1405 - Sei schön für den Teufel
auch, dass ihr das Blut in den Kopf stieg.
Dann stoppte die Liege.
»Wir sind da, Mandy.«
»Danke, Schwester.«
Man stellte die Liege fest. Ulema und der Professor sprachen miteinander, was sie sagten, verstand Mandy jedoch nicht. Am liebsten wäre sie von ihrem Platz in die Höhe gesprungen, aber das ließ sie lieber bleiben. Außerdem fühlte sie sich nicht stark genug.
»So, meine Liebe«, säuselte Ulema. »Dann können Sie sich jetzt aufrichten. Aber vorsichtig. Sie müssen an Ihren Kreislauf denken.«
Mandy war froh, als man ihre Hände und Unterarme festhielt und ihr so half, in die Höhe zu kommen.
Alles geschah sehr langsam, und das war auch gut so, denn sie merkte schon, dass mit dem Kreislauf einiges nicht in Ordnung war.
Die Narkose, das lange Liegen – als Folge davon erlebte sie einen Schwindel, und so war sie froh, dass man sie festhielt.
»Alles klar?«
»Nicht so richtig, Schwester.«
»Bleiben Sie so sitzen und ruhen Sie sich erst mal aus.«
»Ja, danke.«
Mandy Lane war froh, dass sie nicht aufzustehen brauchte. Der Kreislauf bereitete ihr schon Probleme, und sie hatte das Gefühl, auf einer Schaukel zu sitzen.
Aber auch das verging. Ihr Zustand normalisierte sich, was auch die Schwester feststellte, denn sie fasste nach den Händen der Patientin.
»Ich denke, dass es jetzt Zeit ist, aufzustehen, aber lassen Sie sich bitte führen.«
»Gern.«
Mandy gab dem Ziehen nach. Sie drückte ihre Füße so fest wie möglich gegen den Boden, dann kam sie langsam hoch und stellte fest, dass sie wieder Probleme mit dem Gleichgewicht hatte. Sie schwankte und war froh, gehalten zu werden, und sie hörte auch die beruhigende Stimme der Schwester.
»Langsam, nichts überstürzen. Alles braucht seine Zeit. Auch bei dir, Mandy.«
»Ja, ich weiß.«
Sie folgte den Anweisungen haargenau, und sie spürte dabei auch die Schwäche in den Beinen. Die Knie waren weich.
Dort spürte sie ein Zittern. Wäre sie von Ulema nicht festgehalten worden, so wäre sie in die Knie gesackt.
»Ich schaffe es«, flüsterte sie. »Ich schaffe es.«
»Sicher schaffst du es.«
Es klappte auch. Selbst das Vorsetzen des ersten Schritts. Sie hatte nicht mehr das Gefühl, auf einen nur weichen Boden zu treten. Sie spürte den Widerstand, und auch als sie die nächsten Schritte ging, brach sie nicht zusammen.
Leider war ihr Sichtwinkel begrenzt. Sie konnte nur nach vorn schauen und nicht zur Seite, denn dabei behinderten sie die Verbände. Die Spannung stieg immer mehr, und die wurde auf die große Spiegelwand zugeführt, in der sie sich sah.
Fast hätte sie gelacht, denn sie sah tatsächlich aus wie eine Mumie.
Oder eher so, wie man sich eine Mumie gemeinhin vorstellte, seit Boris Karloff sie in einem Horror-Klassiker verkörpert hatte. Der verbundene Kopf mit den zwei Schlitzen, damit die Augen frei lagen. Ansonsten fühlte sie sich noch recht hilflos.
Sie gingen weiter. Ulema führte sie wie eine Mutter ihr Kind. Es gab auch ein Ziel. Das war der helle bequeme Sessel, in dem Mandy Lane ihren Platz fand.
Er stand genau vor der Spiegelwand, und so würde sie jede ihrer Bewegungen mitverfolgen können, aber auch die des Professors, der jetzt näher an sie herantrat.
Auch er war im Spiegel zu sehen. Das Gesicht mit der Sonnenbraunen Haut, das dunkle Haar, das perfekt zu den ebenfalls dunklen Augen passte. Über seine Gestalt hatte der Arzt einen weißen Kittel gestreift, und von blutigen Augen sah Mandy nichts.
Sie wollte sie auch vergessen und schaute zu, wie Schwester Ulema irgendwelche Klammern an ihrem Hinterkopf löste.
»Gleich ist es so weit, Mandy.«
»Ja, ich freue mich.«
»Das kannst du auch.«
»Aber wie werde ich jetzt gleich aussehen? Schlimm?«
»Nein, sicherlich nicht.«
»Aber man sagte doch, dass es immer eine Weile dauert, bis alles so gewachsen ist, wie man es sich…«
»In der Regel schon, meine Liebe. Aber nicht bei Professor Kazakis. Du darfst nicht vergessen, dass er der Beste seines Fachs ist.«
»Stimmt. Daran habe ich nicht gedacht.« Zwar konnte sie unter der Binde sprechen, aber sie war schon froh, dass sich immer mehr von dem Verband von ihrem Kopf löste.
Kazakis persönlich kümmerte sich um die Verbände. Dabei ging er sehr behutsam vor. Schicht für Schicht löste er sie ab, und Mandy beobachtete alles im Spiegel. Sie sah auch, dass der Professor sein Lächeln beibehielt, das ihr plötzlich so verzerrt vorkam und nahezu teuflisch. Möglicherweise lag es am Spiegel, der
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