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14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

Titel: 14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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erst Damaskus sehen, die Stadt der Ommijaden, und um allen für mich vielleicht unliebsamen Begegnungen von Mossul her aus dem Weg zu gehen, entschloß ich mich, südlich von El Deïr über den Euphrat zu setzen und eine so weit nach Mittag gelegene Richtung einzuschlagen, daß ich über das Haurangebirge nach Damaskus kam.
    Aber die Haddedihn wollten mich sobald nicht von sich lassen. Halef bestand mit allem Nachdruck darauf, mich nach Damaskus zu begleiten; ich durfte ihm diesen Wunsch nicht abschlagen, und da ich ihm doch Zeit geben mußte, seinen glücklichen Familienverhältnissen gerecht zu werden, so dauerte mein Aufenthalt weit, weit länger, als ich vorher beabsichtigt hatte. Woche um Woche verging, die kurze rauhe Jahreszeit war hereingebrochen und neigte sich bereits wieder zu Ende; nun aber ließ ich mich nicht länger halten. Wir reisten ab.
    Ein großer Teil der Stammesangehörigen begleitete uns bis an den Euphrat, an dessen linkem Ufer wir Abschied nahmen: Halef auf kurze Zeit, ich aber für lebenslang. Mit allem Nötigen reichlich versehen, setzten wir über den Fluß und hatten ihn bald aus den Augen verloren. Eine Woche später erblickten wir die Höhen des Hauran vor uns, hatten aber zwei Tage vorher eine Begegnung, welche von einigem Einfluß für spätere Begebenheiten war.
    Wir sahen nämlich des Morgens vier Kamelreiter weit vor uns, welche die gleiche Richtung mit uns einzuhalten schienen. Da den Beduinen des Hauran nicht recht zu trauen ist, so wäre es uns lieb gewesen, Begleiter zu bekommen und darum ritten wir schneller, um jene Reiter einzuholen. Als sie uns bemerkten, trieben auch sie ihre Tiere zu einem rascheren Gang an, doch kamen wir ihnen trotzdem immer näher. Als sie dies erkannten, hielten sie an und wichen seitwärts, um uns vorüber zu lassen. Es war ein älterer Mann mit drei jüngeren, rüstigen Begleitern; sie sahen nicht sehr kriegerisch aus, hatten aber die Hände an den Waffen, um uns Respekt einzuflößen.
    „Sallam!“ grüßte ich, mein Pferd anhaltend. „Laßt die Waffen in Ruhe; wir sind keine Räuber.“
    „Wer seid ihr?“ fragte der ältere.
    „Wir sind drei Franken aus dem Abendland, und dieser mein Diener ist ein friedlicher Araber.“
    Da erheiterte sich das Gesicht des Mannes, und er fragte in gebrochenem Französisch, jedenfalls um sich von der Wahrheit meiner Behauptung zu überzeugen:
    „Aus welchem Land sind Sie, mein Herr?“
    „Aus Deutschland.“
    „Ah“, meinte er naiv, „das ist ein sehr friedliches Land, in welchem die Bewohner nichts tun, als Bücher lesen und viel Kaffee trinken. Woher kommen Sie? Sind Sie vielleicht auch ein Kaufmann wie ich?“
    „Nein. Ich reise, um über die Länder, welche ich sehe, Bücher zu schreiben, die dann zum Kaffee gelesen werden. Ich komme von Bagdad und will nach Damaskus.“
    „Aber Sie tragen ja anstatt des Schreibzeuges so viele Waffen bei sich!“
    „Weil ich mich mit dem Schreibzeug wohl schwerlich gegen die Beduinen verteidigen könnte, welche den von mir eingeschlagenen Weg unsicher machen.“
    „Das ist wahr“, nickte der Mann, der sich einen Schriftsteller nicht anders vorgestellt zu haben schien, als mit einer gigantischen Feder hinter dem Ohr, ein Sattelpult vor sich und zu jeder Seite des Pferdes ein riesiges Tintenfaß. „Jetzt haben sich die Anazeh nach dem Hauran gezogen, und gegen diese muß man vorsichtig sein. Wollen wir zusammenhalten?“
    „Gern. Sie gehen auch nach Damaskus?“
    „Ja. Ich wohne dort; ich bin Kaufmann und mache jährlich mit einer kleinen Karawane eine Handelsreise zu den Arabern des Südens. Von einer solchen kehre ich jetzt zurück.“
    „Gehen wir über den östlichen Hauran, oder halten wir uns links nach der Mekkastraße hinüber?“
    „Welches wird das beste sein?“
    „Das letztere jedenfalls.“
    „Ich stimme bei. Waren Sie schon einmal hier?“
    „Nein.“
    „Dann werde ich Sie führen. Vorwärts!“
    Das vorherige Mißtrauen des Kaufmanns war vollständig verschwunden. Er zeigte sich als offener, redseliger Charakter, und bald erfuhr ich, daß er eine nicht unbedeutende Summe bei sich trage, die er aus seinen Waren gelöst habe. Zwar war er von den Arabern meist mit Naturalien bezahlt worden, hatte diese aber vorteilhaft verkaufen können.
    „Auch mit Stambul stehe ich in lebhafter Verbindung“, meinte er. „Gehen Sie auch dorthin?“
    „Ja.“
    „Oh, dann können Sie mir einen Brief an meinen dortigen Bruder besorgen, wofür ich Ihnen sehr

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