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14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

Titel: 14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gekommen? Na, darüber wollte ich mir den Kopf nicht unnötig anstrengen; Pfundnoten jeder Höhe sind an allen Orten der Erde zu haben. Aber entweder war die Spenderin wirklich sehr reich, oder sie hatte eine ganz ungewöhnliche Teilnahme für mich empfunden. Ich hätte nach Lizan zurückreiten mögen, um ihr zu danken. Mit dem Verlust des Engländers hatte ich auch einen in Kassenbeziehungen hoch anständigen Gefährten eingebüßt; sein öfteres: „Zahle gut, well!“ hatte viel für mich armen Teufel zu bedeuten gehabt; jetzt nun war dieser Ausfall für einige Zeit gedeckt, ein Umstand, welcher mich von einer nicht ganz geringen Sorge befreite.
    Auch Halef war sehr erfreut, als ich ihn von der Bedeutung meines Fundes benachrichtigte, und ich beschloß, diese Freude durch die Mitteilung zu erhöhen, daß ich mit ihm zu den Haddedihn reiten werde, einmal um seiner selbst willen und dann auch wegen der beiden Diener des Engländers, die sich vielleicht noch immer dort befanden. Ich fühlte mich moralisch verpflichtet, dieses Erbteil des Engländers anzutreten.
    Nachdem wir uns in Bagdad gehörig erholt und mit dem Nötigen versehen hatten, reisten wir ab und ließen nur für etwaige Anfragen die Nachricht zurück, wo wir zu finden seien. Wir ritten über Samara nach Tekrit und bogen dann nach West zum Thathar ab, um den Stämmen zu entgehen, mit denen wir früher im Tal der Stufen feindlich zusammengekommen waren, und trafen eine Tagreise vor den berühmten Ruinen von El Hather zwei Männer, welche uns sagten, daß die Schammar sich von ihren gewöhnlichen Weideplätzen nach Südwest gegen El Deïr am Euphrat gezogen hätten, um den fortgesetzten Feindseligkeiten des Gouverneurs von Mossul auszuweichen. Dort langten wir, ohne irgendeine Unterbrechung unserer Reise erlitten zu haben, glücklich an.
    Unsere Ankunft erregte Trauer und Freude zugleich. Amad el Ghandur war nicht angekommen. Der ganze Stamm hatte sich in außerordentlicher Sorge um unser Schicksal befunden, aber noch stets hatte man gehofft, uns wohlbehalten zurückkehren zu sehen. Jetzt nun wurde diese Hoffnung zu Schanden. Der Tod Mohammed Emins versetzte den ganzen Stamm in die tiefste Trauer, und es wurde eine große Trauer veranstaltet, um sein Gedächtnis zu ehren.
    Ganz anders aber war es bei Hanneh, welche sich bei unserm Erscheinen jubelnd in die Arme ihres Halef warf. Er war ganz entzückt von ihrem Anblick, und sein Entzücken verdoppelte sich, als sie ihn und mich in das Zelt führte, um ihm einen kleinen Hadschi zu zeigen, welcher während unserer Abwesenheit sich zur irdischen Pilgerreise eingefunden hatte.
    „Und weißt du, Sihdi, welchen Namen ich ihm gegeben habe?“ fragte sie mich.
    „Nun?“
    „Er heißt – nach dir und seinem Vater – Kara Ben Halef.“
    „Du hast wohl daran getan, du Krone der Weiber und du Blume der Frauen“, rief Halef aus. „Mein Sohn wird ein Held werden, wie sein Vater ist, denn sein Name ist länger als der Speer eines Feindes. Alle Männer werden ihn ehren, alle Mädchen ihn lieben, und alle Feinde werden fliehen, wenn in dem Kampf ertönt der Name Kara Ben Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawud al Gossarah!“
    Natürlich war auch Scheik Malek erfreut, uns wieder zu sehen. Er hatte einen bedeutenden Einfluß auf die Haddedihn gewonnen, und es war vorauszusehen, daß er, wie die Verhältnisse jetzt lagen, recht bald den Rang eines Anführers einnehmen werde. In diesem Fall konnte mein kleiner, treuer Hadschi darauf rechnen, einst zu den Scheiks der Schammar zu gehören.
    Wir besuchten in zahlreicher Begleitung alle die Orte, welche wir bei unserm ersten Aufenthalt gesehen hatten, und des Abends saßen wir im Zelt oder vor demselben, um den neugierigen Arabern unsere Erlebnisse zu erzählen, wobei Halef niemals vergaß, ganz besonders seinen Schutz zu betonen, unter welchem ich mich während der langen Fahrt befunden hatte.
    Die beiden Irländer waren noch vorhanden. Sie waren während unserer Abwesenheit halb wild geworden und hatten sich vom Arabischen so viel angeeignet, als nötig war, sich mit ihren Gastfreunden zu verständigen. Dennoch aber sehnten sie sich fort von hier, und als sie hörten, daß sie auf ihren verschollenen Herrn nicht rechnen könnten, baten sie mich, von jetzt an mich ihrer anzunehmen. Ich sagte zu, denn in dieser Absicht war ich ja hergekommen.
    Mein Entschluß war, nach Palästina zu gehen, und von da zur See nach Konstantinopel. Doch wollte ich vorher

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