1399 - Ich, der Henker
Leibwächter ausgesucht hat.«
»Das ist mir eine Spur zu hoch. Tatsache ist nur, dass Assunga die Vampirwelt für ihre Hexen will.«
»Klar, eine Welt ohne Leben.«
»Sie wird es ändern.«
»Bist du dir da sicher?«
»Nenn mir ein anderes Motiv.«
»Keine Ahnung.«
Wir konnten es drehen und wenden, es blieb auch weiterhin ein Problem.
Irgendwie fühlte ich mich schon jetzt wie ein Einsiedler auf einem fremden Planeten. Gewisse Dinge waren eben verdammt schwer, in die Reihe zu bringen.
»Aber du hast auf mich gewartet, Jane.«
»Natürlich. Man hat mir doch erklärt, dass du kommen würdest.«
Sie deutete auf das Schwert. »Aber nicht mit dieser Waffe. Soll sie Mallmann vernichten?«
»Ja, wenn es nach Assunga geht.«
»Und?«
»Ich weiß es nicht, Jane. Ich weiß nicht, was sich das Schicksal noch für uns ausgedacht hat.« Nach diesen Worten trat ich dicht an den Spiegel heran, der so etwas wie ein transzendentales Tor war, durch dessen Eintritt Grenzen überschritten werden konnte, die man auch als Dimensionen bezeichnete.
Ich legte eine Hand gegen die Fläche. Sie war zu spüren. Sogar ein leichtes Vibrieren, nur fasste meine Hand nicht hindurch.
»Da ist nichts, John. Diese Chance hat man uns genommen. Ich denke, dass sich das Tor erst wieder öffnen wird, wenn es Mallmann nicht mehr gibt. Um ihn drehte sich alles. Ich kann mir vorstellen, dass man uns so lange gefangen halten wird, bis es Dracula II nicht mehr gibt.«
Jane Collins stand auf. Sie trug eine dunkle Bluse, einen hellen Pullover und eine braune Lederjacke, die auf den Hüften endete.
»Können wir?«
»Wohin?«
»Mallmann suchen. Oder hast du vor, hier noch länger in der Hütte zu bleiben?«
»Das wiederum nicht.«
»Dann lass uns gehen.« Sie trat dicht an mich heran, küsste mich auf die Wange und flüsterte, als wollte sie mir Trost spenden: »Wir schaffen es, John. Ich weiß, dass wir es schaffen…«
***
Seine Welt! Seine wunderbare Welt. Das Reich der Düsternis, der Schatten, der ewigen Nacht. Eine Welt, in der sich kein Mensch wohlfühlen konnte, die allerdings für einen Vampir wie geschaffen war. Auf diese Welt war Dracula II einmal so stolz gewesen und musste nun erleben, wie sie ihm entglitt.
Die Annektion durch den Schwarzen Tod hatte er überwunden.
Da gab es keine Probleme mehr. Er hätte seinen Feinden sogar dankbar sein müssen, dass sie den mächtigen Dämon vernichtet hatten.
Er hatte gedacht, dass diese Welt nun frei für ihn wäre, doch wieder hatte es jemand geschafft, sie zu besetzen, zwar nicht ganz, aber die Fremden hatten sich einen ersten Posten geschaffen.
Als riesige Fledermaus war er durch die Luft geflogen. Von oben her hatte er die perfekte Aussicht genossen, und es hatte nicht lange gedauert, da war ihm der Schein aufgefallen.
Rot, flackernd und feurig!
Ja, es war das Feuer. Die Flammen, die sich mit ihren langen Armen in den dunklen Himmel fraßen und das Flair dieser einst so düsteren Welt zerrissen.
Alles war anders geworden. Es gab die Dunkelheit nicht mehr an dieser Stelle, und Mallmann hätte schreien können vor Wut. Auch wenn er als riesige Fledermaus unterwegs war, so waren seine Gedanken mit denen eines Menschen identisch.
Er hatte aufgrund der großen Entfernung noch nicht alles gesehen, dazu musste er näher an das Ziel heran. Ihm war auch klar, dass es für ihn eine böse Überraschung geben konnte.
Die Bewegungen der mächtigen Schwingen waren sanfter geworden. Langsamer näherte er sich dem Ziel. Der Blick hatte sich geschärft. Je tiefer er sank, um so besser konnte er sehen, was sich unter ihm auf dem Erdboden tat.
Das Feuer loderte. Es war weit zu sehen. Ein riesiger Holzstoß war in Flammen gesetzt worden. Material, das erst herangeschafft werden musste, denn in der Vampirwelt gab es das nicht.
Feuer, Funken und Rauch mischten sich. Sie jagten ihm entgegen.
So entstand ein ständiges Wechselspiel, eine Unruhe über dem Feuer.
Mallmann flog tiefer. Nicht sehr schnell. Er bewegte sich auch nicht direkt über dem Feuer, sondern sank etwas abseits nach unten.
Er sah die Frauen, die sich dort aufhielten. Sie tanzten nicht um die Flammen herum, nein, aber sie verhielten sich auch nicht normal. Sie bewegten sich langsam hin und her. Manchmal gingen sie aufeinander zu, dann trennten sie sich wieder, aber je länger er sie beobachtete, um so mehr wurde ihm bewusst, dass es in der Nähe des Feuers sogar ein Ziel gab, zu dem sie immer wieder hinschauten oder
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