Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

Titel: 14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
einzutreten.
    „Habt ihr das Geld?“ hörte ich den Türken fragen.
    „Ja“, antwortete der Wirt mit einem kurzen Lachen.
    „So laßt mich los!“
    „Noch nicht; frei wirst du erst am frühen Morgen sein. Ich will dir nur sagen, daß bald Leute hier in dieses Zimmer kommen werden; sie dürfen nicht wissen, daß du dich hier befindest; hereintreten werden sie allerdings nicht, aber sie sollen dich auch nicht hören. Darum werde ich dich jetzt anbinden und dir einen Knebel geben. Wenn du dich ganz und gar ruhig verhältst, wirst du freigelassen; machst du aber Lärm, so kommst du nur als Leiche aus diesem Haus!“
    Der Türke bat, ihn doch freizulassen; er versprach, von dem heutigen Ereignis zu keinem Menschen zu sprechen; es war vergebens. Er bat dann, ihn wenigstens nicht zu knebeln, da er sich vollständig still verhalten werde; auch dies half nichts. Aus dem ängstlichen Klang seiner Stimme war zu schließen, daß er die eigentliche Absicht des Griechen ahne; er wurde angebunden und geknebelt; dann entfernte sich der Wirt, nachdem er die Tür zugeriegelt hatte.
    Jetzt galt es, schnell zu handeln, ehe die Leute kamen, von denen der Wirt gesprochen hatte. Es war ein Glück, daß ich fertig war. Ich steckte die Revolver und das Messer zu mir und kroch hinüber, nachdem die Bretter zur Seite geschoben waren. Die Gefährten folgten mir nicht, aber sie hielten sich bereit, mir beizuspringen, falls ich angegriffen werden sollte.
    Ich zog den Riegel zurück und trat ein.
    „Gib keinen Laut; ich will dich befreien!“ sagte ich dem Gefangenen und betastete sogleich seine Fesseln. Es waren Stricke; ich zerschnitt sie und steckte sie zu mir. Der Knebel bestand in einem Tuch, welches – dick zusammengelegt – ihm vor den Mund und die Nase gebunden war; ich knüpfte es auf und steckte es ebenfalls ein.
    „Maschallah“, meinte der Mann, indem er sich schnell aufrichtete; „wer bist du, und wie –“
    „Still!“ unterbrach ich ihn; „folge mir!“
    Ich zog ihn hinaus, verriegelte die Tür wieder und schob ihn dann durch die von mir gemachte Öffnung in unsere Wohnung hinüber.
    „Hamdullillah, Gott sei Dank!“ flüsterte Halef. „Ich hatte große Sorge um dich; aber es ist schneller gegangen, als ich dachte.“
    Ich antwortete nicht, sondern schraubte den an meinem kleinen Taschenmesser befindlichen Korkzieher in das mittlere der drei jenseitigen Bretter, stieß das große Dolchmesser in den Balken und hing die beiden Griffe aneinander; auf diese Weise waren die Bretter so befestigt, daß man drüben gar nicht merken konnte, daß sie geöffnet worden seien.
    Jetzt hörten wir abermals Schritte. Man brachte einen Betrunkenen, der ganz einfach auf die Diele gelegt wurde, um seinen Rausch auszuschlafen. Nun war ich sicher, daß man die Kammer, in welche ich eingedrungen war, nicht mehr betreten werde, und ging mit den drei anderen in unsere andere Stube hinüber. Dort machten wir Licht und betrachteten unseren Gast.
    Er war von mittlerer Figur, mochte das fünfzigste Jahr noch nicht erreicht haben und besaß recht intelligente Gesichtszüge.
    „Sei willkommen!“ begrüßte ich ihn. „Wir waren zufällig Zeuge des Vorfalles im Nachbarhaus und hielten es für unsere Pflicht, dir beizustehen.“
    „So gehört ihr nicht zu jenen Schurken?“ fragte er mißtrauisch.
    „Nein.“
    „Ich wußte, daß man mir das Leben nehmen wollte, und dachte, du holtest mich, weil der Augenblick dazu gekommen sei. Wer seid ihr?“
    „Ich bin ein Deutscher, und dies sind meine zwei Freunde, freie Araber aus der Sahara. Dieser Mann, Omar Ben Sadek, hat eine Blutrache gegen einen Feind, der in diesem Haus zu verkehren scheint; darum haben wir uns nebenan eingemietet, um es beobachten zu können. Wir wohnen erst seit heute hier, und Allah hat es gewollt, daß wir gleich am ersten Abend Gelegenheit finden, eine böse Tat zu verhindern. Dürfen wir erfahren, wer du bist?“
    Er blickte finster vor sich nieder; dann schüttelte er den Kopf und antwortete: „Laßt mich schweigen! Ich will nicht meinen Namen, den viele kennen, in dieser Angelegenheit öffentlich nennen lassen. Du bist ein Fremdling, und ich werde dir danken können, auch wenn du meinen Namen nicht erfährst.“
    „Ich achte deinen Willen und bitte dich zugleich, nicht von Dank zu sprechen. Hast du einen der Männer erkannt, welche da drüben sind?“
    „Nein. Es sind viele Gäste da und auch viele, welche nicht bloß Gäste zu sein scheinen. Ich werde diese Höhle

Weitere Kostenlose Bücher