1390 - Blut-Banditen
eingefallen war. Marek wünschte ihn sich an seiner Seite, obwohl nichts passiert war. Das konnte noch kommen. Dieses Land war prädestiniert für Schwarzblütler, die sich verstecken mussten oder Neues ausbrüteten. Hier hatte auch der echte Vlad Dracula gelebt, hier hatte sich Mallmann den Blutstein besorgen können, der ihm einen so großen Schutz gab. Eine Gegend wie diese konnte er gar nicht vergessen.
Marek gönnte sich eine zweite Tasse Kaffee und bekämpfte seinen morgendlichen Hunger mit Brot und einer scharfen Salami. Dabei spürte er seine Unruhe. Er wartete darauf, dass sich John meldete.
Er wollte ihm noch eine halbe Stunde geben. Wenn er bis dann nichts von ihm gehört hatte, würde er selbst anrufen.
Klar, es war nur ein Verdacht, nicht mehr. Frantisek hatte den Schatten gesehen, das rote D, und er fragte sich natürlich, warum der Vampir keinen anderen Weg eingeschlagen hatte und extra über sein Haus geflogen war. Hatte er sich bewusst gezeigt, oder hatte er ihn locken wollen?
Er wollte noch warten und hoffte auf den Anruf aus London, der tatsächlich kam.
Er hörte das Geräusch des Telefons und war wieder hellwach. Er konnte auch nicht sitzen bleiben, als er den Apparat aus der Station geholt hatte. Als er die Stimme des Geisterjägers vernahm, atmete er tief durch.
»Du hast dich entschieden?«
»Klar. Aber nicht allein. Ich habe mich mit Suko zusammengesetzt.«
»Was ist dabei herausgekommen? Kann ich hoffen?«
»Ich denke schon.«
Marek merkte, dass die Spannung seinen Körper verließ. »He, das ist ja super. Dann kann ich mich also darauf verlassen, dass ihr mich hier besucht?«
»Kannst du.«
»Und wann?«
»Wir versuchen, so schnell wie möglich bei dir zu sein. Hast du Mallmann noch mal gesehen?«
»Nein.«
»Gibt es sonst irgendwelche Hinweise, die auf eine Aktivität seinerseits schließen könnten?«
»Nein, John, nichts. Zum Glück, würde ich sagen.«
»Okay, dann hören wir wieder voneinander. Ich nehme zwischendurch Kontakt mit dir auf. Wenn sich bei dir etwas tut, dann weißt du ja, wie du mich erreichen kannst.«
Marek war zufrieden. »Ich freue mich auf euch, und ich werde hier die Stellung halten.«
»Ist klar.«
»Dann gute Reise euch beiden.«
»Danke.«
Marek war ein wenig wohler zu Mute. Er wusste, dass seine Freunde unterwegs waren, und er dachte daran, wie oft sie schon gemeinsam gegen die Pest der Blutsauger gekämpft hatten. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als dass Dracula II durch sie gemeinsam zur Hölle geschickt wurde.
Nun hieß es warten. Er musste lange Stunden überstehen, und er fragte sich, ob er das im Haus tun oder sich mal in der Umgebung umschauen sollte.
Er hätte sich gern für die Umgebung entschieden, aber was sollte er herumfahren, ohne ein Ziel zu haben. Der alte VW Käfer tat zwar seine Pflicht, er sprang immer an und schaffte die schwierigsten Wege, aber Marek wusste nicht, wo er mit seiner Suche ansetzen sollte. Er konnte in alle Richtungen fahren, aber der Erfolg war fraglich.
Die Vorstellung, dass Mallmann bereits jetzt aktiv sein konnte, war schon schlimm für ihn. Er überlegte, was oder wen sich der Vampir wohl als Ziel ausgesucht hatte, doch es brachte nichts ein. Er konnte sich überall und nirgends aufhalten.
Ihm kam auch die Idee, nach Petrila zu fahren. Er konnte dort einige Einkäufe erledigen, denn es fehlten Lebensmittel. Genau das sah er als eine gute Idee an.
Marek setzte sie sofort in die Tat um. Er streifte seine dicke Jacke über und vergaß natürlich seinen Pfahl nicht. Bei einem plötzlichen Angriff war er immer gewappnet.
Die Tür schloss er sorgfältig ab. Ein absoluter Schutz war das nicht. Wer ins Haus kommen wollte, der schaffte es auch so. Das Abschließen war einfach zur Gewohnheit geworden.
Der alte Käfer stand im Schutz des Anbaus. Noch besaßen die Bäume viele ihrer Blätter, und so fand er den Wagen unter einem schützenden Dach stehend.
Er stieg ein und ließ den Motor an. Marek lächelte, als er das typische Geräusch hörte. Der Wagen war unverwüstlich. Er liebte ihn.
Bill Conolly hätte ihm längst einen neuen hingestellt, doch das wollte der alte Pfähler nicht. Der VW gehörte zu ihm wie seine Waffe, der Pfahl.
Er rollte an seinem Haus vorbei und schlug den Weg nach Petrila ein. Es gab die eine Straße, die in den Ort führte. Nachdem der Eiserne Vorhang gefallen war, hatte sich im Ort einiges verändert.
Es war ein neues Zeitalter angebrochen. Eine Diktatur gab es nicht
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