1394 - Im Auftrag der Toten
schweigend.
Sie öffnete das Oberteil von Guckys Netzkombination, so daß der Nacken freilag, und preßte die Kontaktplatte der Medobox dagegen.
Einige Sekunden lang geschah nichts, dann zischte dreimal eine Hochdruckinjektionsdüse, und im Sichtfeld der Box erschienen Wörter. „In erster Linie waren durch Schock der Glukoseumsatz des Gehirns unter den Bereitschaftsumsatz abgesunken", erklärte die Akonin, während sie die Schrift las. „Das hat zum Erlöschen der Erregbarkeit geführt. Aber es war bereits eine Erholung eingetreten, die durch Injektion eines entsprechenden Mittels beschleunigt wird."
„Ist sein Gehirn geschädigt?" fragte Atlan. „Die Box hat unregelmäßige bioelektrische Potentialschwankungen im Gehirn registriert, aber sie sind nicht typisch für krankhafte Veränderungen", antwortete Iruna. „Nein, es gibt keine Anzeichen für irreparable Schäden."
„Aber er leidet, sonst hätte er nicht gewimmert", warf Eirene ein. „Es handelt sich um ein schweres psychisches Trauma", sagte Iruna. „Dagegen ist ihm ein hochwirksames Mittel injiziert worden, so daß es bereits abklingt."
Sie strich behutsam über den Kopf des Ilts. „Gucky!" sagte sie eindringlich. „Kannst du mich hören?"
Die Schnurrhaare des Ilts zitterten, dann öffnete sich der Mund ein wenig. „Iltu?" flüsterte er kaum hörbar.
Iruna sagte nichts, sondern hielt statt dessen einen Finger vor ihre Lippen, um die Gefährten zum Schweigen zu ermahnen.
Sekunden später sagte Gucky etwas lauter: „Iltu!"
Als er abermals keine Antwort bekam, öffneten sich seine Augen. Sie blickten die Akonin lange Zeit starr an, dann sagte Gucky: „Nein, du bist nicht meine Iltu."
„Wer bin ich?" fragte Iruna.
Abermals musterte der Ilt sie, dann blitzte der Schalk in seinen Augen auf ,und er sagte: „Du bist Kazzenkatts Schwester!"
Es zuckte schmerzlich um Irunas Mundwinkel. Solche Bemerkungen konnten uralte Alpträume in ihr zu neuem Leben erwecken, denn irgendwann einmal war sie genauso Kazzenkatts Schwester gewesen wie Iruna von Bass-Teth. Ihre Fähigkeit, im Zerotraum die Grenzen von Raum und Zeit zu überwinden, war ein Erbe der Verschmelzung ihrer ÜBSEF-Konstante und der ÜBSEF-Konstante der Sarlengort, die von Agenten der Genetischen Allianz durchgeführt worden war.
Aber auf Dauer hatte sich nur die ÜBSEF-Konstante der Akonin aus uraltem Hochadel stabil gehalten, während die ÜBSEF-Konstante der Sarlengort allmählich verwehte - bis auf einen winzigen Hauch, der nicht mehr als ein Schatten hinter Irunas Geist war.
Dieser Hauch ließ sich von Irunas starker Persönlichkeit ertragen, aber jede Erinnerung an ihren schizoiden Seelenzustand während des Zusammenseins mit der Psyche von Kazzenkatts Schwester wirkte traumatisch auf sie.
Atlan kauerte sich neben sie, legte einen Arm um ihre Schultern und sagte: „Nimm es dir nicht zu Herzen, Liebste. Es war bestimmt nicht so gemeint."
Iruna drückte seine Hand, holte tief Luft und erwiderte lächelnd: „Natürlich war es nicht so gemeint. Gucky wollte mich nur necken und hat dabei über die Stränge geschlagen, weil er sich noch nicht wieder ganz unter Kontrolle hat. Aber sein Verhalten beweist, daß er zumindest nicht an Amnesie leidet. Ich bin jetzt sicher, daß sein Gehirn nicht geschädigt ist."
„Natürlich nicht", lispelte der Ilt, dann sagte er: „Falls ich dich gekränkt haben sollte, tut es mir leid, Iruna."
Die Akonin lachte, nahm ihn auf den Arm und drückte ihn. „Du machst unheimlich schnelle Fortschritte, Mausehund. Hoffentlich bist du bald wieder ganz in Ordnung. Du weißt, wir müssen Perry retten."
Gucky kuschelte sich an sie und erwiderte: „So könnte es ewig sein."
Er richtete sich kerzengerade auf. „Oh, Perry ist ja tatsächlich in Gefahr!" stieß er hervor. „Warum brechen wir nicht endlich auf? Ich muß ja nicht gehen. Mein Gravopak ist in Ordnung, hoffe ich."
„Das werden wir gleich feststellen", sagte Atlan. „Du hattest uns vielleicht einen Schrecken eingejagt.
Mach so etwas niemals wieder, hörst du!"
„Großes Ehrenwort!" versicherte der Ilt und hob die rechte Hand zum Schwur - während er die linke zum Boden ausstreckte. „Mohrrübenentzug!" sagte Atlan kategorisch. „Bei jedem Verstoß gegen die Disziplin!"
„Oh!" machte Gucky nur und verbarg die linke Hand in einer Beintasche.
Iruna stellte ihn auf die Füße. Er schwankte wie ein Halm im Wind, so daß die Akonin ihn gleich wieder festhalten mußte.
Danach aktivierte sie
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