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1401 - Das Blutversprechen

1401 - Das Blutversprechen

Titel: 1401 - Das Blutversprechen
Autoren: Jason Dark
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rituell. Nichts wurde überstürzt. Alles war von einem starken Ernst begleitet. Er steckte das Tuch ein und blickte wieder in das Gesicht seiner Frau.
    Sophia lächelte ihm entgegen. Dabei blieb es nicht, denn sie kam auf ihn zu, streckte die Arme aus und umarmte ihn. Es war eine Geste, auf die Godwin schon gewartet hatte, und er erlebte das, was ebenfalls zu einer Hochzeit gehörte.
    Sophia küsste ihn!
    Er spürte ihre Lippen auf seinem Mund. Sie waren so weich, aber auch fordernd, und sehr bald erlebte er das Spiel ihrer Zunge.
    Godwin wehrte sich nicht. Er dachte nur daran, dass er diese Art des Zusammenkommens schon längst vergessen hatte. In früherer Zeit, die im Nebel verschwunden war, hatte er einige Affären erlebt, doch seit John Sinclair ihn in die Zukunft geholt hatte, sahen die Dinge für ihn ganz anders aus.
    Da hatte er nur für seine Aufgabe gelebt, und das in einer reinen Männergesellschaft.
    Dies war nun unterbrochen worden. Er machte sich darüber noch keine Gedanken, weil er den Zauber des Augenblicks genoss, der jedoch allmählich verschwand.
    Sie trennten sich voneinander, und die Wirklichkeit hatte sie wieder. Nur – was war das für eine Wirklichkeit?
    Ihm kam sie fremd vor. Sie war so entrückt. Er erlebte sie in einer Welt, die ihm völlig fremd war. Sie konnte es nicht geben, wenn man normal darüber dachte, und doch befanden sie sich hier.
    Noch immer wollte er nicht so recht wahrhaben, was mit ihm geschehen war. Aber seine Frau sah es anders.
    »Der Bund zwischen uns ist geschlossen worden, und eine Heilige ist wieder an ihren ursprünglichen Platz zurückgekehrt. Wieder hat sich ein Kreis geschlossen, und wir beide können stolz darauf sein, in seinem Mittelpunkt zu stehen. Du gehörst zu mir, ich gehöre zu dir. Gemeinsam werden wir stark sein und unsere Feinde bekämpfen. Es war früher so, und es hat sich auch heute nichts geändert. Ich denke auch, dass deine Templerfreunde dafür Verständnis haben werden.«
    Godwin fühlte sich wieder so frei, dass er nicken konnte. »Ja, das werden sie wohl müssen, und ich weiß auch, dass sie es respektieren. Es wird eine neue Zukunft für uns geben, aber ich weiß nicht, was alles anders geworden ist. Wo wird diese Zukunft stattfinden? Hier in einer Umgebung, die niemand von uns kennt? In die uns das Schicksal hineingeschleudert hat?«
    »Wir werden wieder an den Ort zurückkehren, an dem wir zusammen leben können. Es war wichtig, dass man uns in diese Kirche geleitet hat. Denn für mich ist es eine Kirche. Eine sehr frühe. Eine Höhle, in der man sich versteckt hat, als Maria Magdalena auf ihrer Flucht an dieser Küste hier landete. Jahrhunderte später haben es die Templer herausgefunden und ihr richtige Kirchen gebaut, und das, was ihnen nicht gelang, das ist deinen Freunden und dir gelungen. Ihr habt die Gebeine der Heiligen gefunden, und wir werden bald vor ihnen stehen, um ihnen von unserem wunderbaren Bund zu berichten.«
    »Du kennst den Weg nach Hause?«
    »Wir werden ihn finden.«
    Godwin schwieg. Er bewegte sich und drehte dabei zum ersten Mal den Kopf. Sein Blick streifte dabei die Fresken an der Wand. Sie hatten im Laufe der Zeit gelitten, und trotzdem waren sie recht gut zu erkennen. Der unbekannte Maler hatte das der Nachwelt überlassen, was er gesehen und erlebt hatte.
    Menschen, die an einer fremden Küste gelandet waren und dort ihr Boot verlassen hatten, um sich auf die Suche nach einer neuen Heimat zu begeben und ein neues Leben zu beginnen. Weg aus der Heimat, an fremden Gestaden einen Traum verwirklichen.
    Das alles las er aus den Fresken. Aber es gab keine Lösung für ihn.
    Niemand von ihnen wusste, wie es nach der Hochzeit weitergehen würde. Sophia Blanc hatte ihre Vorstellungen, doch es war fraglich, ob sie sie in der Zukunft auch verwirklichen konnte.
    Sie schauten sich an. Sie lächelten wie auf ein geheimes Kommando hin. Dann streckten sie sich ihre Hände entgegen, berührten sie, und der Templer hatte das Gefühl, als würde ein Strom der Kraft von seiner Frau ausgehen und ihn erreichen.
    Er konnte sich vorstellen, dass es umgekehrt ebenfalls so war. So profitierten sie voneinander, und Godwin merkte, dass es ihm immer besser ging. Er fühlte sich freier und lockerer. Er atmete leichter und konnte davon sprechen, glücklich zu sein.
    »Was werden wir tun?«
    Sophia drehte den Kopf und deutete in die Höhe. »So wie wir sie betreten haben, so werden wir sie auch wieder verlassen. Oder willst du
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