Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1391 - Die Nacht des Pfählers

1391 - Die Nacht des Pfählers

Titel: 1391 - Die Nacht des Pfählers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
welch eine Richtung sie sich wenden sollte. Natürlich hatte sie die Straße im Sinn. Aber wohin musste sie gehen, um sie zu erreichen?
    Marina drehte sich im Kreis, obwohl sie das eigentlich gar nicht wollte. Es war eine völlig normale Reaktion ihrerseits, und nach einigen Drehungen wusste sie noch immer nicht, wohin sie gehen sollte. Alles verschlang der Nebel.
    Irgendwann kam sie auf die Idee, völlig starr stehen zu bleiben.
    Die Umgebung konnte sie nicht verändern, das war ihr klar, aber sie konnte in den Nebel hineinschauen, und vielleicht war es möglich, ein Geräusch aufzunehmen, das ihr irgendeinen Hinweis darauf gab, wo sie hingehen konnte und wo nicht.
    Es tat sich nichts. Die Zeit verstrich. Die Sekunden dehnten sich.
    Der Nebel vor ihr blieb nicht ruhig, obwohl kaum Wind in den Wald hineinwehte. Er waberte wie ein Lebewesen.
    Sie spürte die Kühle auf ihrem Gesicht, und sie merkte, dass die Stille zugenommen hatte, eben weil sie sich nicht mehr bewegte.
    Irgendwann war es vorbei. Marina konnte nicht mehr anders. Sie musste etwas unternehmen, und sie öffnete den Mund, um zunächst mal tief Luft zu holen.
    Danach fühlte sie sich besser, denn sie dachte auch darüber nach, dass sie nicht angegriffen worden war und die große Gefahr zunächst mal in einer relativen Ferne lag.
    Dann fasste sie einen Entschluss. Egal, ob er richtig oder falsch war, sie würde ihn durchziehen. Es brachte ihr nichts, wenn sie noch weiterhin hier stehen blieb und wartete. Sie musste etwas unternehmen.
    Das tat sie auch.
    Sie ging einfach in die Richtung, in die sie auch geschaut hatte.
    Der Nebel war überall, der Wald ebenfalls, und deshalb konnte sie einfach nur auf ihr Glück vertrauen.
    Es wurde kein normaler Spaziergang.
    Bei Dunkelheit und Nebel durch den Wald zu gehen, war alles andere als einfach. Sie musste sich vortasten. Sie musste auf jeden Schritt achten. Es gab überall Hindernisse, ob nun vor ihr am Boden oder auch in Kopfhöhe.
    Normal konnte sie nicht laufen. Immer wieder musste sie den Kopf einziehen, um nicht von irgendwelchen Ästen oder tief hängenden Zweigen erwischt zu werden.
    Der Untergrund kam ihr vor wie eine gewaltige Welle. Mal ging sie höher, mal tiefer. Mal war der Boden glatt, dann wieder weich durch das liegende Laub.
    Mit einer normalen Umgebung konnte sie diese Welt nicht vergleichen. Sie fühlte sich versetzt in ein böses Märchen, in dem sie die Hauptperson war und das sicherlich kein gutes Ende nehmen würde. Sie selbst traute sich nicht so viel zu.
    Zu hören waren nur die Geräusche, die sie verursachte. Es gab keine Vogelschreie in diesem Nebelwald. Sie war völlig allein. Sie musste immer wieder anhalten und Hindernisse aus dem Weg gehen, und sie wusste auch nicht, ob sie im Kreis ging oder die normale Richtung beibehielt.
    Plötzlich blieb sie stehen!
    Etwas war anders geworden. Zwar hatte sie kein zu lautes Geräusch vernommen, aber es hatte sich schon etwas verändert, und das ließ bei ihr die Alarmglocken schrillen.
    Stimmen? Oder eine Stimme? Vielleicht auch ein leiser Schrei?
    Oder undefinierbare Geräusche?
    Sie hatte keine Ahnung, aber sofort dachte sie an die schwarzhaarige Blutsaugerin. Seltsamerweise trieb der Gedanke keine Furcht in ihr hoch, denn sie blieb relativ gelassen, und auch ihr Herz klopfte nicht stärker.
    Angst kannte sie in diesem Moment nicht, als sie wieder nach vorn ging und sich über das leise Rascheln des Laubs ärgerte. Im Augenblick hielt sich die Hexe im Bereich der Laubbäume auf, was ihr schon entgegenkam, denn so konnte sie sich von einem Baum zum anderen tasten und hinter den Stämmen Deckung nehmen.
    Dann zuckte sie zusammen, weil sie einen wütenden Schrei hörte.
    Er klang so dünn und fern, war aber bestimmt nah, denn die Laute wurden vom Nebel verschluckt, und der Schall hallte unheimlich zwischen den dicht stehenden Baumstämmen.
    Es war der Schrei eines Mannes gewesen, den sie gehört hatte. Ein Schrei voller Wut, voller Hass, voller Aggression.
    Kurz darauf erklang ein weiterer Schrei. Diesmal war es eine Frau, die brüllte, und auch dieser Schrei war voller Hass und Zorn.
    Marina vergaß ihre Umgebung. Sie wartete nur voller Spannung ab, was da auf sie zukam…
    ***
    Sofia machte ihr Versprechen wahr. Sie kletterte den Baum hoch, um Marek herunterzuholen.
    Der Pfähler stand noch immer am gleichen Platz. Er wusste, wie gefährlich seine Lage war, aber er wollte sie nicht verändern.
    Er blickte nach unten. Zunächst war nichts zu

Weitere Kostenlose Bücher