1400 - Die Templerbraut
schon. Aber gibt es einen Plan, der dir zeigt, wie du vorzugehen hast?«
»Mein Erscheinen gehört dazu.«
»Wie auch die Hochzeit?«
Sie winkte ab. »Nimm es nicht so wortgetreu. Ich werde zunächst mal nicht von hier weggehen.«
»Das kann ich mir denken, nach dem, was ich alles gehört habe. Ich kann dir auch nicht verbieten, in Alet-les-Bains zu bleiben, aber ich kann dir etwas anbieten.«
»Und das wäre?«
»Du könntest hier im Ort bleiben. Nur nicht im Kloster. Es gibt Pensionen und kleine Hotels, deren Besitzer dir gern ein Zimmer vermieten. Das ist ganz einfach.«
»Ja, wäre es. Ist jedoch nicht Sinn der Sache. Ich muss bei euch bleiben. Ich muss in der Nähe der Templer bleiben. Kannst du das nicht begreifen? Du und deine Freunde, ihr zusammen, eure Gemeinschaft sind sehr wichtig für mich. Das steht über allem. Du bist der Chef, du kannst es bestimmen. Stell mich als deine Braut vor, dann wird man es akzeptieren.«
Godwin war nicht überzeugt. »Das geht nicht. Du stellst dir das zu leicht vor.«
»Keine Chance?«
Godwin de Salier hatte gewusste, dass es irgendwann zu dieser Frage kommen würde. Er wollte sie nicht bejahen und auch nicht verneinen, und deshalb sagte er: »Gut, wir haben unsere Positionen. Ich verstehe deine. Lass uns einen Mittelweg finden.«
»Das ist ein Anfang. Wie sollte er aussehen?«
Der Templer lächelte sie an, bevor er eine Frage stellte. »Wie wäre es mit einem Besuch im Kloster?«
»Du meinst, zeitlich begrenzt?«
»Genau das.«
»Und wies stellst du es dir vor?«
»Eine Besichtigung. Ich zeige dir das Kloster als Fremdenführer. Ist das was oder nicht?«
Sie dachte nach und hob schließlich die Schultern. »Sagen wir so, es ist ein Anfang.«
»Wunderbar. Dann sollten wir jetzt gehen.«
Sophia hatte nichts dagegen. Sie sagte nur noch: »Um das Hotel kümmern wir uns später, nicht wahr?«
»Klar, das machen wir.«
Beide erhoben sich. Godwin de Salier hatte noch immer den Eindruck, überrumpelt worden zu sein. Er versuchte sich dies nicht anmerken zu lassen, aber er wusste jetzt, dass der Würfel nicht gelogen hatte. Nie aber hätte er vor zwei Stunden gedacht, so schnell an eine Braut heranzukommen, wenn auch im übertragenen Sinn, doch er fragte sich auch, wer diese geheimnisvolle Frau in Wirklichkeit war. Für ihn stand fest, dass sie nicht alle Geheimnisse preisgegeben hatte…
***
Suko war im Wagen geblieben. Er hatte den Weg seines Freundes verfolgt und machte sich ebenfalls seine Gedanken darüber, warum dieser Typ das Kloster fotografierte.
Suko ging davon aus, dass er nicht zu den Templern gehörte und auch nicht von ihnen beauftragt worden war.
John hatte ihn jetzt erreicht. Wahrscheinlich würde er ihn ansprechen und dafür sorgen, das…
Was dann folgte, überraschte selbst Suko. Er sah, wie sein Freund zusammensackte, weil er einen Schlag erhalten hatte. Gleichzeitig öffnete sich eine Tür, und nach einem zweiten Treffer wurde John in das fremde Haus geschafft.
Es war alles sehr schnell abgelaufen. Das wiederum bewies Suko, auf welche Routine die Männer bauen konnten. Das waren keine harmlosen Chorknaben, die wusste genau, was sie taten. Sekunden später war kein Mensch mehr auf der Straße zu sehen.
Auch wenn der Megane nicht eben günstig parkte, stieg Suko aus.
Jedes Haus hat vier Seiten. Zwei davon – so hoffte Suko – waren zugänglich. Ob es die Vorder- oder Rückseite war, die John geschluckt hatte, wusste er nicht. Es war von seinem Standplatz aus nicht festzustellen. Er musste sich den Bau aus der Nähe anschauen und auch versuchen, an die andere Seite zu gelangen.
Auf der Fahrt hatte er eine kleine Gasse gesehen. Mehr eine Verbindung zwischen zwei Straßen. Durch sie würde er an die Rückseite gelangen. So schnell wie möglich lief er das kurze Stück zurück, sah die Gasse und spürte den Wind, der hindurchpfiff. Er durchquerte einen feuchten Geruch, sah rechts und links Hauswände, an denen Schimmel klebte, und erreichte wenig später die parallele Straße, wo er sich nach rechts wandte und die Umgebung kaum beobachtete, weil er nur scharf darauf war, den anderen Eingang zu finden, falls es ihn überhaupt gab.
Ja, es gab ihn, und es war sogar die Vorderseite des Gebäudes, und die breite Eingangstür konnte einfach nicht übersehen werden.
Ein Schild an der Hausfront wies darauf hin, dass es sich um das Weinlager »Winzergenossenschaft« handelte, doch dafür interessierte Suko sich nicht. Er wollte in das Haus,
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