1405 - Sei schön für den Teufel
ein wenig verzerrte.
Aber warum fielen ihr gerade jetzt wieder die blutigen Augen ein?
Sie stöhnte leise auf, woran zum Glück niemand Anstoß nahm.
Der Professor arbeitete weiter. Er sagte nichts, nur sein Lächern blieb bestehen, und immer mehr von Mandys Gesicht wurde von den Verbänden befreit.
Einem inneren Impuls folgend schloss sie die Augen. Sie konnte einfach nicht mehr hinschauen. Die Spannung war zu stark geworden. Sie wusste nicht, ob sie weinen oder lachen wollte. Jedenfalls schloss sie die Augen, weil sie in diesen nervenzerfetzenden Sekunden nichts mehr sehen wollte. Erst wenn auch der letzte Verband von ihrem Gesicht weggenommen war, würde sie wieder hinschauen.
Kazakis sprach sie an. »Es ist so weit.«
»Wirklich?« In ihrer Stimme lag ein leichtes Zittern.
»Ja, Mandy. Sie können die Augen jetzt öffnen.«
Das tat sie noch nicht. Stattdessen stieß sie die Luft aus. Sie wollte sich noch einige Sekunden Zeit lassen. Sehr lange hatte sie auf diesen Augenblick gewartet. Jetzt, da er gekommen war, fürchtete sie sich plötzlich vor dem Anblick.
Wie sehe ich aus? Himmel, ist alles so gerichtet worden, wie…
Die Stimme des Professors unterbrach ihre Gedanken. »Wollen Sie nicht hinschauen?«
»Doch, ich… aber …«
»Bitte!«
»Öffne die Augen«, flüsterte ihr Ulema ins Ohr. »Du bist einfach perfekt geworden.«
Dieser Satz gab bei ihr den letzten Anstoß. Sie riss die Augen förmlich auf und schaute hin.
Da war der große Spiegel, da war sie. Eine Frau, die im Sessel saß und deren Gesicht nicht mehr von Binden verdeckt wurde.
Gesicht?
Mandy riss den Mund auf, um vor Entsetzen loszukreischen…
***
Suko und ich saßen uns im Büro schweigend gegenüber. Glenda brachte frischen Kaffee für mich, für Suko hatte sie Tee gekocht. Mit lockeren Bemerkungen hielte sie sich zurück, denn sie sah unseren Gesichter an, dass uns nicht nach Scherzen zu Mute war.
Nach unserer Rückkehr hatten wir sie eingeweiht, und jetzt setzte sie sich zu uns. Sir James hatten wir ebenfalls Bescheid gegeben. Er hatte nur gemeint, dass wir die Sache weiterhin verfolgen sollten.
Für ihn war das kein so großer Fall, aber wir dachten schon ein wenig anders darüber. Suko und ich konnten uns vorstellen, dass mehr dahinter steckte und wir erst nur an der Oberfläche gekratzt hatten.
Der Ansicht war auch Glenda, die hin und wieder zum Fenster schielte. Hinter dem Glas malten sich die fallenden Schneeflocken ab. Alle hofften, dass sie Nordlandkälte bald vorbei war und sich der Frühling meldete.
Glenda trug an diesem Tag einen weißen Pullover mit Rolli und dazu eine schwarze Hose mit leicht ausgestellten Beinen. »Wenn es keine Maske war«, sagte sie, »was ihr da gesehen habt, was war es dann?«
»Ein Gesicht«, bemerkte Suko. »Es bleibt ja nichts anderes übrig, denke ich.«
»Schon. Aber was für ein Gesicht?«
»Sorry, das kann ich dir auch nicht sagen. Zumindest kein künstliches.«
Sie schaute ihn skeptisch an. »Das echte?«
»Ja, Glenda.«
»Und das andere?«
Suko hob die Schultern.
Ich hatte mich meinem Kaffee gewidmet, der mal wieder eine große Wohltat war. Natürlich hatte auch ich mir über das Gesicht Gedanken gemacht, aber ich musste schon ehrlich zugeben, dass ich ein solches auch noch nicht gesehen hatte.
»Wie kann man so ein Gesicht haben?«, fragte ich in die kleine Runde hinein.
»Du musst dich mit deinem Kreuz unterhalten«, meinte Glenda.
»Das gibt mir keine normale Antwort.«
»Jedenfalls hat es reagiert. Unter der Maske verbarg sich etwas anderes. Ein weiblicher Dämon?«
Ich breitete die Arme aus.
»Dann sollten wir uns darauf verlassen, was die Spezialisten herausbekommen«, schlug Suko vor.
»Aber nicht nur.« Ich schüttelte den Kopf. »Es muss doch herauszufinden sein, wer hinter dieser Person steckt. Eine Hexe – vielleicht. Aber das ist mir zu wenig. Ich meine, es gibt ja viele dieser Menschen, die sich so nennen. Bei ihr habe ich das Gefühl, dass sie es ernst meint.«
»Es steckt also mehr dahinter?«
»Genau, Glenda. Sie hat sogar so etwas wie ein zweites Gesicht gehabt. Und das muss ihr gegeben worden sein.«
»Schön. Und vom wem?«
»Keine Ahnung. Aber als sie sich veränderte, wurde ich an die Erweckung der Schattenhexe erinnert. Auch da habe ich so etwas wie ein zweites Gesicht erlebt. Darüber sollten wir nachdenken.«
»Daran habe ich auch gedacht«, gab Suko zu. »Aber ob das wirklich alles so stimmt?«
»Fragt Jane Collins«, schlug
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