1399 - Ich, der Henker
wir uns einrichten müssten?«
Was sollte ich dazu sagen? »Wenn ich ehrlich bin nicht, keine konkrete. Aber vielleicht befinden sich dort die Hexen der Assunga!«
»Die sollen hier in der Dunkelheit der Vampirwelt sitzen und auf Mallmann warten?«
»Möglicherweise gibt es auch helle Flecken hier. Ich hab dir schon mal gesagt, dass ich nur einen Teil dieser Welt kenne.«
Ich dachte auch wieder an die riesigen Ghoulwürmer. Bisher waren wir von ihnen noch nicht attackiert worden. Sie lebten in ihren Verstecken, in Spalten in Höhlen, aus denen sie sich urplötzlich hervorschlängelten, um an ihre Nahrung zu gelangen, und ich ging sogar davon aus, dass sie einige der zahlreichen Vampirbewohner hier verschlungen hatten. Man konnte hier einfach nichts ausschließen.
Noch blieben wir in einer gewissen Höhe, aber wir merkten auch, dass sich das raue und karstige Gelände allmählich senkte und wahrscheinlich auf einen Talkessel zulief. Wenn das tatsächlich zutraf, dann hatte die große Fledermaus über dem Tal seine Kreise gezogen.
Jane blieb plötzlich stehen und hielt auch mich zurück. Sie ging ein wenig in die Knie. In dieser unnatürlichen Haltung blieb sie und streckte einen Arm nach vorn.
»Da, sieh doch!«
»Wo?«
»Himmel, genau vor dir.«
Wir sahen einen rötlichen Lichtstreifen, der sich in die Breite zog und seine Quelle in der Tiefe haben musste. Und als wir genauer hinschauten, stellte wir fest, dass dieses Licht leicht zitterte.
Jane Collins war nicht mehr zu halten. Sie zog mich förmlich mit, als wir den Weg fortsetzten und schon sehr bald erkannten, dass das Licht intensiver wurde. Auch die Bewegungen waren deutlicher zu sehen. Daraus schlossen wir, dass irgendwo Fackeln angezündet worden sein mussten, und mir schoss zudem der Begriff Lager durch den Kopf.
Wir mussten jetzt darauf Acht geben, nicht über irgendwelche Hindernisse zu stolpern, die wie aus dem Boden gewachsen vor uns erschienen. Dicke, unförmige Steine, als hätte ein Riese damit gekegelt.
Das aus der Tiefe in die Höhe zuckende Licht hatte einen Schleier über das kleine Tal gelegt, dem wir uns näherten.
Jane Collins lief schneller. Sie wich den Steinen aus. Etwas musste sie antreiben, und als sie stehen blieb, schaute sie nach vorn und drehte sich dann scharf zu mir um.
Ich ging die letzten Schritte und hatte Jane noch fragen wollen, was sie sah. Es war nicht mehr nötig, denn mein Blick glitt in die Tiefe. Das Tal hatte die Form einer Senke. Auch hier gab es keine Bäume oder Sträucher, aber es war trotzdem belebt, auch ein Novum in dieser Welt. Wir erkannten, wie weit es Assunga schon gebracht hatte.
»Das ist Wahnsinn«, flüsterte Jane, »ja, das ist Wahnsinn. Einfach unglaublich…«
***
Dracula II zog weiterhin als Fledermaus seine Kreise. Durch seinen Kopf schossen die wildesten Gedanken, denn was er sah, das wollte er nicht glauben.
Ausgerechnet Justine Cavallo, seine ehemalige Partnerin. Sie war von den Hexen gefangen genommen worden. Von diesen wilden Weibern, die nur Assunga gehorchten.
Mallmann wusste nicht, ob er lachen oder schreien sollte.
Allerdings war in ihm ein wilder Hass hochgestiegen. Er hätte die verdammten Hexen am liebsten gepackt und sie der Reihe nach zerrissen.
Zunächst aber konzentrierte er sich auf die blonde Bestie. Früher waren sie Partner gewesen, später nicht mehr.
Da war jeder seinen eigenen Weg gegangen. Justine hatte es sogar geschafft, sich bei Menschen einzurichten, und lebte zusammen mit einer Freundin unter einem Dach. Das war ihm alles bekannt, er hatte es auch widerwillig akzeptiert, obwohl er immer wieder versucht hatte, sie zurückzuholen.
Justine hatte sich jedoch gesperrt und war ihren eigenen Weg gegangen. Sie hatte sogar gegen ihn gearbeitet, denn in Wirklichkeit wollte sie nur eins, und das war Macht.
Doch die Hexen hatten sie durchschaut und in einen Käfig gesperrt.
Er war aus starken Gittern gefertigt. Sie bestanden aus Metall, das glänzte und den flackernden Flammenschein zurückwarf.
Der Käfig stand etwas abseits vom Feuer. Hin und wieder flogen ein paar Funken in seine Richtung, das war alles, denn die Hexen kümmerten sich nicht weiter um Justine.
Mallmann schaute von oben herab durch die Lücken in den Käfig hinein. Das Haar der blonden Bestie war nicht zu übersehen. Ab und zu erhielt es einen rötlichen Schimmer, als hätte es jemand mit Glutstücken beworfen.
Er wartete. Er zeigte sich noch nicht, aber er freute sich auf die Zeit, wenn
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