14 - Unheimliche Schwestern
aber was auch immer es war, es hat die Dinge
für dich ganz offensichtlich verkompliziert. Allein dass du mich in dieses…
Grab stecken musstest, um mich aus der Schusslinie zu bringen, ist eine
furchtbare Vorstellung.«
»Entschuldigen
Sie sich nicht«, antwortete ihm seine Schülerin. Sie löste schnell die Knoten
seiner Fesseln, die lose von seinen Armen und Beinen abfielen. »Sie konnten
nichts dagegen machen. Es war Mama Moon. Sie und ihre Mädchen sind abtrünnige
Göttinnen. Sie hauchen den Menschen ihren Willen ein. Es ist wie eine
Gehirnwäsche und zwingt ihren Opfern den Willen der Moons auf.«
»Ich
sah aus dem Fenster und beobachtete deinen Kampf auf dem Rasen.« Giles
schüttelte sich und wischte mit seinem Hemdsärmel über seine Brillengläser.
»Ich war wie hypnotisiert - entsetzt - dich in einer solchen Gefahr zu sehen.
Etwas in mir erwachte. Meine Ausbildung bezwang die Trance, in der ich mich
befand, befreite mich aus dem Nebel und zwang mich, mich darauf zu
konzentrieren, was gerade geschah. Ich erinnerte mich an meine Pflicht - deine
Pflicht. Aber in dem Moment war ich vollkommen machtlos, gefesselt wie ich
war.«
»Aber
Sie können mir jetzt helfen. Xanders Leben ist in Gefahr.«
»Nun
gut, also«, sagte er, während sie die Kellertreppe hinaufeilten. »Wo steckt er?
In welcher Lage befindet er sich?«
»Sie
haben nicht nur die Gedanken der Menschen verwirrt, Giles«, erklärte ihm Buffy.
»Sie haben auch getötet!«
Joyce
stand mit verschränkten Armen unmittelbar hinter der Kellertür. Ihre Stirn
hatte sie in Falten gelegt. Buffy prallte fast mit ihrer Mutter zusammen. Ȁhm,
Buffy«, fing ihre Mutter an, »ich wusste nicht, dass Mr. Giles auch hier ist.
War er…?«
»Er
ist mit mir hergekommen, Mom«, schnitt Buffy ihr das Wort ab. »Wir haben bloß
etwas im Keller gesucht. Haben’s aber nicht gefunden. Schätze mal, es ist oben.
Muss jetzt los!«
Giles
warf Joyce ein entschuldigendes Lächeln zu. »Oh, guten Abend, Mrs. Summers…
Vielleicht unterhalten wir uns später?« Er folgte Buffy zu ihrem Zimmer und
nahm dabei mit seinen langen Beinen drei Schritte auf einmal.
Buffy
öffnete die Schranktür. Im Inneren befand sich eine hübsche Ansammlung
verschiedener Waffen, die sie über die Jahre für die Kämpfe gegen
unterschiedlichste Monsterarten zusammengetragen hatte. »Helfen Sie mir«, bat
sie Giles. »Was wissen Sie über griechische Mythologie? Wie töte ich eine
Göttin?«
Giles
schüttelte seinen Kopf und rieb sich am Kinn. »Nun, mit dieser Frage habe ich
mich ehrlich gesagt noch nicht beschäftigt. Wenn ich mich recht erinnere,
starben die Götter nicht allzu häufig. Sie kämpften allerdings. Mit Speeren,
Pfeilen und Schwertern. Was uns aber nicht sonderlich hilft. Ein paar
übermenschliche griechische Wesen wurden ertränkt, gesteinigt, ausgeweidet oder
bei lebendigem Leibe gehäutet. Medusa wurde geköpft.«
»Also
ist es letzten Endes vollkommen egal, womit ich es versuche«, fasste Buffy
zusammen. Sie stopfte ihren Rucksack so sehr mit Waffen voll, wie es nur ging,
und schwang sich schließlich ihre Armbrust über die Schulter. »Vielleicht
schaffe ich es nicht, sie zu töten, aber ich werde es zumindest versuchen. Und
ich werde Xander retten. Egal wie!«
Unten
versprach Buffy ihrer Mutter, sie würde bald wieder heimkehren und verschwand
dann durch die Vordertür. Ihr dicht auf den Fersen bleibend, fragte Giles: »Wo
rennst du hin?«
»Zum
Lachenden Griechen«, antwortete sein Schützling ihm. »Da hängen sie
üblicherweise rum.«
»Ich
werde dich hinfahren.« Giles drehte sich in nördliche Richtung und sah auf die
Stelle der Straße, wo er sein Auto am vorigen Abend abgestellt hatte. »Na gibt es denn sowas? Ich bin
tatsächlich abgeschleppt worden!«
Buffy
machte sich zu Fuß auf den Weg und legte dabei ein immenses Tempo vor.
»Ich
komme mit einem Taxi nach!«, rief ihr Giles hinterher.
Sie
kam am Ende ihres Wohnblocks an und ging in westlicher Richtung weiter. Das
Herz schlug ihr bis zum Hals hinauf, ihre Arme waren glitschig vor kaltem
Schweiß. In ihren Gedanken sah sie Bilder von Brian Andrews und Ben Rothman,
wie sie in ihren Särgen lagen. Adam Shoemaker, wie er tot in einer Pfütze unter
den Football-Tribünen lag. Graham Edwards, der aufgebahrt von den Sanitätern in
den Wagen geschoben wurde. Das Sonnenlicht strahlte durch seine Augen, sein
Schädel vollkommen leer.
Nein,
nein, nein, nein, nein!, dachte sie, während sie durch die Nacht
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