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1399 - Ich, der Henker

1399 - Ich, der Henker

Titel: 1399 - Ich, der Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sie zu und hatte sehr schnell das Gefühl, aus ihrem Innern beobachtet zu werden. Aber ich sah keine Bewegung und hörte auch nichts. Mich umgab weiterhin diese Stille, die nur durch das Schleifen meiner Sohlen unterbrochen wurde.
    Die Tür war nicht völlig geschlossen. Das ging auch nicht, weil sie schief in den Angeln hing.
    Ich drückte mich seitlich über die Schwelle und betrat die Unterkunft, in der es nur unwesentlich dunkler war als draußen. Den Spiegel an der gegenüberliegenden Seite gab es noch. Es war keiner, in dem sich ein Mensch sehen konnte. Seine Oberfläche wirkte wie aufgeraut, genau das war seine Besonderheit.
    Auf den Spiegel ging ich nicht zu, denn etwas anderes hatte meine Aufmerksamkeit erregt.
    Es war eine blondhaarige Frau, die vor dem Spiegel saß und auf mich gewartet zu haben schien.
    Ich hatte die Schwelle kaum hinter mich gelassen, als sie die rechte Hand hob und mich begrüßte.
    »Hi, John«, sagte sie.
    Ich nickte. »Hallo, Jane…«
    ***
    Ja, ich erlebte keine Halluzination. Auf dem Stuhl saß tatsächlich meine Freundin Jane Collins, die man ebenfalls in diese Welt geschafft hatte.
    »Nun ja, das ist eine Überraschung. Du hättest mir bei unserem Telefonat ruhig erzählen können, dass du die Absicht hattest, hierher zu kommen.«
    Jane lachte auf, aber dieses Lachen klang nicht fröhlich. »Die Absicht hatte ich ganz gewiss nicht, John. Kaum hatte ich aufgelegt, da erschien Justine, und mit ihrem unvergleichlichen rauen Charme bat sie mich, mit in die Vampirwelt zu kommen.«
    »Sie hat dich gezwungen!«
    »Klar – was denkst du denn?«
    Ich nickte. »Das hätte ich mir denken können.« Mehr sagte ich vorerst nicht, sondern machte mich auf einen kleinen Rundgang durch die Hütte. Hätte hier die Sonne geschienen, wären ihre Strahlen auch durch das halb zerstörte Dach gefallen, an dem noch niemand mit einer Reparatur begonnen hatte.
    Einige Bretter lagen im Weg, über die ich steigen musste. Ich sah den dunklen Staub, der an den Wänden klebte, als würde er durch eine Feuchtigkeit dort gehalten.
    »Warum sagst du nichts, John?«
    Ich hob die Schultern. »Was willst du hören? Dass man uns beide zu Spielbällen gemacht hat? Dass wir Entscheidungen nur in einem begrenzten Rahmen treffen können?« Ich wies auf den Spiegel. »Willst du nicht aufstehen und durch ihn wieder verschwinden?«
    »Das würde ich gern. Nur hat man uns diesen Rückweg verschlossen. Justine hat es mir erklärt.«
    »Dann ist sie auch hier irgendwo?«
    »Ich denke schon.«
    »Und was treibt sie hier?«
    »Sie will sehen, wie Mallmann vernichtet wird. Genau darauf fährt sie ab.«
    »Ausgerechnet sie?«, fragte ich. »Sie war es doch, die Mallmann vor den Hexen der Assunga gerettet hat. Du warst dabei, Jane, du hast es gesehen.«
    »Die Zeiten sind vorbei, John. Damals reagierte Justine eher instinktiv, weil es ein Vampir war, der vernichtet werden sollte. Aber Mallmann hat sie in den letzten Monaten zu oft bedrängt, und jetzt hat er ihr wohl auch ganz offen gedroht. Er sähe sie als Feindin, wenn sie nicht zurück an seine Seite käme. Das muss er ihr so gesagt haben. Sie fühlt sich in Gefahr, solange er existiert, denn er will nicht akzeptieren, dass sie einen eigenen Weg geht.«
    »Und das soll die ganze Wahrheit sein?« Ich schüttelte den Kopf.
    »Ich kann es nicht glauben, Jane.«
    »Nun, ich kann mir denken, dass sie mit Assunga einen Kompromiss geschlossen hat. Dass sie die Macht will, verstehst du? Und dass sie ihr Desinteresse an dieser Vampirwelt erklärt hat. Eine andere Möglichkeit sehe ich nicht. Sie ist dann frei und spürt nicht mehr Mallmanns Druck.«
    »Klar. Sie holt sich eine Hexe aus dieser Welt, machte sie zu einer Blutsaugerin und lässt sie dann durch mich töten. Perfekt ist das.«
    »Eine falsche Schlange.«
    »Das kannst du laut sagen, Jane. Ich bin sogar davon überzeugt, dass nicht mal Dracula II weiß, was sie wirklich vorhat. Wahrscheinlich spielt sie ihm noch die Verbündete vor, auch wenn sie in der letzten Zeit getrennte Wege gegangen sind. Aber wenn Mallmann nicht mehr ist, hat sie freie Bahn.«
    »Und du sollst ihn töten.«
    Ich verzog die Lippen. »Wenn das mal so einfach wäre. Oft genug haben wir einen Anlauf genommen, und er hat es immer wieder geschafft. Dracula II ist kein Dummkopf. Er wird auch nicht aufgeben, obwohl er in der letzten Zeit einige Niederlagen hat einstecken müssen. Ich habe ihn ja noch mit seinen Wölfen erlebt, die er sich praktisch als seine

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