1402 - Das Vampir-Puzzle
Fledermäuse zu Willen gemacht hat und sie auf sein Kommando hören.«
»Das denke ich. Er hat gezeigt, wozu er fähig ist. Er hat sich wieder erholt. Ich weiß nicht, wie er es geschafft hat, an die Tiere heranzukommen, was auch keine Rolle spielt, aber…«
»Pardon, aber denk an Saladin.«
Jane hob den Kopf an und nickte. »Ach so, ja, du meinst, dass er dahinter steckt?«
»Ich könnte es mir vorstellen. Saladin ist ein Hypnotiseur. Jemand, der mit den Menschen spielt. Was ihm bei Menschen gelingt, könnte doch auch für die Tierwelt gelten. So wird er die Fledermäuse schon auf die richtige Schiene gebracht haben, denke ich mir.«
Jane schürzte ihre Lippen. »Ja, das kann durchaus sein. Da will ich nicht widersprechen. Das muss aber nicht heißen, dass sich Mallmann nur auf die Schattenhexe konzentrieren wird. Er ist nach seinen Niederlagen wieder erstarkt, und ich kann mir vorstellen, dass er auf seine Art und Weise durchdreht. Dass er sich an denen rächen will, die sich ihm in den Weg gestellt haben.«
»Und dazu zählt neben dir auch Justine Cavallo.«
»Klar.«
»Wo steckt sie jetzt?«
»Sie ist im Haus geblieben.«
Ich grinste. »Aber sicherlich nicht, um sich zu verstecken?«
»Nein, das nicht.« Jane lächelte. »Sie will den Kampf natürlich annehmen. Es gibt keine Gemeinsamkeiten mehr zwischen ihr und Will Mallmann. Das ist endgültig vorbei. Aber Mallmann hat immer wieder das Glück, jemanden zu finden, der ihm zur Seite steht. War es früher Justine, so ist es heute Saladin. Wobei ich der Überzeugung bin, dass er gefährlicher ist als sie. Mit seinen Kräften kann er mehr anstellen.«
»Wenn man sie falsch einsetzt, dann schon.« Ich dachte dabei an Glenda Perkins, die ebenfalls durch das verfluchte Serum infiziert worden war und anfangs schwer daran zu tragen gehabt hatte.
Zwar hatte sie sich auch jetzt noch nicht daran gewöhnt, aber sie konnte damit leben. Das hatte sie uns oft genug zu verstehen gegeben.
»Wir müssen etwas unternehmen, John!«
»Ach.« Ich legte den Kopf schief. »Müssen wir das?«
»Ja, zum Henker. Daran geht kein Weg vorbei.«
»Und was?«
Sie öffnete den Mund, um mir eine Antwort geben. Aber sie schloss die Lippen sehr bald, weil ihr keine richtige einfiel.
Dafür sprach ich: »Wie sehen die Dinge denn wirklich aus? Wir sitzen hier, reden über den Fall, aber wir haben keinen Punkt, an dem wir einhaken können. Wir sind nicht unmittelbar bedroht worden.«
»Noch nicht.«
»Dann rechnest du damit?«
»Klar. Mallmann hat im übertragenen Sinne Blut geleckt. Er hat einen ersten Sieg errungen, und einer wie er wird es nicht damit belassen. So schnell kann er Assunga nicht besiegen, das steht fest und das weiß er selbst. Aber er hat auch andere Feinde, und da steht eine bei ihm an erster Stelle, abgesehen von dir. Es ist…«
»Justine Cavallo«, sagte ich.
»Genau.«
»Und sie ist bei dir zu Hause?«
»Ja.«
»Was bedeutet das?« Ich stand auf.
»Er bedeutet, dass wir nicht länger hier im Büro sitzen bleiben und die Hände in den Schoss legen können, John.«
»Da hast du Recht.«
Auch Jane erhob sich. Ich wusste nicht, ob wir uns richtig verhielten. Aber es war mir klar, dass etwas geschehen würde. Ein Dracula II konnte einfach nicht untätig sein. Er musste immer wieder Dinge in seiner Art in Bewegung bringen, und er würde auf seinem Weg keine Rücksicht kennen.
»Du bist in den letzten Tagen nicht im Lande gewesen, kam mir zu Ohren«, sagte Jane, als ich meine Jacke überstreifte.
»Das stimmt.«
»Wo hast du denn gesteckt?«
»Ich war bei einer Hochzeit.«
»He.« Sie trat einen Schritt zurück. »Kenne ich das glückliche Paar denn?«
»Zumindest den Bräutigam. Er heißt Godwin de Salier.«
Nach dieser Erklärung erhielt ich keine Antwort. Jane Collins schmollte. Bestimmt hielt sie mich für einen Lügner. Erst im Lift fragte sie nach. »Stimmt das wirklich?«
»Klar.«
»Aber ist ein Templer und…«
Ich hob die Schultern. »Du hast Recht, Jane. Aber manchmal müssen Menschen über ihren Schatten springen. Was bei Godwin herausgekommen ist, erzähle ich dir auf der Fahrt…«
***
Justine Cavallo war allein im Haus zurückgeblieben. Normalerweise blieb die Blutsaugerin am Tage in ihrem Zimmer hinter der verdunkelten Fensterscheibe. Zwar würde das Sonnenlicht sie nicht töten, aber sie mochte nun mal die Dunkelheit.
An diesem Tag war alles anders. Da dachte sie gar nicht daran, im Zimmer zu bleiben, denn sie wollte sich
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