Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

Titel: 14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
wird uns doch nicht verraten?“
    „Nein; er schweigt.“
    Die Verfolger zählten dreißig Mann. Ihr Anführer war sichtbar ein wilder, verwegener Gesell. Er hielt an der Birke und lachte.
    „Dusad diwwan – tausend Teufel!“ rief er. „Komme her, Pendschahbaschi, und sieh, wie gut wir uns auf den Bruder deines Vaters verlassen können. Hier ist ein neues Zeichen. Jetzt geht es am Fluß hinunter. Vorwärts!“
    Sie ritten an uns vorüber, ohne uns zu bemerken.
    „Nun, Mirza, bist du überzeugt?“
    „Vollständig!“ antwortete er. „Aber hier ist keine Zeit zum Reden; wir müssen handeln!“
    „Handeln? Was? Wir können nichts tun, als ihnen vorsichtig nachfolgen.“
    Wir verließen unser Versteck und folgten den Ihlats in der Weise, daß wir für sie unsichtbar blieben. Es war sehr vorteilhaft für uns, daß sie langsam ritten. Nach einer Viertelstunde kamen sie an den Lagerplatz, von dem aus Mohammed Emin in den Tod geritten war. Sie blieben halten, um die Spuren des Lagers zu betrachten.
    Wir aber bogen nun rechts in die Gebüsche ein, wo wir so schnell als möglich vorwärts drangen. Die zu durchlaufende Strecke betrug zehn Minuten, aber schon nach fünf Minuten erreichten wir unser Lager: ich schwitzend, und der Mirza heftig keuchend. Ein einziger Blick überzeugte mich, daß alles in Ordnung sei.
    „Haltet euch still, es nahen Feinde!“ befahl der Perser; dann sprangen wir zwischen die Büsche hindurch den Berg hinab, wo wir den ausgestellten Posten trafen. Wir brauchten hier kaum eine Minute zu warten, so erschienen die Verfolger. Uns gegenüber blieben sie halten.
    „Das wäre ein schöner Platz zum Lagern“, meinte der Susbaschi. „Was denkst du, Omram?“
    „Der Tag neigt sich zu Ende, Herr“, antwortete der Pendschahbaschi.
    „Gut, bleiben wir hier! Wasser und Gras ist da!“
    Das hatte ich nun allerdings nicht erwartet. Das war ja gefährlich für uns. Wir hatten zwar sonst alle Spuren vertilgt, aber an dem Platz, wo wir während der ersten Nacht gelagert hatten, war vom Feuer das Gras verzehrt und die Erde geschwärzt worden, und das hatten wir nicht ganz zu verbergen vermocht. Übrigens bemerkte ich, daß dort, wo Saduk das Gras niedergestampft hatte, sich dasselbe zwar bereits so ziemlich, aber doch nicht ganz erhoben hatte.
    „Allah 'l Allah! Was tun wir?“ fragte Ardschir-Mirza.
    „Zu dreien sind wir zu viel; wir können leicht entdeckt werden. Einer ist genug, und das will ich sein. Nehmt den Hund mit, geht zum Lager, und macht euch kampfbereit. Wenn ihr diesen Revolver knallen hört, so könnt ihr bleiben; hört ihr aber die Stimme dieses Stutzens, so bin ich in Gefahr, und ihr müßt mir zu Hilfe eilen. Dann mag Hadschi Halef Omar mir meine schwere Büchse mitbringen.“
    „Emir, ich kann dich in dieser Gefahr nicht verlassen!“
    „Ich bin hier sicherer, als es die Deinigen dort oben sind. Geh! Du hinderst mich!“
    Er stieg mit seinem Diener und dem Hund die Höhe empor, und ich blieb allein zurück. Das war mir lieb und viel bequemer, als wenn ich von einem Unerfahrenen belästigt worden wäre. Ich kam ja nur dann in Gefahr, wenn es dem Susbaschi einfiel, das Gebüsch durchsuchen zu lassen; aber dieser persische Rittmeister war kein Indianerhäuptling: das sah ich an der ganzen nachlässigen Art, wie er die Lagerung vor sich gehen ließ.
    Die Pferde wurden abgesattelt und freigelassen. Sie rannten sofort zum Wasser und zerstreuten sich nach Belieben. Jedenfalls kannte ein jedes Pferd den Ruf seines Besitzers. Die Reiter warfen ihre Lanzen von sich, legten ihre Sachen ordnungslos auf den Boden und streckten sich dann da und dort im Gras aus. Nur der Pendschahbaschi ging das Terrain ab und kam auch an die Feuerstelle. Er bückte sich, um dieselbe zu untersuchen, und rief dann:
    „Purtu we diwbad – Blitz und Sturm, was finde ich da!“
    „Was?“ fragte sein Vorgesetzter, indem er emporsprang.
    „Hier war ein Feuer. Hier haben sie übernachtet.“
    „Hallejah (Halleluja, Lobet den Herrn, Gott sei Dank!)! Wo?“
    „Jadscha – hier!“
    Der Susbaschi eilte hin, untersuchte den Ort und bestätigte die Richtigkeit der Wahrnehmung. Dann fragte er: „Ist ein Zeichen gemacht?“
    „Ich sehe keines“, antwortete der Lieutenant. „Es wird Saduk nicht möglich gewesen sein. Morgen werden wir es finden. Hier können auch wir ein Feuer machen. Nehmt Mehl und macht Brot!“
    Als ich diese Soldaten so sorglos wirtschaften sah, erkannte ich, daß uns vor ihnen nicht im

Weitere Kostenlose Bücher