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1390 - Blut-Banditen

1390 - Blut-Banditen

Titel: 1390 - Blut-Banditen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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an die Wand zurückgewichen. Er flennte vor sich hin. Die Tränen vermischten sich mit dem Blut, das aus den Wunden rann. Die Schmerzen waren schlimm. Über seine Haut schien ständig eine Flamme zu fließen, und er hatte die Realität fast vergessen.
    Der Vampir saugte weiter. Die Geräusche hörte Jossip nicht, weil sein eigenes Atmen zu laut klang. Er zitterte am gesamten Leib. Die Tränen waren nicht zu stoppen, und die Angst war für ihn zu einer Würgeschlinge geworden.
    »Sandro…«, krächzte er. »Verdammt noch mal, komm her. Du … du… musst helfen!«
    »Ich?«
    Mit Sandro hatten sie stets Probleme. Er war begriffsstutzig, man musste ihm alles mehrmals sagen, bis er es kapierte. Dann allerdings zog er das, was man ihm gesagt hatte, auch voll und ganz durch.
    Er erhob sich von seinem Stuhl. Wie immer mit recht ungeschickten Bewegungen.
    »Schneller, Sandro, schneller!«
    »Ja, ja. Aber er ist der Tod. Er ist das Grauen. Er ist das ewige und trotzdem tote Leben. Ich weiß das. Ich habe es gespürt…«
    Die Worte des Bruders machten Jossip Angst. Er wusste, dass Sandro auf seine ihm eigene Art und Weise Recht hatte, denn so sahen die Dinge wirklich aus.
    Man lebte nicht, man war nicht tot, man…
    Eine andere Bewegung unterbrach seine Gedanken. Er richtete den Blick von Sandro weg und schaute wieder zu diesem Blutsauger, der seine Beute losgelassen hatte.
    Um klarer zu sehen, musste sich Jossip zuerst das Blut aus den Augen wischen. Und jetzt sah er wieder diesen Unhold in der Finsternis, der satt und zufrieden aufstöhnte.
    Es hatte Sofia erwischt.
    »Du Schwein!«, brüllte er. »Du verdammtes Schwein! Du hast Sofia getötet…« Er drehte den Kopf hektisch nach rechts. »Sandro, Sandro!«, brüllte er, »gib mir deine Pistole! Gib sie her! Ich will sie haben! Los, gib sie mir schnell!«
    Sandro kapierte zum Glück. Er griff unter seine Jacke und holte die Waffe hervor, dann ging er auf seinen Bruder zu.
    »Hier! Hier hast du sie!«
    »Ja, danke!«
    Jossip fühlte sich jetzt wohler. Er empfand den Besitz der Pistole als eine Macht, aber er dachte dabei nicht weiter. Er wollte alles aus sich zukommen lassen, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Um seinen Bruder kümmerte er sich nicht mehr, wichtig war die dunkle Gestalt vor ihm, die ein neues Ziel hatte, nämlich ihn – Jossip!
    Noch mal wischte Jossip seine Augen frei. »Ja!«, keuchte er. »Ja, komm nur her, du Schwein!«
    Mallmann ging weiter. Er hatte nichts zu befürchten. In der grauen Dunkelheit konnte er perfekt sehen. Er sah den Mann mit der Waffe an der Wand stehen, und dieses Bild sorgte dafür, dass er sich voller Vorfreude die Lippen leckte.
    Die Distanz zwischen ihnen schmolz zusammen. Es störte ihn auch nicht, dass die andere Person die Pistole anhob und die Mündung so ausrichtete, dass sie auf seine Brust zeigte.
    »Ich leg dich um!«
    Ein Satz, ein Schuss, der überlaut in der Halle widerhallte. Die Kugel jagte in Brusthöhe in den Körper.
    Jossip wusste nicht, ob er das Herz getroffen hatte, er hoffte es, und er sah, dass der Vampir aus seinem Gehrhythmus geriet.
    Gewonnen?
    Nein, der Unhold fiel nicht. Er war nur für einen Moment abgelenkt worden.
    Genau jetzt erwischte Jossip der entscheidende Gedanke. Es war alles so schrecklich und zugleich vergebens. Wie waren in seinen Büchern und Geschichten die Vampire getötet worden? Unter anderem auch mit einer Kugel, aber die hatte dann aus geweihtem Silber bestanden.
    Das war bei seiner nicht der Fall.
    Alles vergebens!
    Der grausame Stachel der Enttäuschung traf ihn voll. Jossip konnte nichts mehr sagen. Er konnte nur noch schreien und jammern, bis er die Gestalt direkt vor sich sah.
    Augen, in denen sich die Gier nach Lebenssaft in ein Glühen verwandelt hatte. Zwei Hände, die auf ihn zuglitten und das verdammte Grinsen der Lippen.
    Mit einer heftigen Bewegung wurde Jossip von der Wand gerissen. Er fiel direkt hinein in die Arme des Wiedergängers. Er wunderte sich nicht mal darüber, dass er sich nicht wehrte. Er war zu einem lethargischen Wesen geworden, und als dann zwei Pfeile in die dünne Halshaut schlugen, schrak er kaum zusammen.
    Wehr- und willenlos überließ er sein Blut dem mächtigen Sauger…
    ***
    Vampire trinken Blut. Vampire können nur durch Blut weiter existieren. Das brauchen sie. Wenn sie es nicht bekommen, gibt es für sie Probleme.
    Diese Gedanken beschäftigten Sandro, als er zur Seite schaute und dabei seinen Bruder ansah, der mit dem Rücken an der Wand

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