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14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

Titel: 14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Kleidung, aber mehr als hinreichend bewaffnet.
    „Ah, du erwartest uns!“ flüsterte er. „Hier hast du deine Pistolen und hier auch deinen Fez.“
    Er nahm beides aus den Händen des ihm Folgenden, der ein Hauptmann war. Während ich die Leute führte, deren gegen dreißig sein mochten, blieb er an der Tür stehen. Meine drei Stuben waren grad voll, als er als der hinterste eintrat. Trotz der schlechten Treppe war alles ohne auffälliges Geräusch abgelaufen.
    „Mache Licht!“ sagte er.
    „Hast du die Tür unten verschlossen?“ fragte ich ihn.
    „Der Riegel ist vorgeschoben.“
    „Und eine Wache hingestellt?“
    „Eine Wache?“ lachte er. „Wozu?“
    „Ich sagte dir bereits, daß ich erst seit heute hier wohne; ich kenne also das Terrain noch nicht genau und muß also auch den Fall im Auge behalten, daß diejenigen, welche du fangen willst, hier in den Hof hereinbrechen und sich durch meine Tür entfernen.“
    „Das laß nur meine Sorge sein“, antwortete er überlegen; „ich weiß genau, was ich zu tun habe!“
    Als das Licht brannte, setzte er es neben die Bretterwand und befahl, zu beginnen. Die vordersten der Soldaten erhoben die Gewehre, um die Wand mit den Kolben einzuschlagen. Dies war geradezu eine Dummheit zu nennen, denn ehe der erste hinübergelangte, waren die Insassen des Hauses gewarnt. Ein einziger kam auf klügere Weise hinüber; kaum war der erste Schlag gefallen, so schob er die Bretter zur Seite, riß meine beiden Messer aus dem Holz und kroch hindurch. Er war längst verschwunden, als der Offizier an der Spitze der Seinigen durch die Bresche drang.
    Ich hatte erst den Gedanken gehabt, nun selbst die Tür zu besetzen, kam aber schnell davon zurück, als ich bedachte, ich sei ja nicht da, um die Fehler anderer zu verbessern. Ich drang also gleich hinter dem Offizier und neben dem Hauptmann drüben ein. In dem Gemach lagen sechs oder sieben Betrunkene und vom Opium Berauschte. Wir sprangen über sie hinweg nach dem Nebenzimmer und sahen eben die letzte Gestalt hinter einer anderen Tür verschwinden. Wir folgten.
    Von unten tönte auch bereits wüster Lärm herauf: die Soldaten waren eingedrungen. Die Stube, in die wir kamen, hatte noch zwei Türen. Wir öffneten die eine und sahen ein Gemach vor uns, welches keinen anderen Ausgang hatte; es war voll von Knaben und Mädchen, welche alle flehend am Boden knieten.
    „Eine Wache an die Tür!“ brüllte der Offizier.
    Er sprang nach der anderen Tür, und ich ihm nach. Da rannten wir mit Omar zusammen, welcher uns entgegenkam.
    „Er ist nicht oben!“ schnaubte er. „Ich muß hinunter!“
    Die Blutrache hatte ihn, uns allen voran, bis an das äußerste Ende des oberen Stockwerkes getrieben.
    „Wer ist oben?“ fragte ihn der Offizier.
    „Mehr als zwanzig Kerle, ganz hinten. Ich kenne keinen davon.“
    Er stieß uns beiseite und eilte nach unten. Wir aber rannten durch mehrere Räume, welche alle erleuchtet waren. Der Überfall war so plötzlich gekommen, daß man vor Schreck vergessen hatte, die Lichter auszulöschen. Später hörte ich, daß der Türwächter unten, als er die Soldaten erblickte, sofort eine Pistole abgeschossen hatte und im Dunkel des Hausganges verschwunden war. Wir im Nebenhaus hatten unter dem Krachen der Kolbenschläge diesen Schuß nicht gehört, wohl aber war er von den Bewohnern des Hauses vernommen worden, die darauf, da der Schuß jedenfalls als ein Zeichen der höchsten Gefahr verabredet gewesen war, schleunigst die Flucht ergriffen. Dies war der Grund davon, daß wir bei unserer Ankunft bereits die vorderen Zimmer geleert fanden.
    Endlich gelangten wir an die Tür des letzten Raumes. Sie war von innen verbarrikadiert. Während die Soldaten sich abmühten, sie mit ihren Kolben zu zertrümmern, vernahm man auch drinnen ein lautes Krachen. Die Tür war stark; sie widerstand zu lange; darum rannte ich durch die Räume alle zurück in unsere Wohnung, um meine Büchse zu holen, denn ich hatte nur die Revolver und Pistolen bei mir; die Messer hatte Omar an sich genommen.
    Als ich mit dem Gewehr zurückkehrte, hatte die Tür immer erst nur einen kleinen Riß. Sie war so dauerhaft gearbeitet, jedenfalls weil der dahinter liegende Raum als letzter Zufluchtsort gegolten hatte und infolgedessen besser verwahrt worden war; auch die Mauer war nicht von Holz, sondern von Ziegeln aufgeführt.
    „Hinweg!“ gebot ich den Leuten. „Laßt mich machen!“
    Mein Bärentöter war allerdings ein anderer Mauerbrecher als die

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