14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul
aber es waren ihm einige Hiebe oder Stöße zu teil geworden, die ihm noch Schmerzen verursachen mochten. Es gelang mir leicht, ihn zu trösten.
Auch Hassan Ardschir-Mirza war unverwundet, aber seine Leute fand ich übel zugerichtet; doch ließ keiner von ihnen im geringsten merken, daß er Schmerzen leide.
„Emir“, sagte er, als ich neben ihm Platz genommen hatte, „du kamst zur rechten Zeit; du bist unser aller Retter!“
„Es freut mich, dir gedient zu haben!“
„Ich werde dir berichten, wie es geschehen ist.“
„Erlaube mir vorher, mich nach dem Nötigsten zu erkundigen! Die Kurden sind geflohen?“
„Ja, ich habe ihnen zwei meiner Diener nachgesendet, die sie beobachten sollen. Es waren über vierzig. Sie haben sehr viele Leute verloren, während wir nur einen einzigen beklagen, deinen Freund. Wohin geht euer Weg, Emir?“
„Nach den Weidegründen der Haddedihn jenseits des Tigris. Wir waren zu einem Umweg gezwungen.“
„Der meinige führt nach Süden. Ich hörte, daß du in Bagdad gewesen bist?“
„Nur kurze Zeit.“
„Kennst du den Weg dorthin?“
„Nein, doch er ist leicht zu finden.“
„Auch der von Bagdad nach Kerbela?“
„Auch dieser. Willst du nach Kerbela?“
„Ja. Ich will das Grab Hosseïns besuchen.“
Diese Nachricht erweckte meine Teilnahme im höchsten Grade. Er war ein Schiit; ich wünschte im stillen, die interessante Reise mit ihm machen zu können.
„Wie kommt es, daß du deinen Weg durch diese Berge nimmst?“ fragte ich.
„Um den räuberischen Arabern zu entgehen, die an dem gewöhnlichen Pilgerpfad auf Beute lauern.“
„So bist du dafür den Kurden in die Hände gefallen. Kommst du von Kirmanschah?“
„Von noch weiter her. Wir lagerten hier bereits seit gestern. Einer meiner Diener war in den Wald gegangen und sah von fern die Kurden kommen. Auch sie bemerkten ihn; sie kamen ihm nach und kamen so zu unserem Lager, das sie überfielen. Während des Kampfes, in dem wir unterliegen zu müssen glaubten, erschien der tapfere Greis, der dort an der Erde liegt. Er schoß sofort zwei Kurden nieder und stürzte sich in den Kampf. Dann kam sein Sohn, der gleich ihm tapfer ist; aber dennoch hätten wir unterliegen müssen, wenn nicht ihr noch erschienen wäret. Emir, dir gehört mein Leben und alles was ich habe! Laß deinen Weg so weit wie möglich mit dem meinigen gehen!“
„Ich wollte, daß es geschehen könnte. Aber wir haben einen Toten und sind verwundet. Er muß begraben werden, und wir müssen bleiben, weil sich das Wundfieber einstellen wird.“
„Auch ich werde bleiben, denn meine Diener sind verwundet.“
Da, mitten im Gespräch, fiel mir endlich ein, daß Dojan nicht zu sehen war. Ich fragte den Engländer nach dem Hund, aber er konnte keine Auskunft geben. Halef hatte Dojan mitkämpfen sehen, doch wußte auch er nichts näheres.
Die Diener des Persers brachten jetzt reichliche Speisevorräte herbei, mit denen am Feuer ein Mahl bereitet wurde. Nach dem Essen stand ich auf, um die Umgebung des Lagers zu rekognoszieren und nach Dojan zu suchen. Halef begleitete mich. Zunächst begaben wir uns zu den Pferden. Der arme Hengst lag an der Erde. Er hatte den bereits erwähnten Lanzenstich und einen ziemlich tiefen Streifschuß erhalten, war jedoch von Halef nach Kräften verbunden worden. In der Nähe lagerten die Kamele. Es waren ihrer fünf; sie wiederkäuten, und es war bereits zu dunkel, als daß ich sie hätte taxieren können. Neben ihnen lagen ihre Lasten, und in einiger Entfernung stand der Tachterwahn, die Wohnung der beiden Frauen, die entflohen waren, als ich die Augen geöffnet hatte.
„Du sahst mich stürzen, Halef. Wie ist es dann gegangen?“
„Ich dachte, du seiest tot, Sihdi, und das gab mir die Kräfte des Grimmes. Auch der Engländer wollte dich rächen, und so konnten sie nicht widerstehen. Der Perser ist ein sehr tapferer Mann, und seine Diener gleichen ihm.“
„Habt ihr keine Beute gemacht?“
„Waffen und einige Pferde, die du in der Dunkelheit gar nicht bemerkt hast. Die Toten ließ der Perser in das Wasser werfen.“
„Waren vielleicht auch Verwundete dabei?“
„Ich weiß es nicht. Nach dem Kampf untersuchte ich dich und fühlte, daß dein Herz noch schlug. Ich wollte dich verbinden, aber der Perser erlaubte es nicht. Er ließ dich an den Ort tragen, an dem du erwachtest, und da verbanden dich die beiden Frauen.“
„Was erfuhrst du über diese Frauen?“
„Die eine ist das Weib und die andere die
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