1395 - Kampfkommando Ragnarök
Galbraith Deighton los. In der Zentrale waren Mustafa Hacifazlioglu und Jukku ten Delleert bereits alarmiert. „Was hat das zu bedeuten?" rief der LPV-Spezialist. „Später", antwortete Deighton. „Sie darf nicht entkommen. Hinterher! Alarmstart. LPV! Blockiere ihren Hyperfunksender, aber nicht die ATG-Spezialverbindung."
Das Problem erkannten die Männer sofort. Die Space-Jet konnte sich nur im Normalraum bewegen. Um sie aufzubringen, war die VALLARTA gezwungen, auf das ATG-Feld zu verzichten. Das aber stellte ein unvertretbares Risiko dar, denn dann würden die Hauri das Tsunami-Großraumschiff schnell entdecken.
Die VALLARTA raste in den Himmel von Jekyll. Die Space-Jet besaß bereits einen Vorsprung von fast 200.000 Kilometern. „Zeitfaktor 0,5 Sekunden", verlangte der Gefühlsmechaniker. „Sie soll uns auch nicht orten können."
„Sie?" fragte Mustafa Hacifazlioglu. „Alexandra Alexoudis. Oder ein Wesen, das sich als Alex ausgibt. Die richtige Alex ist schon seit vielen Wochen nicht mehr am Leben."
Die VALLARTA verschwand aus der Realgegenwart. Deighton schaltete selbst die ATG-Spezialverbindung zur fliehenden Space-Jet. „Alex! Melde dich! Du kannst uns nicht entkommen."
Tatsächlich erschien der Kopf der Frau auf dem Kommunikationsschirm. „Was habt ihr mit dem Hypersender gemacht, ihr Verräter?" schimpfte sie. „Er ist blockiert", antwortete Deighton, während er auf den Ortungsanzeigen beobachtete, daß die VALLARTA den Vorsprung schnell aufholte. „Du kannst deine Freunde nicht mehr warnen. Und du kannst nicht entkommen. Wir sind hinter dir, und voraus wartet die BELEM."
„Ihr kriegt mich nie!" schrie die Frau. „Und ihr werdet alle sterben!"
„In dreißig Sekunden habe ich sie erreicht", teilte Mustafa Hacifazlioglu dem Gefühlsmechaniker mit. „Ich denke, wir schaffen sie in weniger als einer Minute mit den Traktorstrahlen an Bord, wenn wir den ATG abschalten."
„Eine Minute können wir riskieren", entschied Deighton. „Es sind keine Raumschiffe der Hauri in der Nähe. Ich halte die falsche Dame noch etwas hin. Sie weiß ja nicht, wo wir sind."
Er aktivierte wieder die Spezialverbindung. „Wir sind in vier Minuten bei dir, Alex. Oder wie du wirklich heißen magst. Du kannst uns nicht entkommen. Für wen arbeitest du?"
Die schwarzhaarige Frau lachte nur. „Für die Diener des Hexameron", sagte Galbraith Deighton, wobei er gleichzeitig das Bordchronometer im Auge hatte. Hacifazlioglu brauchte noch zehn Sekunden. Er überließ dem Kommandanten und erfahrenen Piloten die weiteren Aktionen, die der LPV voll unterstützte. „Fahr zur Hölle!" schrie die falsche Alexandra Alexoudis und unterbrach von ihrer Seite aus die Verbindung.
Im gleichen Moment fiel die VALLARTA in die Realgegenwart zurück. Die Space-Jet befand sich nur wenige hundert Kilometer entfernt. „Warum wechselt sie nicht wieder auf Überlicht?" sinnierte Jukku ten Delleert laut. „Das wäre doch der einzig logische Schritt."
Mustafa Hacifazlioglu jagte die VALLARTA über die SERT-Steuerung an den kleinen Diskus heran. Der LPV steuerte die Traktorstrahlen. Die Space-Jet wurde eine rasche Beute der Energiefinger. Das Hangartor war bereits geöffnet. Mit zunehmender Geschwindigkeit glitt das Beiboot heran. Die Entfernung betrug noch wenige Dutzend Meter, als sich Galbraith Deighton an den Kopf faßte. „Traktorstrahl sofort abtrennen!" schrie er. „HÜ-Schirm auf Vollast! ATG ein! Volle Beschleunigung!"
„Was soll das?" staunte Jukku ten Delleert. „Bist du übergeschnappt? Wir haben sie im Griff, und da sollen wir aufgeben?"
„Tut, was ich sage!" Deightons Faust donnerte auf die Steuerkonsole.
Auch der LPV reagierte etwas zu langsam. Nur Mustafa Hacifazlioglu befolgte die Anweisungen ohne Zögern. Er beschleunigte mit vollen Werten und trennte die Energiezufuhr für die Traktorstrahlen. Zu mehr kam er nicht.
Die explodierende Space-Jet beutelte das Tsunami-Großraumschiff, aber noch während der Entladung der Energien fuhr der LPV den HÜ-Schirm hoch und vermied damit größere Schäden. Sekunden später befand sich das Schiff wieder in der nahen Zukunft. „Schadensmeldung", tönte der LPV. „Ein Hangartor zerstört. Eine Zwillings-Transformkanone beschädigt."
Vom Beiboot zeigten sich nur noch glühende Trümmer. „Zurück nach Jekyll", sagte Galbraith Deighton und ließ sich in einen freien Sessel fallen. „Mach' ich", bot sich Jukku ten Delleert an, dem sein schlechtes Gewissen anzusehen
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