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1401 - Das Blutversprechen

1401 - Das Blutversprechen

Titel: 1401 - Das Blutversprechen
Autoren: Jason Dark
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kann sie ja nicht einfach vor den Kopf stoßen.«
    »Das begreife ich. Aber du bist der Chef. Du bist der Anführer, und man hat sich nach dir zu richten.« Sophia ließ sich auf keine Diskussion ein. Sie suchte nach einer Stelle am Boden, wo sie die Fackeln festklemmen konnte.
    Lange brauchte sie keine Ausschau zu halten. Es gab auch hier Spalten und Risse, in die die Fackeln hineinpassten. Sie standen zwar schräg, aber das machte nichts.
    Dann winkte sie dem Templer zu. »Ich denke, du solltest jetzt zu mir kommen.«
    Er fühlte sich wie ein kleiner Junge. »Und dann?«, fragte er mit leiser Stimme.
    »Werden wir heiraten.«
    Das letzte Wort echote durch seinen Kopf. Gab es denn keine Möglichkeit für ihn, der Zeremonie zu entgehen? Er dachte für einen Moment an Flucht, aber das wäre lächerlich gewesen. Er wusste nicht, wohin er hätte fliehen sollen. Außerdem wäre Sophia ihm immer gefolgt. Beide befanden sich in einer für sie fremden Umgebung, möglicherweise in einem anderen Land. Da war man aufeinander angewiesen.
    Außerdem dachte er an die Sinnsprüche, die sich um den Begriff Schicksal drehten. Man konnte seinem Schicksal nicht entkommen, und auch für ihn war nicht alles normal verlaufen. Normalerweise wäre er längst tot. Im Kampf gestorben, in einem anderen Jahrhundert und tief in der Vergangenheit.
    Nein, so leicht war das nicht. Wenn es nun sein sollte, dann würde er in den sauren Apfel beißen, aber er würde diese Hochzeit nie anerkennen wie eine normale.
    Also nur zum Schein darauf eingehen?
    Auch das war nicht sein Ding. Er hatte immer zu den ehrlichen Menschen gehört, und wenn er ehrlich gegen sich selbst war, dann mochte er die wunderschöne Frau.
    »Ich denke, dass wir beide lange genug nachgedacht haben«, erklärte Sophia. »Deshalb sollten wir es hinter uns bringen.«
    »Gut. Aber wie kommen wir hier wieder weg?«
    Da zeigte sie ihm ein Lächeln. »Wir sind hergekommen und werden auch den Rückweg finden.«
    Alles war gesagt worden. Godwin fügte auch nichts mehr hinzu.
    Er sah das Winken der Frau und ging auf sie zu. Dort, wo es am hellsten war, blieben sie stehen und schauten sich in die Augen. Bei beiden hatten die zuckenden Flammen den Ausdruck verzerrt, so waren ihre Blicke nicht zu deuten.
    »Hast du ein Messer bei dir?«
    Mit dieser Frage hatte der Templer nicht gerechnet. Er musste seine Verwunderung erst abschütteln, bevor er selbst eine Frage stellen konnte.
    »Warum willst du das wissen?«
    »Ich brauche es.«
    »Wofür?«
    »Für die Hochzeit.«
    Wieder hatte der Templer eine ehrliche Antwort erhalten, aber sie hinterließ bei ihm schon einen Schauer, und so schüttelte er langsam den Kopf, denn ein Messer trug er wirklich nicht bei sich.
    »Dann müssen wir es eben anders machen«, sagte sie.
    »Was anders? Die Hochzeit?«
    »Nein, das Ritual bleibt. Es muss nur etwas Bestimmtes geschehen.« Während sie sprach, suchte sie bereits den Boden ab. Dabei hielt sie Ausschau nach einem Stein, der so kantig war, dass er die Funktion des Messers übernehmen konnte.
    »Dein Blut und mein Blut«, erklärte sie. »Es wird zusammenkommen. So ist die Verbindung zwischen der alten und der neuen Zeit hergestellt.« Sie suchte weiter, und es dauerte nicht mal zehn Sekunden, da hatte sie das Richtige gefunden.
    »Das ist er!«
    Sie hielt Godwin den Stein entgegen, der ihn anschaute und erkannte, dass er eine scharfe Kante hatte.
    »Soll ich mir damit eine Wunde zufügen?«, fragte er.
    »Ja, so muss es sein. Es ist unser Ritual. Es wird uns zusammenschweißen.«
    Godwin de Salier fühlte sich wie jemand, der im falschen Film ist.
    Ihm war das Handeln aus den Händen genommen worden. Sophia hatte das Sagen, und das hatte sie auch deutlich genug zum Ausdruck gebracht. Seiner Ansicht nach hatte sie sich stark verändert.
    Sie war wesentlich bestimmender geworden, und der Templer wunderte sich darüber, dass er in diesem Fall so passiv blieb.
    Es konnte an der fremden Atmosphäre liegen. Sie war mit der in seinem Kloster nicht zu vergleichen. Hier schien ein anderer Geist zu herrschen, der sich über die Jahrhunderte hinweg gehalten hatte.
    Nach dem Tod des Abbé Bloch und der teilweisen Zerstörung des Klosters war dies die dritte Wende in Godwins Leben, abgesehen von den Vorgängen in der fernen Vergangenheit.
    Das Licht der drei Fackeln brannte weiter. Es bewegte sich. Die Flammen schienen sich in Trauzeugen verwandelt zu haben, die nervös darauf warteten, dass die Hochzeit endlich
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