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14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

Titel: 14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Soldaten die Erlaubnis, das Haus des Griechen zu plündern. Dies ließen sie sich nicht zweimal sagen; in der Zeit von zehn Minuten war alles fortgenommen, was sich nicht gar zu schwer transportieren ließ.
    Während dieser Zeit suchte ich den Hauptmann auf, den ich nach dem Offizier fragte.
    „Er steht draußen vor dem Haus“, lautete die Antwort.
    Das wußte ich bereits; aber es lag mir daran, etwas über diesen Mann zu erfahren. Erst hatte ich sein Schweigen geachtet; dann aber war er mir nicht in der Weise begegnet, die ich von ihm erwarten konnte; jetzt nach beendigtem Kampf kümmerte er sich gar nicht um mich, und ich hielt es auch nicht mehr für nötig, diskret zu sein.
    „Welchen Rang bekleidet er?“ fragte ich.
    „Frage nicht“, klang es ziemlich barsch. „Er hat verboten, es zu sagen!“
    Eben deswegen mußte ich es erfahren! Einer der Soldaten war noch im Hof Baruchs mit Suchen beschäftigt gewesen, als die anderen plünderten. Er war also schlechter weggekommen als sie und wollte fluchend durch das Haus nach der Gasse gehen. Dort fing ich ihn auf.
    „Du hast nichts bekommen können?“ fragte ich ihn.
    „Nichts!“ brummte er höchst ärgerlich.
    „So sollst du dir bei mir etwas verdienen, wenn du mir eine Frage beantwortest.“
    „Welche Frage?“
    „Welchen Rang bekleidet der Offizier, welcher euch heut angeführt hat?“
    „Wir sollen von ihm nicht sprechen; aber er hat auch nicht an mich gedacht. Gibst du mir zwanzig Piaster, wenn ich es dir sage?“
    „Du sollst sie haben.“
    „Er ist Mir Alai (Oberst) und heißt –“
    Er nannte mir den Namen eines Mannes, der später eine bedeutende Rolle spielte und noch heut als hoher Würdenträger bekannt ist. Er ist kein geborener Türke und hat sich vom Lieblingsdiener seines einstigen Herrn durch nichts weniger als geistige Verdienste zu seiner jetzigen Stellung emporgearbeitet.
    Ich bezahlte die ausbedungene Summe und warf dann einen Blick hinaus auf die Gasse. Der Mir Alai stand grad vor der Tür und konnte mich unmöglich übersehen.
    Wie ich es erwartet hatte, trat der Mir Alai herbei und fragte:
    „Sind die Franken alle so furchtsam wie du? Wo warst du, als wir anderen kämpften?“
    War das eine Frage! Ich hätte ihm am liebsten eine Ohrfeige gegeben.
    „Auch wir kämpften“, antwortete ich gleichmütig; „allerdings nur mit denen, welche du unnötigerweise entschlüpfen ließest. Ein weiser Mann ist stets darauf bedacht, die Fehler anderer gut zu machen.“
    „Wen habe ich entkommen lassen?“ fuhr er auf.
    „Alle, welche hier entkommen sind. Da du auf meinen Rat nicht hörtest, den Ausgang dieses Hauses zu besetzen, war ich mit meinem Diener nicht imstande, die große Hälfte der Schurken festzuhalten, während ihr euch mit der kleineren beschäftigtet. Was wird mit den Gefangenen geschehen?“
    „Allah weiß es! Wo wirst du morgen wohnen?“
    „Jedenfalls hier.“
    „Du wirst nicht mehr hier wohnen.“
    „Warum?“
    „Das wirst du bald merken. Also wo wirst du morgen zu treffen sein?“
    „Bei dem Bazirgian Maflei, welcher in der Nähe der Jeni Dschami wohnt.“
    „Ich werde zu dir senden.“
    Er wandte sich nach diesen Worten ohne einen Gruß von mir ab und gab ein Zeichen. Die Gefangenen wurden herbeigebracht und eingeschlossen; dann setzte sich der Zug in Bewegung. Ich kehrte, ohne ihm nachzublicken, in den Hof zurück und da bemerkte ich allerdings sogleich, weshalb ich morgen nicht mehr hier wohnen werde. Dieser freundliche Offizier hatte Feuer an das Haus des Griechen legen lassen, und die Flammen leckten bereits zu den Stubendecken empor. Das war eine echt muselmännische Art und Weise, mit einer nicht sehr ehrenvollen Erinnerung fertig zu werden.
    Ich sprang, ohne Lärm zu schlagen, in unser Logis empor, um unsere Gewehre, die wir nicht gebraucht hatten, und das wenige andere, mit dem wir eingezogen waren, zusammenzunehmen. Ich trug es in den Hof herunter, und nun schlug auch die Flamme so hoch empor, daß man sie und ihre Helligkeit auf der Gasse bemerken mußte. Das Geschrei und der Tumult, der sich nun erhob, ist ganz unmöglich zu beschreiben. Man muß Augenzeuge einer Feuersbrunst in Konstantinopel gewesen sein, um sich einen Begriff von der unendlichen Panik machen zu können, welche durch einen Brand entsteht. Man denkt gar nicht an das Löschen; man denkt nur an die Flucht, und da die Häuser meist nur hölzerne sind, so legt ein solches Feuer oft ganz beträchtliche Komplexe in Asche.
    Mein alter

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