1391 - Die Nacht des Pfählers
durchstoßen und war tief in den Körper eingedrungen.
Er bewegte sich nicht mehr.
Er lag da wie tot, als würde er im nächsten Moment in den Verfaulungsprozess übergehen.
Das hatte Marek oft genug gesehen.
Er gab auch zu, dass es ihm stets eine gewisse Befriedigung bereitet hatte, und er hätte auch jetzt gern zugeschaut. Es wäre wirklich das Höchste in seinem Leben gewesen, wäre Dracula II vor seinen alten Augen vermodert.
Aber Mallmann war leider nicht allein.
Das merkte Frantisek sehr schnell, als er aus der Höhe den Schrei hörte.
Sofia hatte er in den letzten Sekunden vergessen, doch sie war Zeugin seiner Tat gewesen. Sie gehörte zu den Blutsaugern, und sie würde alles daransetzen, Mallmann zu rächen, denn er war der Herrscher der Vampire gewesen und vor allem ihr Meister.
Marek hörte nicht nur den Schrei, er sah sie auch springen.
Er schnellte hoch. Er musste auf die Beine kommen, und dafür blieb ihm auch Zeit, denn Sofia war bei ihrem Sprung falsch aufgekommen. Etwas war mit ihrem linken Bein passiert. Sie stand zwar, aber sie hatte Probleme, eine normale Haltung einzunehmen, denn sie war zur linken Seite hin weggeknickt.
Frantisek überlegte, ob er die Gunst des Augenblick nutzen sollte, um sie ebenfalls zu pfählen.
Er ließ es bleiben. Die Unperson wartete nur darauf. Auch wenn sie behindert war, würde sie sich trotzdem wehren können, und der eine große Sieg reichte Marek zunächst. Hätte er seine Silberkugel-Beretta bei sich gehabt, dann hätten die Dinge anders ausgesehen.
Mit einem schnellen Schuss war hier viel zu machen, doch er konnte sich keine Waffe herbeizaubern.
Sofia schüttelte den Kopf. Ihr Gesicht verzerrte sich dabei. Speichel erschien an ihren Mundwinkeln. Sie ging einen Schritt auf Marek zu, und der sah, dass sie humpelte. Aber zugleich hatte sie die Hände bewegt, und die waren blitzschnell zu den beiden Messern geglitten, die plötzlich, wie durch Zauberei, in ihren Händen lagen.
Frantisek Marek hatte nicht erlebt, wie gut diese Person mit den Messern umgehen konnte, aber er ging davon aus, dass sie perfekt darin war, und plötzlich sah er den Nebel als Chance.
Um zu werfen, musste Sofia ihre Arme erst in die richtige Position bringen. Auch wenn dies nur eine kurze Zeitspanne in Anspruch nahm, der Pfähler nutzte sie und tauchte plötzlich hinter einen Baumstamm. Er hörte den wilden Schrei der Wut, da aber befand er sich schon auf der Flucht.
Ob Sofia ihre Messer geworfen hatte oder nicht, war für ihn nicht mehr feststellbar. Wahrscheinlich steckten die Klingen jetzt in dem Baumstamm, seinen Rücken jedenfalls hatten sie nicht getroffen.
Es war sein Wald. Er wurde nun auch zu seinem Schutz. Oft genug hatte Mallmann die Blutsauger hier gejagt. Er hatte sie auf die verschiedensten Arten zur Hölle geschickt, und jetzt war es ihm sogar gelungen, Dracula II zu töten.
Ja, töten! Vernichten! Dafür sorgen, dass er zu Staub zerfiel!
Mit diesem Gedanken musste der Pfähler erst fertig werden. Er toste in ihm wie ein Gewitter, und Marek lachte. Er konnte nicht anders. Es war ein Lachen und Keuchen zugleich, als er durch den Nebel stolperte, weiter in die Tiefe des Waldes hinein.
Das ihm Zweige gegen das Gesicht schlugen und Blätter gegen seine Haut klatschten, das interessierte ihn nicht. Er wollte weg, aber er floh in der Gewissheit, dass er den mächtigen Vampir zur Hölle befördert hatte, und diese Tat kam ihm so vor, als wäre sie der Abschluss seines Lebens…
***
Die Stimmen, die wütenden, hasserfüllten Schreie – sie waren verstummt, und jetzt war es wieder still. Marina stand wieder allein in diesem bösen Märchenwald, umgeben von den feuchten Kleidern des grauen Nebeldunstes und zugleich in einer Stille, die wirklich mehr als tief war.
Die Hexe fühlte sich trotzdem anders als zuvor. Sie sah die Umgebung nicht mehr als so tot und leer an. Sie wusste jetzt, dass es darin Leben gab, das aber nicht mit dem normalen Dasein verwechselt werden durfte, denn sicherlich war zumindest eine der Kreaturen, die geschrieen hatte, ein Vampir gewesen.
Leben bedeutet auch Kampf ums Überleben, und sie glaubte, dass so ein Kampf irgendwo in ihrer Nähe abgelaufen war.
Die Stille wurde von Geräuschen zerstört. Diesmal fand sie die Richtung heraus. Vor ihr entstand das Keuchen, und sie hörte auch, wie Laub in die Höhe gewirbelt wurde.
Mehr Deckung als jetzt konnte sie nicht finden, und so blieb sie an ihrem Platz stehen.
Die Geräusche blieben. Sie
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