will Mallmanns Gefährtin sein, sonst hätte er dich nicht entführt und wäre deswegen nicht mit Assunga zusammengerasselt – andererseits rettet sie ihn vor dem Scheiterhaufen. Ich glaube, sie weiß selbst nicht, was sie will.«
»Sie ist unberechenbar, John. Besonders nach der Vernichtung des Schwarzen Tods. Damit ist einiges durcheinander geraten. Ich habe ja auf Klarheiten gehofft, und ich freue mich auch, dass es ihn nicht mehr gibt, aber Justine scheint anders darüber zu denken.«
»Glaubst du, dass sie ihre eigenen Pläne schmiedet?«
»Keine Ahnung.« Jane schenkte mir und sich selbst Kaffee nach.
»Am besten ist, wenn wir sie fragen.«
»Das denke ich auch.« Ich schob den Stuhl leicht zurück. »Dann werde ich sie mal holen.«
»Bemühe dich nicht, Partner, ich bin schon da!«
Gehört hatten wir sie nicht, doch jetzt schob sie sich in die Küche.
Sie musste uns schon einige Minuten lang belauscht haben.
Ich drehte mich nicht erst herum. Sie nahm auf keinem normalen Stuhl Platz, sondern setzte sich auf den Rand der Arbeitsplatte und schaute zu uns rüber.
Diesmal trug sie nicht ihre Lederkleidung. Sie hatte sich ein dunkelrotes Kleid übergestreift. Ihre hellblonden Haare zeigten ein wahres Durcheinander, aber ihr Gesicht war glatt und von keinen Schlaffalten gezeichnet.
»Es geht um Mallmann, nicht?«
»Ja, und ebenfalls um dich.«
»Wieso das, John?«
»Du bist mit ihm zuletzt zusammen gewesen.«
Sie lachte mich hart an und rieb dabei die Handflächen gegeneinander. »Wie kommst du darauf?«
»Verdammt noch mal, du hast ihn gerettet, und gemeinsam seid ihr aus Assungas Hexenwelt geflohen.«
»Richtig.« Sie lächelte noch immer und schwenkte dabei die herabhängenden Beine. »Er hat überlebt, und er will weitermachen. Das hat er mir deutlich zu verstehen gegeben.«
»Ohne dich?«
»Klar, John. Obwohl es ihm nicht schmeckt. Er will wieder, dass alles so wird wie früher. Ich soll an seiner Seite sein, aber ich habe abgelehnt. Mein Blut kann ich mir auch hier besorgen, ohne dass ich in einer Vampirwelt herumirre.«
Ich musste nach dieser Antwort schlucken. Ich hasste es, wenn so vom Blut der Menschen gesprochen wurde, aber ich konnte nichts dagegen tun. Es war auch nicht der Zeitpunkt. Dieses Thema mussten wir vorerst aus dem Spiel lassen.
»Soll das heißen, dass sich Mallmann wieder in seiner Vampirwelt aufhält?«
»Es wäre wohl das Normalste – oder?«
»Aber du bist dir nicht sicher?«
»Das überlasse ich dir.«
»Was ist los?«, fuhr Jane die Blutsaugerin an. »Willst du hier dein eigenes Spiel treiben?«
»Habe ich das nicht schon längst getan?«
»Wo steckt Mallmann?«, fuhr ich sie an und ruckte jetzt herum zu ihr. »Du weißt es. Du willst es aber nicht sagen und…«
»Nein, ich weiß es nicht!«
Die Antwort ließ ich nicht gelten und sagte: »Ihr seid gemeinsam geflohen. Ihr habt euch abgesetzt. War euer Ziel die Vampirwelt?«
Justine schaukelte wieder mit den Beinen, und es ging mir auf die Nerven, weil sie immer wieder mit den Hacken gegen eine Schranktür stieß. »Mein Ziel war es nicht.«
»Sondern?«
»Wir haben uns getrennt!«
Toll, das hatte ja kommen müssen. Ausrede oder nicht? Ich schaute Jane an, fragte aber nicht, was sie davon hielt, sondern wartete ihre Reaktion ab.
»Das kann sein, wenn Justine nicht mitspielen wollte.«
»Genau, Jane, du hast es erfasst«, sagte Justine. »Ich habe wirklich nicht mitspielen wollen.«
»Aber du weißt, wo Mallmann steckt?«
Die blonde Bestie hob die Schultern.
»Nicht?«
»Er hat mir von seinen Plänen nichts gesagt. Das habe ich ihm nicht übel genommen. Es ist eben so. Jeder ist mit seinen eigenen Plänen beschäftigt, und so sollte es auch bleiben.«
Mir passte dieses Gespräch nicht. Ich hatte den Eindruck, als wollte sie uns hinhalten. »Und er hat dir nichts gesagt?«
»Warum sollte er? Wir werden uns schließlich immer
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