1401 - Das Blutversprechen
bleiben?«
»Nein, das nicht.«
»Dann komm!«
Diesmal machte der Templer den Anfang. Er hielt seine Frau an der Hand und zog sie hinter sich her auf die provisorische Treppe zu. Nur zwei Schritte setzte er, dann blieb er stehen, schaute schräg in die Höhe und atmete zischend aus.
»Was ist passiert?«
»Dort oben steht jemand!«
***
Die Reise war beendet – meine Reise, obwohl ich von einer direkten Reise nicht sprechen wollte. Man hatte mich auf eine magische Art und Weise transportiert, aber es war nichts, was mir Furcht einjagte, denn so etwas war ich gewohnt. Auf vielerlei Weisen waren mit mir diese Reisen durchgeführt worden, ich hatte alle überlebt, nur baute sich immer die spannende Frage auf, wo ich letztendlich landen würde.
In diesem Fall kannte ich mich nicht aus. Ich stand plötzlich in einer etwas herben Landschaft, wurde von einem nicht besonders kühlen Wind umweht und musste zunächst mal den Schwindel aus meinem Kopf bekommen.
Dann drehte ich den Kopf, und schließlich drehte ich mich um mich selbst. Es gibt bestimmte Gerüche, die auf eine Küste hindeuten. Viele Menschen können das Meer schmecken oder riechen, auch wenn sie noch recht weit davon entfernt sind.
Und hier hatte ich den Eindruck, dass mir der Wind den Geruch von Salzwasser entgegentrug, sodass mir einfach der Gedanke kommen musste, nicht weit von einer Küste entfernt zu sein.
Von welcher denn?
Das war ein Problem. Eine derartige magische Reise konnte mich in die letzten Winkel der Welt transportieren, aber daran wollte ich nicht glauben.
Ich musste mich dort befinden, wo ich weitermachen konnte. Was auch den rätselhaften Fall anging.
Gesehen hatte ich bei meinen Bewegungen viel, aber im Prinzip nichts, was mich dem eigentlichen Ziel näher gebracht hätte. Und so blieb mir nur übrig, mich allein auf den Weg zu machen und irgendwie auf mein Glück zu hoffen.
Es gab nur zwei Möglichkeiten. Entweder zum Meer hin oder in die andere Richtung. Ging ich zum Meer, dann wehte mir der Wind ins Gesicht. Ich wollte es besser haben und nahm deshalb die andere Richtung. So spürte ich den Wind jetzt im Rücken. Ich sah keinen herausragenden Punkt, nur das hügelige Gelände.
Ich hatte einen guten Blick über die wellige Landschaft, aber es gab keinen Ort zu sehen, in dem ich Menschen hätte finden können.
Alles wirkte so leer. Niemand kam mir entgegen, und selbst in der Luft kreisten kaum Vögel.
An das leichte Rauschen des Windes hatte ich mich gewöhnt. Und so kam mir die Umgebung still vor. Keine Störgeräusche, die mich von einem Ziel hätten abbringen können, und weil dies so war, hörte ich plötzlich die Stimmen.
Unterschiedliche.
Ein Mann und eine Frau sprachen!
Im ersten Augenblick war ich irritiert und glaubte sogar an eine Täuschung, weil ich keinen Menschen sah. Aber eingebildet hatte ich mir die Stimmen auch nicht, und so blieb mir nichts anderes übrig, als mich auf die Suche zu machen, die sich allerdings auf einen kleinen Kreis beschränkte.
Da die Stimmen von vorn gekommen waren, schaute ich auch in diese Richtung, und sie wehten wieder an meine Ohren.
Da war etwas!
Meine Gedanken huschten wie Irrlichter durch den Kopf. Trotzdem schaffte ich es, sie zu sortieren, und es kam für mich nur eine Möglichkeit in Betracht.
Wenn ich die Sprecher schon nicht sah und ich sie trotzdem hörte, dann gab es nur eine Möglichkeit.
Sie drangen aus der Tiefe zu mir.
Ich ging einige Schritte vor und achtete dabei sehr auf das Gelände.
Bingo – Volltreffer!
Eine Öffnung im Boden. Bestimmt ein Zugang zu einer tiefen Höhle. Sekunden später war ich dort, blieb stehen, lauschte den Stimmen, die noch mal zu hören waren und dann verstummten.
Es war verrückt, aber es entsprach der Wahrheit. Ich kannte die Männerstimme. Sie gehörte dem Mann, den ich suchte.
Godwin de Salier.
Zahlreiche Steine der Erlösung fielen mir von der Seele.
»Keine Sorge, ich bin es nur, Godwin«, sagte ich in die Tiefe, »und ich denke, dass wir uns einiges zu erzählen haben…«
***
Es dauerte wirklich eine Weile, bis wir die Überraschung überwunden hatten. Vor allen Dingen Godwin konnte es kaum fassen, und seine Begleiterin wunderte sich ebenfalls.
Auch ohne dass sie sich vorstellte, wusste ich, wer diese Person mit den langen dunklen Haaren war. Endlich hatte ich Sophia Blanc gefunden, die alles in Bewegung gesetzt hatte.
Sie kam auch mich zu, reichte mir die Hand, und ich spürte, dass sich ein unsichtbares Band
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