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14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

Titel: 14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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einfache Erklärung der schwarzen Nase und der dito Hände; aber diese Nägel brauchte er sich doch nicht wachsen zu lassen. Ich merkte, daß ihm meine Barschheit imponierte. Er war ganz zusammengeknickt, und auch sein Hund zog den Schwanz ein.
    „Gibt es hier noch Leute?“ erkundigte ich mich weiter.
    „Nein.“
    „Wie lange muß man gehen, um zu Menschen zu kommen?“
    „Mehr als einen Tag.“
    „Für wen brennst du die Kohlen?“
    „Für den Herrn, der Eisen macht.“
    „Wo wohnt er?“
    „In Banna.“
    „Du bist ein Kurde?“
    „Ja.“
    „Bist du ein Dschiaf?“
    „Nein.“
    „Ein Bebbeh?“
    „Nein.“
    Aber bei diesem Wort spuckte er mit einem sehr feindseligen Räuspern aus. Diese ästhetische Anstrengung erregte, wie ich leider gestehen muß, unter den gegenwärtigen Umständen meine innerste Sympathie.
    „Zu welchem Stamm gehörst du denn?“
    „Ich bin ein Bannah.“
    „Blick einmal da hinüber, Allo! Siehst du die vier Reiter?“
    Er kratzte sich die langen Haarzotteln aus dem Gesicht, um seinen Augen einen größeren Spielraum zu geben, und richtete den Blick nach der von mir angedeuteten Richtung. Trotz des Kohlenüberzuges, hinter dem sich seine eigentliche kurdische Oberhaut verbarg, sah ich doch, daß ein tiefer Schreck über seine Physiognomie zuckte.
    „Sind es Kurden?“ fragte er besorgt.
    Ah, jetzt hatte ich ihn doch soweit, daß er freiwillig redete. Als ich seine Frage verneinte, fuhr er fort:
    „Was sind sie denn?“
    „Wir sind drei Araber und zwei Christen.“
    Er blickte mich groß an.
    „Christen! Was ist das?“
    „Das werde ich dir später erklären, denn wir werden diese Nacht bei dir bleiben.“
    Jetzt erschrak er noch viel mehr als vorher.
    „Herr, tut dies nicht!“
    „Warum nicht?“
    „Es wohnen böse Geister im Gebirge!“
    „Das ist uns lieb, denn wir wollen gerne einmal Geister sehen.“
    „Es regnet auch zuweilen!“
    „Das Wasser wird dir gar nichts schaden.“
    „Dabei donnert es manchmal!“
    „Das gehört dazu.“
    „Es sind Bären hier.“
    „Wir essen gerne den Schinken derselben.“
    „Es kommen oft Räuber in die Berge!“
    „Die schießen wir tot.“
    Endlich, als er bemerkte, daß keine Ausrede verfing, kam er mit der Wahrheit zum Vorschein; er sagte in bittendem Ton:
    „Herr, ich fürchte mich vor euch!“
    „Das hast du nicht nötig. Wir sind keine Räuber und Mörder. Wir wollen hier an deinem Haus schlafen und werden morgen weiter ziehen. Dafür, daß du es erlaubst, sollst du einen silbernen Piaster erhalten.“
    „Einen silbernen? Einen ganzen?“ fragte er erstaunt.
    „Ja, oder auch zwei, wenn du freundlich bist.“
    „Herr, ich bin sehr freundlich!“
    Bei dieser Versicherung lachte alles an dem Kerl; die Augen, der Mund, den ich erst jetzt bemerkte, die Nase und die Hände, welche ganz vergnügt zusammenklappten. Es war wirklich außerordentlich, was dieser alte Bannah-Kurde für einen Bartwuchs besaß. Ich hatte so etwas fast noch gar nicht gesehen. Er hätte getrost mit der Pastrana reisen können. Seine Freude schien auch seinen Hund anzustecken, denn dieser zog den Schwanz behutsam hervor und versuchte ein verschämtes Wedeln, wobei er mit der Pfote spielend nach meinem Dojan langte, der ihn aber so wenig zu bemerken schien, wie der Großmogul einen Kaminkehrerjungen.
    „Bist du in den Bergen gut bekannt?“
    „Ja, überall.“
    „Kennst du den Berozieh-Fluß?“
    „Ja, er ist die Grenze.“
    „Wie weit läufst du bis zu ihm?“
    „Einen halben Tag.“
    „Kennst du Banna?“
    „Ich bin des Jahres zweimal dort.“
    Er kannte auch Ahmedabad und Bayendereh.
    „Aber wo Bistan liegt, daß weißt du nicht?“ hob ich wieder an.
    „Ich weiß es sehr genau, denn mein Bruder ist dort.“
    „Mußt du alle Tage arbeiten?“
    „Ich arbeite, wie es mir gefällt!“ antwortete er stolz.
    „So kannst du nach Belieben von hier weg?“
    „Herr, ich weiß nicht, warum du so fragst!“
    Dieser Pfahlbautenmann war vorsichtig; das gefiel mir von ihm.
    „Ich will dir sagen, warum ich frage“, antwortete ich ihm. „Wir sind hier fremd und kennen die Wege nicht; darum brauchen wir einen ehrlichen Mann, der uns führt. Wir geben ihm dafür alle Tage zwei Piaster.“
    „O Herr, ist das wahr? Ich bekomme alle Jahre zehn Piaster und Mehl und Salz. Soll ich euch führen?“
    „Wir wollen dich heut erst kennenlernen. Wenn wir mit dir zufrieden sind, so wirst du dir mehr Geld verdienen, als du sonst in einem Jahr

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