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140 - Kastell der namenlosen Schrecken

140 - Kastell der namenlosen Schrecken

Titel: 140 - Kastell der namenlosen Schrecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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anderes.
    Die Kadaver warf man auf den Bauschutt, der sich in gleichbleibender Menge aus dem Haus und über die Förderbänder auf die Lastwagen ergoß. Unter dem Verputz und unter zahllosen Farbschichten zeigten sich, zur Erleichterung Maitre Ducroqs und zur Verwunderung des Architekten, keinerlei wertvolle Wandmalereien. Aber viele Steinquadern waren voller unlesbarer Zeichen.
    Nichts anderes als Gaunerzinken?
    Je tiefer man vordrang, desto schärfer und deutlicher wurden Buchstaben und Zahlen. Aber sie ergaben kein klares Bild, keinen Zusammenhang.
    Ducroqs Magenschmerzen waren am Morgen deutlich und quälend, am Abend meist halbwegs verschwunden. Er sah in den Gesichtern seiner Leute, wie ungern sie sich dem Bauwerk an den bewußten Stellen näherten.
    Und wieder fand man tote Tiere. Diesmal war es, zur Verblüffung aller, ein ausgewachsenes Wildschwein. Tags darauf zwei Schafe!
    In das Gewölbe getrauten sich die Arbeiter nur noch mit Atemschutzmasken und in größeren Gruppen. Sie fanden einen erstaunlichen Sachverhalt.
    Jenes Gewölbe, in dem Pierre umgekommen war, reichte weit über die Fluchtlinien der Seiten-, Vorder- und Rückfront des Schlößchens hinaus. Das Gewölbe, von drei Reihen zu je drei Säulen abgestützt, wies eine Kantenlänge von vierzig Metern und wenigen Zentimetern auf. Die neun „Fenster" konnten Schießscharten gewesen sein; an den Linien der Innenwände zeichnete sich ab, daß das Erdreich einst um mehr als zwei Meter tiefer gelegen hatte.
    Das Gewölbe war voller Bänke, Tische, seltsamer Gestelle und Gerüste - und kaum einer der Gegenstände ließ den Zweck erkennen, dem er einst gedient haben mochte.
    Zunächst schafften die Arbeiter den Abfall hinaus. Er bedeckte zusammen mit den Trümmern der Einrichtungen den Boden mehr als einen halben Meter hoch. Knietief wateten die Männer im Moder und Schlick, denn sie mußten die feste Schicht erst mit dem heißen Druckdampf aufweichen. Draußen ratterte der Zweitakter, der das Transportband antrieb. Drei Lastwagen waren nötig, um den Schmutz abzutransportieren.
    Jeder der Arbeiter war froh, nach Ablauf seiner Schicht wieder ins Freie zu kommen. Die toten Tiere gaben ihnen zu denken.
    Je mehr Abfall wegtransportiert wurde, je länger die Dampfstrahlen über Decken und Mauern und Bodenteile fauchten und sprühten, desto erträglicher wurde der Gestank.
    Dennoch schwand das Gefühl nicht, in einer Gruft der tödlichen Schrecken zu arbeiten, die einen der Ihren auf dem Gewissen hatten.
    Schließlich gab es keinen Fleck mehr, an dem nicht die fein bearbeiteten, von Hunderten seltsamer Hieroglyphen bedeckten Quadern, Säulen und Gewölbesteine hervortraten. Heller Sandstein und schwarzer Granit wechselten in einem einfachen, aber überlegt-kunstvollen Muster; in Wirklichkeit war der „Totenkeller" eine kleine architektonische Sensation aus dem fünfzehnten Jahrhundert.
    Oder aus einer früheren Epoche?
    Maitre Ducroq ließ Gasbrenner aufstellen, orderte eine Wache ab und ordnete an, daß die gesamte Nacht über die Beleuchtungskörper in diesem Kellerbereich zu brennen hätten. An vielen anderen Stellen des Grundstücks wuchsen die Zäune aus Drahtmaschen. Überall hingen Tafeln, die das Betreten der Baustelle verboten.
    Und dennoch passierte das nächste Unglück.
    Zwar geschahen all jene Seltsamkeiten auf einem räumlich klar überblickbaren Terrain. Die Bauarbeiter versuchten, unbewußt natürlich, ihre Ängste zu unterdrücken. Sie arbeiteten zügig weiter, wie gewohnt.
    Im Kreis ihrer Familien drückten sie ihre Befürchtungen und Ängste unklar, aber auf einfältige, zugleich dramatische Weise aus. Die Folge war, daß binnen weniger Wochen unzählige Menschen von den toten, ausgesogenen Tieren wußten, und daß eine bestimmte Art von Unsicherheit wuchs. Ein Flüstern und Wispern ging durch das halbe Departement.
    Am frühen Morgen des Mittwochs wurde es lauter. Ein Aufstöhnen wurde daraus.

    Rene Noiret und Robert Savel fuhren das Grundstück mit ihren Privatwagen an. An der Einfahrt sahen sie die Trümmer des Lattenverschlags, der aus Versicherungsgründen ein mühelos zu öffnendes Tor bildete. Die Bretter waren zersplittert, das Verboten-Schild lag mitten auf dem Fahrweg, die Drähte und Pfosten waren abgerissen. Rene gab Gas und fuhr weiter zum Haus. Mit ruckendem Motor folgte ihm Savel.
    Beide ahnten, daß es einen weiteren Zwischenfall gegeben hatte, als sie erst den halb umgestürzten Wohnanhänger sahen. Er trug ein

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