1391 - Die Nacht des Pfählers
dass es hier Ärger gibt. Ich traue dem Frieden nicht. Es ist mir einfach zu ruhig, und das liegt nicht nur allein am Nebel, wenn du verstehst.«
»Alles klar.«
Meine Lampe ließ ich stecken. Das Licht hätte bei dieser Suppe nicht viel gebracht. Den Weg zur Haustür fand ich auch so, obwohl die Außenleuchte nicht brannte.
Vor der Holztür blieb ich für einen Moment stehen. Ich horchte gewissermaßen in mich hinein, und ich hatte ein verdammt ungutes Gefühl.
Es hatte sich etwas zusammengebraut, das spürte ich. Es machte sich als Kribbeln auf meiner Haut bemerkbar. Ich war versucht, meine Beretta zu ziehen, ließ es dann aber sein und schob erst mal die Tür auf.
Nicht abgeschlossen, fiel mir auf. Das stimmte etwas nicht.
Ich hatte das Haus kaum betreten, da sah ich die Bescherung. Es brannten nicht alle Lampen, aber die eine über dem Tisch reichte aus, um auch den Bereich nahe des Fensters erkennen zu können.
Ihr Licht glitt von der Höhe her über den Boden hinweg, und nahe des Fensters glitzerte etwas auf dem Boden. Zudem entdeckte ich die Nebelwolken, die sich durch die Öffnung schoben und im Haus verteilten.
Die Scheibe war von außen eingeschlagen worden. Wäre es anders gewesen, hätten die Reste draußen gelegen. Von unserem Freund Frantisek Marek sah ich nichts.
Mein Herz schlug schneller. Ich hatte Angst um unseren alten Freund, der sein Leben lang die verfluchten Blutsauger gejagt hatte.
Mareks Namen rief ich nicht. Dafür lief ich zur Treppe, die hoch in die erste Etage führte.
Auf dem Weg dorthin erschien ein Bild aus der Vergangenheit vor meinem geistigen Auge. Ich sah Marie Marek als Blutsaugerin die Treppe herabkommen. Ich sah mich vor ihr stehend. Ich sah ihre beiden verdammten Zähne, und ich hielt die Waffe mit den Silberkugeln in der Hand.
Dann schoss ich.
Ja, ich tötete die Frau meines Freundes. Ich musste es einfach tun.
Es gab keine andere Wahl. Und das geweihte Silber hatte sie tatsächlich von ihren Qualen erlöst. [3]
Noch jetzt sah ich den Hass, den Frantisek mir entgegenbrachte.
Er hatte es damals nicht begreifen können, lange Zeit nicht, doch schließlich hatte auch er einsehen müssen, dass es keine andere Chance gegeben hatte. Nie hätte er mit einer Blutsaugerin sein weiteres Leben fortführen können. Das wäre unmöglich gewesen.
Auf der Holztreppe verursachten meine Tritte die entsprechenden Geräusche. Sie sorgten dafür, dass ich wieder zurück in die Gegenwart fand.
Die erste Etage hatte ich schnell erreicht. Weiter hoch ging es nicht mehr. Ich blieb stehen und rief den Namen unseres alten Freundes.
Eine Antwort erhielt ich nicht. So erlosch auch der letzte Hoffnungsfunke, Marek hier oben entdecken zu können.
Nach einer schwerfälligen Drehung ging ich wieder zurück. Die Zimmer hier oben hatte ich kurz durchleuchtet. Marek lag nicht blutüberströmt in seinem Bett oder war zu einem Vampir geworden, wie man hätte befürchten können.
Suko und die namenlose Blonde hatten das Haus inzwischen betreten. Die Frau saß am Tisch. Suko stand neben ihr und schaute mir entgegen.
»Muss ich noch fragen?«
»Nein, das brauchst du nicht.« Ich ließ auch die letzte Stufe hinter mir und ging auf die beiden zu. Es gab noch einen freien Stuhl, auf den ich mich setzte.
Suko blieb stehen. Er ließ seine Blicke durch den Raum wandern.
»Es hat sich nichts verändert«, meinte er. »Es deutete auch nichts auf einen Kampf hin oder auf irgendeine Gewalt. Was also kann passiert sein? Das Fenster ist zerstört. Die Scherben liegen innen und…«
Es gibt immer Überraschungen im Leben. So war es auch hier, denn plötzlich meldete sich die stumme blonde Frau.
»Das waren wir!«
Suko und ich sagten erst mal nichts. Wir beide machten Gesichter, als glaubten wir uns verhört zu haben.
Ich schaute die Frau an, die mir gegenübersaß und ihren Kopf gesenkt hielt.
»Haben ich das richtig verstanden?«
»Ja, hast du.«
»Du bist draußen am Fenster gewesen und hast die Scheibe eingeschlagen?«
»Nicht ich allein. Aber Marina ist weg. Wir haben keine andere Möglichkeit gesehen, um ihn zu retten.«
»Meinst du Marek?«, fragte Suko.
»Ja, euren Freund.«
»Und wieso habt ihr ihn retten müssen?« Suko hatte sich ebenfalls einen Stuhl geholt und saß jetzt bei uns.
»Es waren vier Blutsauger.«
Nach der geflüsterten Erklärung waren wir erst mal still. Himmel, hier präsentierten sich Dinge, mit denen wir auf keinen Fall gerechnet hatten.
»Vier
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