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1392 - Der Verfolger

1392 - Der Verfolger

Titel: 1392 - Der Verfolger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Kampf hineingetreten war. Meine linke Schulter war noch immer nicht in Ordnung.
    Ich bewegte den linken Arm, was zum Glück klappte und auch nicht mit starken Schmerzen verbunden war.
    Ein altes Schlachtross wie ich musste schon etwas aushalten.
    Sicherheitshalber drückte ich ein Ohr gegen die Tür, aber zu hören bekam ich nichts. Sekunden später lag meine Hand auf der Klinke. Die Beretta ließ ich noch stecken, denn ich wusste nicht, was mich erwartete, und ich wollte Ellen Gabor auch nicht erschrecken.
    Behutsam drückte ich die Tür auf.
    Ein recht großer Raum breitete sich vor mir aus. Auf der gegenüberliegenden Seite sah ich zwei Fenster, die mehr hoch als breit waren und fast bis auf den Boden reichten.
    Warme Farben herrschten vor. Zwei Sessel mit rotem Stoff bezogen, ein gelber Teppichboden, der einen leicht orangefarbenen Schimmer aufwies. Aber die Einrichtung interessierte mich wenig, denn den Mittelpunkt des Raums bildete eine grausame Szenerie.
    Ellen Gabor saß in einem der beiden Sessel. So starr, als wäre sie gefesselt. Sie schaute ins Leere. Dabei hätte sie eigentlich die Gestalt sehen müssen, die vor ihr rücklings und ausgestreckt auf dem Boden lag.
    Ich sah sie um so besser.
    Der Mann bewegte sich nicht. Obwohl ich ihn zuvor noch nie gesehen hatte, wusste ich sofort, dass es nur ihr Agent Filser sein konnte. Er trug ein Jackett mit einem Karomuster, dazu eine dunkelblaue Cordhose und ein weißes Hemd, das in der Mitte einen roten Streifen zeigte – so dachte ich zuerst.
    Es war auch ein Streifen, nur gehörte der nicht zum Muster des Hemdes. Ich saugte die Luft fast ächzend ein, als ich die furchtbare Wahrheit erkannte.
    Der Mörder hatte ein Messer genommen und es vom Bauchnabel bis zur Kehle hochgezogen!
    ***
    Jemand wie ich erlebt viel im Leben, aber ich bin ein Mensch, der es bisher noch nicht geschafft hatte, sich an das Grauen zu gewöhnen, und ich werde es wohl auch nie schaffen.
    Mich packte eine innerliche Kälte, obwohl mir das Blut in den Kopf gestiegen war. Ich stand und zitterte leicht, während meine Blicke noch mal durch den Raum glitten, um vielleicht etwas zu entdecken, dass auf den Mörder hingewiesen hätte.
    Es war nicht der Fall. Er war gekommen, er hatte getötet, aber er hatte Ellen Gabor am Leben gelassen. Ich hoffte, dass sie mir sagen konnte, was hier geschehen war, obwohl ich so recht nicht daran glaubte, denn sie machte auf mich den Eindruck einer Frau, die völlig weggetreten war. Eine Figur, eine Marionette, jemand, der in eine tiefe Apathie gesunken war und nun in seiner eigenen Welt lebte.
    Ich hatte auch nicht völlig geräuschlos das Zimmer betreten.
    Trotzdem hatte sie nicht einmal den Kopf bewegt.
    Ich sah auch, dass einige Blutspritzer ein Muster auf dem Boden bildeten, das bis zur Tür reichte.
    Ich ging auf Ellen Gabor zu, die im Sessel hockte und sich nicht rührte.
    Es war ein ungewöhnlicher Raum für eine Klinik, fast wie ein normales Wohnzimmer. Ausgerechnet hier hatte der Tod so brutal zugeschlagen. Wenn ich mir Ellen Gabor anschaute, war ich mir nicht mal sicher, ob sie sich an das alles erinnern würde, was hier passiert war.
    Ich wollte nicht stehen bleiben, damit sie beim Sprechen nicht zu mir hochschauen musste. Deshalb zog auch ich mir einen der kleinen Sessel heran und nahm Ellen gegenüber Platz.
    Dabei wartete ich auf eine Reaktion ihrerseits. Sie gab mit keiner Regung zu erkennen, dass sie mich überhaupt sah. Der Kopf blieb gesenkt und der Blick zu Boden gerichtet.
    Trotz ihrer Haltung fiel mir auf, dass sie eine schöne Frau war.
    Das volle rotbraune Haar, eine Figur, die nicht zu schlank war, das feingeschnittene Gesicht – das alles hatte ich schnell aufgenommen, und ich hoffte, dass ich sie aus ihrer Lethargie herausholen konnte.
    Die Tür hatte ich geschlossen. Frank lag bewusstlos im Gang. Er würde noch eine Weile schlafen. Hoffentlich so lange, bis ich herausgefunden hatte, was Ellen Gabor widerfahren war. Und vor allem, wer der Mörder war und wie er ausgesehen hatte.
    Die Frau saß in ihrem Sessel wie eine Leiche, die man festgebunden hatte. Nur die schwachen Atemzüge wiesen darauf hin, dass sie noch am Leben war.
    Ich sprach sie mit leiser Stimme an. »Hallo, Ellen, hören Sie mich?«
    Ich wartete auf eine Reaktion, aber sie schwieg. Den Kopf hielt sie nach wie vor gesenkt. Nicht mal ein leichtes Zucken war mir aufgefallen.
    »Bitte, Ellen. Ich bin gekommen, um Ihnen zu helfen. Sie müssen mit mir sprechen.«
    Sie

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