1398 - Tänzer, Tod und Teufel
orientalischen Vergangenheit, eingeschlossen Szenen aus Tausendundeiner Nacht.
Durch das Schwitzen war sein Körper glatt geworden. Bevor er ins Becken stieg, nahm er das größere Tuch und band es sich um. Er schob seine Füße in zwei Filzpantoffeln, um auf dem glatten Boden nicht auszurutschen. Dann lief er auf das Becken zu, dessen Wasser durch die Fliesen eine hellgrüne Farbe erhalten hatte.
Er schaute hinein, er sah die Treppe, die er gehen konnte, und ließ das Handtuch fallen. Neben dem Beckenrand blieb es liegen, und Gürük stieg ins Wasser.
Zuerst kam es ihm kalt vor. Fast zu kalt, aber er gewöhnte sich schnell daran, und sein mächtiger Körper glitt hinein in den kreisrunden Pool.
Schwimmen, tauchen, sich wohlfühlen. Nach der Hitze und dem Dampf die Kühle genießen.
Gürük drehte sich auf den Rücken. So schaute er gegen die Decke und hinein in das dunkle, aber mit zahlreichen Sternen bestückt All, denn unter der Kuppel hatte er zahlreiche kleine Lichter anbringen lassen, die eben wie Sterne funkelten.
Auf seinen Lippen lag plötzlich ein Lächeln, denn er mochte diesen Anblick.
Er war einfach wundervoll, und er hätte am liebsten zwischen all den funkelnden Lichtern seine eigene Bahn gezogen.
Es blieb ein Wunschtraum, und so konnte er sich nur auf die Gegenwart konzentrieren. Er ließ sich treiben. Das Wasser trug ihn, nur ab und zu bewegte er sich.
Dann tauchte er ab. Damit beendete er seinen Saunagang. Er würde das Becken verlassen, sich abtrocknen, sich anziehen und zurück in sein Büro gehen.
Er tauchte wieder auf.
Zumindest versuchte er es, aber etwas hinderte ihn. Gürük merkte, dass er mit dem Kopf die Wasserfläche durchbrach, er aber nicht in der Lage war, einzuatmen. Etwas klebte in seinem Gesicht fest und hing zudem über seinem Kopf.
Was war das?
Nach dieser Frage schoss die Panik in ihm hoch, denn so etwas kannte er nicht. Er schlug mit seinen Armen um sich, ohne zunächst etwas zu erreichen. Er schlug nur mit den Handflächen auf die wellige Oberfläche, fluchte auch, griff nach oben und bekam das zu fassen, was über seinem Kopf hing. Es war ein Gegenstand, der sich mit Wasser vollgesaugt hatte. Wie eine Plane, doch die war es nicht, sondern sein großes Tuch, das eigentlich am Beckenrand hätte liegen müssen.
Jetzt nicht mehr.
Und von allein konnte es sich nicht bewegen!
In diesem Moment des Erkennens fing sein Herz an, rasend zu schlagen. Es war furchtbar. Die Angst ließ es in seiner Brust hämmern, und Gürük erlebte eine starke Atemnot.
Obwohl sich sein Kopf über Wasser befand, glaubte er, ersticken zu müssen, aber es gelang ihm, das Tuch zu packen und es von seinem Kopf zu reißen. Mit einer wilden Bewegung schleuderte er es weg. Er selbst blieb in dem nicht zu tiefen Becken stehen und schnappte nach Luft.
»Gürük!«
Die Stimme, der Ruf!
Der Türke erstarrte. Er musste sich drehen, um den Sprecher zu sehen, und er tat es so langsam, als hingen schwere Gewichte an seinen Gliedern. Sein Gesicht war starr geworden, und er merkte, dass sich in seinem Innern etwas zusammenzog.
Dann erst schaffte er es, zum Beckenrand zu schauen. Dort wartete die düstere Gestalt, die als Waffe einen Säbel hielt.
Gürük wusste, dass ihn der Tänzer, der Tod und der Teufel gefunden hatte…
***
Wir waren froh, dass Sema Mayek uns begleitete. Sie war Türkin oder vielmehr türkischer Abstammung, und sie würde mit ihren Landsleuten am besten zurechtkommen, wobei wir uns Gürük selbst vornehmen wollten.
Für mich war der Wäschereibesitzer nichts anderes als ein Hundesohn. Einer, der den Menschen nach außen hin Arbeit gab, tatsächlich aber nur an seinen Profit dachte und wenn nötig dabei auch über Leichen ging.
Schon einmal waren wir hier gewesen. Da allerdings auf Tanners Anforderung. Nun betraten wir den Laden erneut und gelangten, nachdem wir einen kurzen Flur durchquert hatten, in den Bereich, in dem auch das Büro des Türken lag.
Eine kleine Frau in einem engen blauen Kittel lief uns entgegen.
Sie machte einen überhasteten Eindruck, und sie war aus Richtung des Büros gekommen.
Sema stoppte sie.
Die Frau erschrak, auch weil sie uns sah, denn wir standen wie zwei Leibwächter hinter der Kollegin.
Sema sprach die Frau an, die zuhörte, nickte und auch den Kopf schüttelte.
Das sah alles nicht sehr positiv für uns aus. Ich wollte von Sema wissen, was sie erfahren hatte.
»Gürük ist nicht da. Zumindest nicht in seinem Büro.«
»Und wo steckt er
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