14 - Unheimliche Schwestern
doch gar nicht«, verteidigte sich Buffy. »Ich mag die Moons nicht und
wir dürfen ihnen nicht zu nahe kommen, solange wir nicht wissen, womit wir es
hier überhaupt zu tun haben.«
»Du
hast doch keine Ahnung, wovon du redest.«
»Und
ob ich die habe. Ich habe eure kleine Zusammenkunft gestern Abend durchs
Fenster beobachtet. Lieder singen? Miteinander schunkeln? Was für ein Training
für den Schönheitswettbewerb soll das denn sein? Beim Zugucken ist mir richtig
schlecht geworden.«
Buffy
hatte erwartet, dass Willow ihr Vorwürfe machen würde, weil sie ihr
nachspioniert hatte. Willow kicherte aber bloß. »Man kann nicht mitreden, wenn
man eine Sache nicht selbst ausprobiert hat, Buff. Es wäre uns eine Freude,
dich bei uns begrüßen zu dürfen!«
»Hey!«
rief Oz, der durch das Foyer in ihre Richtung steuerte. Er hatte sich seit zwei
Tagen nicht rasiert und die Stoppeln sahen auf schroffe Weise cool aus.
»Na
großartig«, knurrte Willow mit gesenkter, sarkastischer Stimme.
»Hey,
Buff«, grüßte Oz und legte wie beiläufig einen Arm um Willows Schultern. Sie
streifte ihn sofort ab.
»Lass
das!«, bellte sie ihn an.
»Was?«,
fragte er erstaunt. »Stimmt was nicht?«
»Es
ist alles in bester Ordnung. Ich mag es nur nicht, wenn du mich berührst«,
antwortete Willow.
Oz
und Buffy starrten Willow entgeistert an. Schließlich fragte Oz zögernd: »Seit
wann?«
»Seit
jeher«, antwortete Willow brutal. Ihre Augen waren verengt und ihr Ton kalt. »Seitdem
ich nichts von dir brauche, schon gar nicht irgendwelche Gesten, die zeigen
sollen, dass ich dein Eigentum bin!«
Oz
trat bestürzt ein paar Schritte von ihr weg. Buffy hatte nicht geglaubt, dass
er diesen Gesichtsausdruck überhaupt in seinem Repertoire hatte. In diesem
Moment sah er aus wie ein ganz anderer Mensch. »Was ist denn mit dir los?«,
wollte er von Willow wissen. »Und wo ist das Amulett, das ich dir geschenkt
habe? Du hast gesagt, du würdest es niemals abnehmen.«
»Es
ist alles in Ordnung«, verkündete Willow. »Und ich weiß leider nicht, wo das
Armband hin ist - tut mir wirklich Leid.« Sie lächelte ihr ganz normales
Willow-Lächeln. »Hey, wir sehen uns!« Und schon schritt sie durch das Foyer
davon. Ihr kastanienbraunes Haar schwang unter der meerblauen Strickmütze hin
und her und verschwand schließlich in der Menge.
»Was
ist denn mit ihr los?«, fragte Oz Buffy ratlos.
Buffy
sah Willow nach, die langsam in dem Gewusel der anderen Schüler verschwand. Als
Antwort auf Oz’ Frage schüttelte sie ihren Kopf. »Ich bin mir nicht ganz
sicher. Aber ich habe einen Verdacht. Ich werde Willow nicht an sie verlieren.
Ich werde herausfinden, was hier geschieht, und wenn ich dabei draufgehe.«
»Könntest
du das mit dem Draufgehen bitte sein lassen, Buffy?«, schlug Oz vor. »Ohne dich
sind wir nämlich verloren.«
»Klar«,
sagte Buffy. Tief in ihrem Inneren fühlte sie einen stechenden Schmerz bei der
Vorstellung, Willow sei nun ein Anhänger der Moons-Schwestern geworden und
ihnen ausgeliefert. Mit einer aufrichtig empfundenen Unsicherheit, was das
letztlich bedeuten könnte, schob sie nach: »Ich schätze schon.«
Pheromone.
Sie
waren der Schlüssel. Sie mussten es einfach sein.
Buffy
hatte beschlossen, die Unterrichtsstunden nach der Mittagspause zu schwänzen,
mit Xander in die Bibliothek zu gehen und Nachforschungen anzustellen. Ohne
Willows Computerkenntnisse würde es schwierig werden, aber sie mussten es
wenigstens versuchen.
Pheromone.
Sie hatte davon schon mal in Biologie gehört. Insekten konnten einander damit
anlocken. Durch den Geruch, den ihre ekligen, kleinen Insektenkörper
verströmten, konnten sie das Verhalten der anderen Insekten beeinflussen.
Konnten die Moons das Verhalten der sie umgebenden Personen mit dem Parfüm
beeinflussen, das sie trugen?
Selbstverständlich
war alles möglich. Schließlich befanden sie sich hier am Höllenschlund.
Willow
hatte das Essen mit Buffy und Xander abgesagt. Sie war eingeladen worden, an
einem Tisch der Moon-Schwestern zu sitzen, zusammen mit der stetig wachsenden
Gruppe lauter, FRAUEN-POWER-T-Shirts tragender Mädchen und der Handvoll Jungs,
die wie Zombie-Groupies am Rande ihres Tisches saßen und ihren Herrinnen
Servietten, Essen und Getränke herbeischafften, wenn es ihnen befohlen wurde.
Buffy gab sich redlich Mühe, ihre Hackklöße mit Kartoffelbrei herunterzuwürgen,
aber ihr stand derzeit nicht der Sinn nach Essen. Sie starrte die Moon-Clique
an und
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