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14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

Titel: 14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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daheim?“
    „Dreitausend kaum.“
    „Wird man sie dir schicken, wenn du einen Boten sendest? Belüge uns nicht, denn ich schwöre dir, daß es deine letzte Stunde ist, wenn wir das Geld nicht erhalten!“
    „Allah 'l Allah! Man wird es euch senden, wenn ich einen Brief schreibe und mit meinem Ring untersiegle.“
    „Den Ring werde ich dir borgen. Bindet ihm die Hände los; er mag schreiben!“
    Von jetzt an war eine Weile lang kein Geräusch zu vernehmen und auch kein Wort zu hören. Ich legte mich auf den Strohsack nieder und langte in die Wand hinein. So leise und vorsichtig wie möglich schob ich auch das zweite Brett zur Seite, bis ein schmaler Spalt entstand, durch den ich zu blicken vermochte. Grad vor dem Spalt saß ein Mann, mit dem Rücken nach uns gekehrt. Sein Kopf war unbedeckt und die Kleidung zerrissen, als ob sie bei seiner Gegenwehr zu Schaden gekommen sei. Vor ihm standen drei bewaffnete Kerle: der eine in griechischer Tracht, jedenfalls der Wirt, und die beiden anderen in gewöhnlicher türkischer Kleidung. Sie sahen zu, wie er jetzt auf seinem Knie das Schreiben versiegelte.
    Ich schob das Brett in seine vorige Lage zurück und horchte weiter. Nach ganz kurzer Zeit hörte ich den Griechen sagen:
    „So! Bindet ihn wieder, und schafft ihn nebenan. Wenn er sich da nicht ruhig verhält, wird er einfach erstochen. Du hast's gehört, merke es dir!“
    Ich vernahm, daß man eine Tür öffnete und sich dann wieder entfernte.
    Es wurde drüben wieder still, und ich sagte den beiden anderen leise, was ich gesehen und gehört hatte.
    „Das sind Diebe“, meinte Halef. „Was tun wir?“
    „Das sind nicht nur Diebe, sondern Mörder“, flüsterte ich. „Glaubst du denn, daß sie den Mann wieder frei geben? Sie wären ja sogleich verloren. Sie werden warten, bis sie die dreitausend Piaster erhalten haben, und ihn dann unschädlich machen.“
    „So müssen wir ihm helfen!“
    „Ohne Zweifel! Aber wie?“
    „Wir werden die Bretter zerschlagen und ihn befreien.“
    „Das macht Lärm und ist gegen unseren Zweck. Es kann einen Kampf geben, der uns gefährlich ist, und selbst wenn wir Sieger bleiben, werden sie das Haus verlassen, und wir haben das Nachsehen. Besser wäre es, wenn wir Polizei herbei holten; aber wer weiß, wann wir diese finden; bis dahin kann viel geschehen sein. Wer weiß auch, ob die Polizei sogleich bereit ist, sich in das Haus zu wagen? Am besten ist es, wir machen so leise wie möglich je hüben und drüben noch ein Brett los; dann entsteht eine Öffnung, durch welche wir kriechen können. Wir holen den Mann herüber, bringen die Bretter wieder in Ordnung und werden dann wohl erfahren, was weiter getan werden muß.“
    „Wir haben ja keine Zange für die Nägel!“
    „Nein, aber ich habe mein Messer. Die Hauptsache ist, daß sie nichts von unserer Arbeit hören. Ich werde sofort anfangen.“
    „Weißt du auch, wo der Mann sich befindet?“
    „Ja. Durch das Zimmer, von dem mir Baruch erzählte, daß dort die Knaben und Mädchen sind, haben sie ihn gebracht; es scheint jetzt leer zu sein. Gegenüber von unserer Wand gibt es einen zweiten Raum, dessen Tür ich gesehen habe; in diesem befindet er sich jedenfalls.“
    Ich untersuchte unsere Wand durch das Tastgefühl und bemerkte, daß jedes Brett oben und unten nur durch einen Nagel befestigt war. Der Nagel auf unserer Seite schien sehr leicht herauszuziehen zu sein; ich brauchte nur ein Messer zwischen Brett und Balken zu stecken und das Brett vorsichtig loszusprengen. Es gelang, aber leider merkte ich, daß die Öffnung doch für die Gestalt eines Mannes zu schmal war; ich mußte noch ein drittes Brett lockern. Ich wurde auch mit diesem fertig, ohne daß das geringste Geräusch zu hören gewesen war. Die Bretter waren um ihre oberen Nägel leicht zu bewegen; ich schob sie empor, und Omar mußte sie halten. Nun betastete ich die gegenüberliegende Holzwand und fühlte, daß die Nägel derselben an den Spitzen umgeschlagen waren. Das erschwerte meine Arbeit um ein Bedeutendes, ich mußte die Messerklinge als Feile gebrauchen, um die Nägel zu durchschneiden; das konnte nicht ohne ein verräterisches Geräusch geschehen, und die Hände ermüdeten so, daß ich öfters wechseln mußte.
    So verging eine lange, sehr lange Zeit, und eben hatte ich die Arbeit glücklich beendet, als ich Schritte vernahm, die sich näherten. Es war der Grieche mit einem Licht. Er öffnete die unserer Wand gegenüberliegende Tür, aber ohne

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