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1399 - Ich, der Henker

1399 - Ich, der Henker

Titel: 1399 - Ich, der Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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etwas zu tun. Beinahe kam ich mir lächerlich vor, weil ich das Schwert noch in der Hand hielt. Was ich mit den eigenen Augen sah, wollte ich nicht glauben, aber es stimmte. Es gab Mallmann nicht mehr.
    In meiner Nähe hörte ich ein Geräusch. Von außen her öffnete Justine Cavallo die Tür. Sie trat in den Käfig, und auch Jane Collins hielt es draußen nicht mehr aus. Sie schaute mich aus großen Augen an und schüttete den Kopf.
    Ein Schrei der Wut peitschte in meine Ohren. Er war so etwas wie ein Vorspiel, denn einen Moment später wurde ich von der Cavallo gepackt und herumgerissen. Sie schleuderte mich durch den Käfig, und ich prallte gegen das Gitter.
    Sie stemmte mir ihre rechte Faust entgegen. Ihr sonst so glattes hübsches Gesicht war nur mehr eine Fratze. Verständlich, denn für sie war eine Welt zusammengebrochen. Sie hatte sich alles so perfekt ausgemalt und musste jetzt wieder von vorn anfangen.
    »Was hast du gemacht, Sinclair?«, brüllte sie mich an und sah aus, als wollte sie mir an die Kehle springen.
    Ich hatte mich wieder gefangen und riss das Schwert hoch, damit es sie bedrohte. »Vorsicht, Justine, vorsichtig. Ich habe damit nichts zu tun, verdammt.«
    »Aber er ist weg!«, brüllte sie.
    »Das weiß ich.«
    »Du… du …«
    »Es war nicht John!«
    Jane Collins hatte verbal eingegriffen. Sie baute sich zwischen uns auf, und die Erregung war ihr ebenfalls anzusehen.
    »Es ist nicht John Sinclair gewesen, verdammt. Es war etwas anderes. Du selbst hast es gesehen. Du hast wie ich in den verdammten Käfig geschaut und gesehen, dass er verschwand. Es ist etwas passiert, als John zuschlagen wollte. Er hätte es ja getan«, verteidigte Jane mich weiter. »Aber man hat ihn nicht gelassen.«
    »Wer hat ihn nicht gelassen?«
    »Hast du nicht selbst hingeschaut?«
    Die blonde Bestie hob die Schultern und schüttelte zugleich den Kopf. Sie schien durcheinander zu sein, sie blickte sich um, sie zeigte trotz ihres Vampirdaseins eine recht menschliche Reaktion. Sie war verunsichert, das sah ich verdammt genau.
    »Hast du etwas gesehen oder nicht?«, fragte sie Jane.
    »Kann sein, dass da etwas gewesen ist«, erklärte die Detektivin.
    »Kann alles sein, verflucht noch mal…«
    »Es war Saladin«, sagte ich.
    Jane Collins nickte mir ruhig zu und bewies mir damit, dass ich mich nicht geirrt hatte.
    Justine sagte nichts. Sie stand da und starrte den Boden an. Die Hände hatte sie zu Fäusten geballt, und aus ihrem offenen Mund drangen Zischlaute.
    Das gab mir die Zeit, über Saladin nachzudenken. In den letzten Wochen war viel geschehen, allerdings ohne Saladin, der uns das Leben verdammt schwer gemacht hatte.
    Es war uns nicht gelungen, ihn auszuschalten, aber sein verfluchtes Serum, das sich in Glendas Perkins’ Blut verteilt hatte, war vernichtet worden. Es gab nur mehr zwei Menschen auf der Welt, in deren Adern es floss. Zum einen bei Glenda und zum anderen in Saladin selbst. Er besaß dadurch die Eigenschaft, sich von einem Ort zum anderen beamen zu können, gewissermaßen eine durch eine Erfindung zur Reife gebrachte Teleportation, die er für seine Zwecke hatte missbrauchen wollen, was ihm – wie gesagt – glücklicherweise nicht gelungen war.
    Ich wusste, dass es ihn noch gab, und ich hatte gehofft, dass er sich zurückgezogen hatte und so schnell nicht wiederkam.
    Es war ein Irrtum gewesen.
    Er war gekommen, und er hatte nur auf eine günstige Gelegenheit gewartet. Das beinhaltete auch, dass er mein Tun verfolgt hatte und über uns Bescheid wusste.
    Wenn ich recht darüber nachdachte, hatte er nie allein gearbeitet und sich stets Helfer oder Partner gesucht. Ich erinnerte mich an den Grusel-Star van Akkeren, den es ebenfalls nicht mehr gab, und erneut stand Saladin nicht mehr allein. Er hatte sich einen verdammt günstigen Zeitpunkt ausgesucht, und selbst eine Gestalt wie Mallmann würde ihm verdammt dankbar sein.
    Wir hielten uns noch immer innerhalb des Käfigs auf. Für mich hatte der Ort einen symbolhaften Charakter bekommen, denn wir waren jetzt zu Gefangenen unserer eigenen Aktionen geworden.
    Das Schwert kam mir plötzlich völlig nutzlos vor.
    Auch Jane Collins sagte kein Wort. Sie schaute ebenso ins Leere wie ich, und wahrscheinlich bewegten sich ihre Gedanken auch in die gleiche Richtung.
    Die Cavallo unterbrach das Schweigen schließlich. Zunächst hob sie den Kopf an. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht hatte sich wieder normalisiert. Sie schien das Geschehen akzeptiert zu haben, als sie

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