1405 - Sei schön für den Teufel
sie einen doppelten Druck. Einmal den von innen und zum anderen den von außen. Letzter lag daran, dass ihr Kopf mit Verbänden umwickelt war, und als sie einen Arm hob und mit den Finger darüber hinwegstrich, erhielt sie den Beweis.
Der Kopf war bandagiert wie der einer Mumie, und nur die Augen lagen frei. Aber Mandy hielt sie noch geschlossen, und das tat sie bewusst. Sie wollte sie nicht öffnen, weil sie sich davor fürchtete, etwas Schlimmes zu sehen. Der Anblick der blutigen Augen war einfach zu schlimm gewesen.
Das Gesicht, die Augen, die grüne Kappe, der Kittel und auch noch der hohe Mundschutz.
Professor Kazakis!
Nur er hatte das sein können. Es gab keinen anderen Operateur. Er war derjenige, in dessen Hände sie sich begeben hatte. Voller Vertrauen, weil es sich herumgesprochen hatte, wie perfekt er arbeitete.
Und dann die blutigen Augen!
Das Bild wollte einfach nicht weichen. Es hatte von seinem Schrecken nichts verloren, und sie fragte sich, wem die Augen wohl gehörten. Professor Kazakis, da gab es keine andere Möglichkeit, denn nur er operierte. Nur wollte es ihr nicht in den Sinn, dass er Augenhöhlen hatte, die mit Blut gefüllt waren.
Panik überfiel sie. Am liebsten wäre sie aufgestanden und hätte sich die Verbände vom Gesicht gerissen, um zu erfahren, was dieser Professor mit ihr angestellt hatte. Aber sie dachte auch an das Risiko, und deshalb blieb sie liegen, ohne etwas zu unternehmen.
Sie fühlte sich wie eine Gefangene. Anders konnte sie es nicht beschreiben. Sie lag hier und wartete darauf, dass sich jemand um sie kümmerte.
Der Raum, in den man sie geschafft hatte, war nicht hell und nicht richtig dunkel. Vom Licht her herrschte eine gewisse Zwischenatmosphäre, und wenn sie gegen die Decke schaute, sah sie nur einen helleren Schatten. Woher das Licht kam, wusste sie nicht, denn irgendwelche Quellen entdeckte sie nicht.
Abwarten. Darauf hoffen, dass trotz der schrecklichen Erinnerung alles glatt gegangen war.
Allmählich fühlte sie sich auch besser. Die Energie kehrte zurück, und sie schaffte es endlich, wieder richtig durchzuatmen. Über ihr blieb das Licht, und sie hatte sogar das Gefühl, dass es mehr an Kraft gewonnen hatte.
Wie lange muss ich bleiben?
Diese Frage beschäftigte sie jetzt. Sie überlegte, was ihr der Professor gesagt hatte. Über einen exakt eingegrenzten Zeitraum hatte er nicht gesprochen. Er war immer vage geblieben, aber er hatte ihr dabei auch Hoffnung gemacht.
Trotz der Verbände merkte sie, dass sie von einem kühlen Luftzug gestreift wurde. Ein Fenster stand offen, so musste es sein. Aber jeder Raum hat eine Tür, und so ging sie davon aus, dass man sie aufgedrückt hatte und dadurch ein Durchzug entstanden war.
Jemand betrat den Raum. Sie vernahm leise Schrittgeräusche. Um den Ankömmling sehen zu können, hätte sie den Kopf heben müssen. Das schaffte sie nicht. Außerdem war der Besucher sehr bald bei ihr, und sie stellte anhand der Stimme fest, dass es eine Besucherin war.
»Wie geht es denn unserer lieben Mandy?«
Himmel, die Stimme! Es war Ulema, der weibliche Drachen, der sie begrüßt hatte. Die Worte passten gar nicht zu ihr. Sie war mehr der Typ, von dem man Befehle erwartete, aber keine Freundlichkeiten.
»Ich bin wieder wach.«
»Sehr gut, Mandy, sehr gut. Und wie fühlst du dich?«
»Es geht so.«
»Ist dir übel?«
»Kaum.«
Ulema lachte leise. »Ja, ja«, sagte sie, »Dr. Rowne ist schon ein sehr guter Arzt.«
»Und der Professor?«
»Ah, das weißt du doch. Der ist eine Kapazität. Alles, was er macht, ist perfekt. Darauf kannst du dich verlassen.«
Mandy wusste nicht, ob sie erleichtert sein sollte. Sie sah noch immer das Bild der roten Augen vor sich, aber sie wollte auch ihre neue Nase sehen.
»Wann kann ich sie sehen?«
»Bald.«
»Was heißt das?«
»Ich werde den Professor fragen. Er selbst wird erscheinen und dir die Verbände lösen.«
»Hat er zwischendurch etwas gesagt?«
»Wie meinst du?«
»Hat er davon gesprochen, ob die Operation geklappt hat?«
»Nein, aber das braucht dich nicht zu beängstigen. Er redet nie darüber. Er freut sich nur, wenn die Verbände weg sind. Dann erlebt er die Zufriedenheit seiner Patienten.«
»Ja, das wünsche ich mir.«
»Bis gleich.«
Ulema verschwand wieder. Mandy blieb zurück und hing ihren Gedanken nach. Dabei konzentrierte sie sich auf ihr Gesicht, an dem operiert worden war. Sie wartete förmlich darauf, irgendwelche Schmerzen oder einen gewissen Druck
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