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14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

Titel: 14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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getragen, denn er ist sanft und freundlich von Charakter. Aber es lag ein Fluch auf der Tat.“
    „Wieso?“
    „Der Muschtahed starb an Gift; der Arzt lag eines Morgens ermordet vor der Tür seiner Apotheke, und das Mädchen ertrank bei einer Wasserfahrt, als der Kahn eines verhüllten Mannes den ihrigen umstieß.“
    „Das ist sehr eigentümlich. Sind die drei Mörder nicht entdeckt worden?“
    „Niemals. Ich weiß, was du jetzt denken wirst, Emir; aber deine Vermutung ist eine ungerechte, denn Saduk war sehr oft krank, und lag grad an den Tagen, an denen die drei den Tod fanden, als Patient in seiner Kammer.“
    „Auch dein Vater starb eines nicht natürlichen Todes?“
    „Er wurde auf einem Ritt überfallen. Saduk und ein Kajem Makam (Lieutenant) begleiteten ihn. Saduk allein hatte sich gerettet – er blutete aus einer Wunde; mein Vater aber und der Kajem Makam waren tot.“
    „Hm! Hat Saduk die Mörder nicht erkannt?“
    „Es war dunkel; den einen der Angreifer erkannte er an der Stimme – den größten Widersacher meines Vaters.“
    „An dem du dich gerächt hast?“
    „Die Richter sprachen ihn frei, aber er – ist tot!“
    Die Miene des Mirza sagte mir sehr deutlich, welch eines Todes jener Widersacher gestorben sei. Er warf die Hand verächtlich empor und meinte: „Das ist vorbei; laß uns nach dem Lager zurückkehren!“
    Er ging. Ich blieb noch eine Weile, denn was ich jetzt erfahren hatte, gab mir sehr zu denken. Dieser Saduk war entweder ein ganz und gar selbstloser Mensch, wie es nur wenige gibt, oder ein ganz und gar raffinierter Bösewicht. Er durfte nicht aus den Augen gelassen werden. Als ich später in das Lager kam, war man eben beschäftigt, das Mittagsmahl zu bereiten. Ich sagte dem Engländer, daß ich mit dem Perser nach Bagdad und dann nach Kerbela zu reiten Lust hätte, und er erklärte sich sofort bereit, die gefährliche Reise mitzumachen.
    Meine Wunde belästigte mich heute nicht im geringsten; ich fühlte mich ganz wohl, und darum griff ich am Nachmittag zum Stutzen, um mich in Begleitung meines Hundes ein wenig in der Gegend umzusehen. Sir David Lindsay wollte mich begleiten, ich aber zog es vor, allein zu sein. Aus alter langjähriger Gewohnheit wollte ich mich zunächst von der Sicherheit des Lagers überzeugen. Die Hauptsache ist dabei, die eigenen Spuren zu verbergen und dann nachzuforschen, ob sich Spuren feindseliger Wesen bemerkbar machen. Ich umschritt also das Lager in mehreren Kreisen, bis ich unten am Fluß anlangte. Da sah ich denn, daß das Gras an dem Ufer desselben in höchst auffälliger Weise niedergetreten war. Eben wollte ich mich der Stelle nähern, als ich hinter mir die Zweige rauschen hörte.
    Schnell trat ich hinter einen dichten Busch und duckte mich zur Erde. Ich hörte Schritte unweit meines Versteckes – der stumme Perser trat aus dem Buschrande hervor, sah sich um und ging, als er keinen Beobachter bemerkte, nach dem Fluß zu derselben Stelle, die mir soeben aufgefallen war. Dort stampfte er im Gras herum und kehrte dann ohne Verzug zurück. Ehe er den Rand des Gesträuches wieder erreichte, warf er einen scharfen, mir auffallenden Blick auf zwei Stellen des Gesträuches und wollte dann vorüberhuschen.
    Da aber hatte ich ihn mit der Linken bereits bei der Brust und gab ihm mit der Rechten eine Ohrfeige, die ihm jede Widerstandsfähigkeit benahm.
    „Chaïntkar – Verräter! Was tust du hier?“ fuhr ich ihn an. Er konnte allerdings nicht sprechen, und die unverständlichen Töne, die er hervorstieß, waren jedenfalls mehr eine Folge seines Schreckens, als der Absicht, mir sein Tun zu erklären.
    „Siehst du dieses Gewehr?“ sagte ich. „Wenn du nicht sofort tust, was ich dir befehle, so schieße ich dich nieder! Nimm deine Kelah (Lammfellmütze), schöpfe mit ihr Wasser und gieße es auf das niedergetretene Gras, damit es sich rasch wieder aufrichtet. Du wirst mit der Hand nachhelfen!“
    Er machte einige widerstrebende oder vielleicht auch entschuldigende Handbewegungen; aber als ich den Stutzen von der Schulter nahm, gehorchte er, ein Auge auf seine Arbeit und das andere auf die Mündung des Gewehres richtend.
    „Nun komm“, sagte ich, als er fertig war; „wir wollen einmal nachsehen, was du hier so auffällig zu beäugeln hattest!“
    Ich forschte nach den beiden Punkten, auf die sein Blick gefallen war, und bemerkte an zwei, vielleicht zwanzig Fuß auseinander stehenden Büschen je ein kleines Grasbüschel hängen.
    „Ah, ein

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