1390 - Blut-Banditen
In dieser Halle gab es genügend Schatten, um in Ruhe abwarten zu können. Die Tage waren nicht mehr besonders lang. Man konnte sich auf die Dunkelheit freuen.
Er lächelte. Bisher war für ihn alles perfekt gelaufen. Beschweren konnte er sich nicht. Wer gedacht hätte, er wäre aus dem Rennen, der würde sich wundern. Vor allen Dingen Assunga und ihre verfluchten Hexen. Mallmann hatte nicht vergessen, dass sie ihn auf dem Scheiterhaufen hatte verbrennen wollen…
***
Frantisek Marek hatte sich einen starken Kaffee gekocht. Der Anruf bei seinem Freund Sinclair hatte ihm gut getan, denn er hatte dem Freund sein Herz ausschütten können. Jetzt konnte er nichts mehr tun als abzuwarten.
Er trank den Kaffee, schaute den tanzenden Flammen hinter dem Kaminfenster zu und ging schließlich zur Tür. Er zog sie auf und trat vor die Schwelle.
Die Tasse mit dem dampfenden Kaffee hielt er fest. Sein Blick glitt hinein in die Landschaft. Zwar gehörte die Stelle, an der sein Haus stand, zu Petrila, aber von der kleinen Stadt selbst war nichts zu sehen. Eine Wand aus Wald nahm ihm den Blick. Noch nicht alle Bäume hatten ihre Blätter verloren, und der erste Schnee ließ auch auf sich warten, doch oben in den Bergen war er bereits gefallen. Da schimmerten die hellen Flächen unter einem sehr grauen Himmel ohne Sonne. Marek bemerkte, dass es auch hier unten nach Schnee roch.
Schnee, der wie ein gewaltiges Leichentuch liegen bleiben würde.
Der Sommer war dahin, und Marek dachte daran, dass der Winter hier verflucht lang werden konnte.
Er schaute wieder in den Himmel. Ein paar Krähen segelten auf die nahen Bäume zu, während er keinen großen Vogel mehr sah.
Oder eine Fledermaus. Das blieb zunächst einmal Erinnerung. Aber er ging nach wie vor davon aus, dass er sich nicht getäuscht hatte, und er war auch froh, seinen Freund John Sinclair angerufen zu haben. Der Geisterjäger würde eine Entscheidung treffen und sie ihm dann mitteilen. Anders kannte er John nicht. Auf ihn war Verlass.
Frantisek zog sich wieder in sein Haus zurück. Er wohnte hier seit langen Jahren. Damals noch mit seiner Frau Marie, die er leider an die Blutsauger hatte abgeben müssen. Sie war dann auch durch John Sinclair erlöst worden. Da hatte es keine andere Möglichkeit gegeben. Auch Marek hatte das nach einer längeren Phase einsehen müssen.
Wie lange lag das zurück? Das war noch zu Zeiten der berüchtigten Lady X und des Supervampirs Vampiro-del-mar gewesen, dessen Nachfolger Dracula II jetzt irgendwie war. Beide hatten damals ihre Finger im Spiel gehabt. [3]
Er wollte nicht daran denken. Die Jahre waren vergangen. Er lebte noch, und er kämpfte auch. Der Hass gegen die Blutsauger war nicht weniger geworden, und deshalb würde er auch weiterhin auf der Jagd bleiben, so lange er noch atmete.
Er hatte sich ein Ziel gesetzt. Er wollte den Supervampir Mallmann überleben. Sein Traum war es, dieser Bestie den Pfahl ins Herz zu rammen oder sogar durch den Kopf, wobei das rote D als perfektes Ziel dienen konnte.
Sein Haus war kein Prunkstück, aber solide gebaut, und früher hatte er in dem Anbau seine Schmiede untergebracht. Dass er mal dem Beruf als Schmied nachgegangen war, daran konnte er sich kaum noch erinnern. Später war er dann zum Vampirjäger geworden, und mit seinem Eichenpfahl hatte er schon unzählige dieser Geschöpfe vernichtet.
Und er konnte froh sein, dass er sich über Geld keine Gedanken zu machen brauchte. Er lebte von der Großzügigkeit der Conollys, die ihm regelmäßig eine Summe überwiesen und auch dafür gesorgt hatten, dass seine technische Ausrüstung gut war. So konnte er sich auf ein gutes Telefon verlassen, und er besaß auch einen modernen Laptop.
Das alles war recht angenehm, aber damit ließen sich keine Blutsauger jagen. Für ihn war und blieb der Pfahl wichtig. Dieses alte Instrument aus bester Eiche, das ihn bisher nicht im Stich gelassen hatte.
Er ging wieder zurück in sein Haus. Vor der Tür war ihm schon etwas kalt geworden.
Es befand sich noch Kaffee in der hohen Tasse, den er langsam trank. Dracula II hatte etwas vor. Möglicherweise hatte er es bereits in der Nacht durchgezogen. Jetzt, am Tag, würde er sich sicherlich ausruhen und abwarten, wie sich die Dinge entwickelten. Für Marek stand fest, dass er nicht aus Lust und Laune in den Südosten Europas gelangt war. Er war erschienen, um hier seine Zeichen zu setzen, so dachte Marek.
Warten und darauf hoffen, dass John Sinclair etwas
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