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14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

Titel: 14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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große Besorgnis hegest. Aber um dich zu beruhigen, magst du mir eine Bitte erfüllen: – leihe mir deinen Dolch, bis ich zurückkehre!“
    „Du sollst ihn haben. Hier!“
    Es war der Schambijah, den mir Eslah el Mahem gegen meinen Dolch geschenkt hatte, und auf dessen Klinge die Worte standen: ‚Nur nach dem Sieg in die Scheide‘. Ich wußte, daß das tapfere Mädchen keineswegs anstehen werde, sich nötigenfalls mit demselben zu verteidigen.
    Nachdem auch Mirza Selim mir einige kurze, fast feindselig klingende Worte des Abschiedes zugerufen, ritt die kleine Kavalkade davon, und wir blickten ihr nach, so lange sie zu sehen war. Dann aber war es auch mit meiner Kraft zu Ende. Halef schien dies eher als ich zu bemerken.
    „Sihdi, du wankst ja!“ rief er. „Dein Angesicht ist wie Scharlach. Zeige mir deine Zunge!“
    Ich tat es.
    „Sie ist ganz blau, Sihdi; du hast ein böses Isitma (Fieber). Nimm Medizin, und lege dich!“
    Ich mußte mich allerdings setzen, denn es wurde mir abermals so schwindelig, daß ich mich nicht aufrecht halten konnte. Jetzt begann ich, ernstlich Sorge zu bekommen, trank Essigwasser und machte auch einen Essigumschlag um den Kopf.
    „Master“, meinte Lindsay, „Ihr könnt wohl nicht mit mir, um nach einem Platz zu suchen, wo ich graben kann.“
    „Nein; ich kann nicht.“
    „So werde ich hier bleiben.“
    „Das ist nicht nötig. Ich habe ein Fieber, wie es auf Reisen oft vorkommt; Halef ist bei mir; Ihr könnt immer gehen, doch entfernt Euch nicht gar weit von hier, denn wenn Ihr auf Schiiten stoßt, stehe ich für nichts.“
    Er ging mit seinen Leuten ab, und ich schloß die Augen. Halef saß besorgt bei mir, um immer neuen Essig auf den Umschlag zu tröpfeln. Ich weiß nicht, wie lange ich gelegen hatte, als ich Schritte vernahm und gleich darauf in unserer unmittelbaren Nähe die barsche Frage hörte:
    „Wer seid ihr?“
    Ich öffnete die Augen. Vor uns standen drei wohl bewaffnete Araber zu Fuß, von deren Pferden nichts zu sehen war. Es waren wilde Gestalten und trotzige Gesichter, von denen man nichts Gutes zu erwarten hatte.
    „Fremde“, antwortete Halef.
    „Ich seid keine Männer der Schia; zu welchem Stamm gehört ihr?“
    „Wir kommen von weit jenseits Egypt herüber und gehören zu den Stämmen der Mugharibeh (Araber aus der westlichen Sahara). Warum fragst du?“
    „Du magst zu den Mugharibeh gehören; dieser andere ist aber ein Franke. Warum steht er nicht auf?“
    „Er ist krank –, er hat das Fieber.“
    „Wo sind die andern, die bei euch waren?“
    „Nach Kerbela.“
    „Auch der andere Franke, der bei euch war?“
    „Der ist mit seinem Leuten in der Nähe.“
    „Wem gehört dieser Rappe?“
    „Diesem Effendi.“
    „Gebt ihn her und auch eure Waffen!“
    Er trat zu dem Pferd und faßte es am Zügel, aber das schien ein sehr gutes Mittel gegen das Fieber zu sein, denn im Nu war es verschwunden und ich stand auf den Füßen.
    „Halt, sprecht zuvor erst auch ein Wort mit mir! Wer das Pferd anrührt, der bekommt eine Kugel!“
    Der Mann trat hastig zurück und blickte ängstlich auf den Revolver, den ich ihm entgegenhielt. Hier, in der Nähe einer Stadt wie Bagdad, hatte er diese Art von Waffe wohl bereits kennen gelernt und fürchtete sie.
    „Ich scherze nur“, sagte er.
    „Scherze, mit wem du willst, nur nicht mit uns! Was willst du hier?“
    „Ich sah euch und glaubte, euch dienen zu können.“
    „Wo habt ihr eure Pferde?“
    „Wir haben keine.“
    „Du lügst! Ich sehe an den Falten deines Gewandes, daß du reitest. Woher weißt du, daß sich hier zwei Franken befinden?“
    „Ich hörte es von den Pilgern, die euch getroffen haben.“
    „Du lügst abermals. Wir haben keinem der Pilger gesagt, wer wir sind.“
    „Wenn du uns nicht glaubst, so werden wir gehen.“
    Sie zogen sich, allerdings mit lüsternen Blicken auf unsere Pferde und Waffen, zurück und verschwanden hinter dem Trümmerhaufen.
    „Halef, du hast sehr unklug geantwortet“, sagte ich. „Komm, wir wollen uns überzeugen, daß sie sich auch wirklich entfernen.“
    Wir folgten den Fremden, aber nur langsam, denn nun kehrte, nachdem sich mein Zorn gelegt hatte, auch die Schwäche zurück, und mir wurde so wirr vor den Augen, daß ich kaum die nächsten Gegenstände scharf zu unterscheiden vermochte.
    „Siehst du sie?“ fragte ich, als wir hinter die Trümmer gekommen waren.
    „Ja; dort draußen laufen sie nach ihren Pferden.“
    „Wie viele Tiere sind es?“
    „Drei.

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