1405 - Sei schön für den Teufel
von ihr wurde eine Tür aufgerissen. Ein Mann sprang aus dem Zimmer, und Glenda wusste sofort, dass er nicht ihr Freund war. Sie konnte ihren Lauf nicht mehr stoppen, und beide prallten zusammen.
Der Mann – er trug einen weißen Kittel – schleuderte Glenda zum Glück nicht zu Boden und erwischte sie auch nicht voll. Doch er sprang erneut auf sie zu und riss sie an sich.
Es war Dr. Rowe, mit dem sie es zu tun hatte. Sie brauchte nur in seine Augen zu schauen, um zu wissen, dass er ihr Feind war. Das sagte ihr schon der Blick, mit dem er sie anstierte. Er würde mit ihr kurzen Prozess machen und…
Glenda riss ihr rechtes Knie in die Höhe. Der Arzt stand nahe genug bei ihr, um die Folgen schmerzhaft zu erleben.
Sie hatte nicht viel Rücksicht genommen. Dr. Rowe riss den Mund weit auf, aber der Schrei blieb ihm in der Kehle stecken. Dafür lockerte sich der Griff, und mit einem heftigen Stoß beförderte Glenda Dr. Rowe von sich.
Er prallte mit dem Rücken gegen die Wand. Dort blieb er gebückt und keuchend stehen, beide Hände gegen die getroffene Stelle zwischen den Beinen gepresst.
Rowe hatte zunächst mal genug. Für Glenda kam es darauf ein, die Frau zu finden, die so grässlich geschrieen hatte.
Den weiteren Weg kannte sie. Jetzt war es nur wichtig, das Zimmer zu finden.
Bisher hatte sich kein weiterer Gegner auf dem Flur gezeigt. Glenda hoffte, dass es auch weiterhin so blieb, aber sie war trotzdem vorsichtig. Sie lugte um die Gangecke, sah nichts, nur das Ende des Flurs, das durch eine graue Tür markiert wurde.
Für einen Moment dachte sie an ihre außergewöhnlichen und zugleich unheimlichen Fähigkeiten, sich wegbeamen zu können, um an einer anderen Stelle wieder zu erscheinen. Nur konnte sie diese Fähigkeit nicht auf Kommando einsetzen, dazu gehörten bestimmte Voraussetzungen.
Also lief sie weiter. Die Schreie waren verstummt. Nur die fremden Geräusche nicht, und die klangen aus einem Raum an der rechten Seite. Glenda sah die schmale Tür, die eine hochgestellte Klinke besaß.
Glenda wusste Bescheid. Die Tür war nicht ganz zugefallen. Ihr Glück, so konnte Glenda sie lautlos aufziehen, und ihr gelang ein erster Blick in den Raum.
Es war ein recht kleines Zimmer. Zudem mit einem vergitterten Fenster. Aber das interessierte Glenda nur am Rande. Ihr Blick richtete sich auf den Rücken der Krankenschwester, die vor einer auf einem Stuhl sitzenden Frau saß. Von ihr sah Glenda nicht viel, aber es musste die Person sein, die geschrieen hatte.
Noch war Glenda nicht aufgefallen. Sie öffnete die Tür etwas weiter und vernahm das leise Wimmern. Aber auch die Stimme der Krankenschwester, die auf die Frau einredete.
»Hör zu, Mandy. Es ist deine eigene Schuld, verstehst du? Du hast dich bei uns gemeldet. Du wolltest schön sein, und jetzt bist du schön. Du bist schön für den Teufel, meine Liebe!«
***
Glenda hatte jedes Wort verstanden, und es rann ihr kalt den Rücken hinab. In was war sie da hineingeraten? In welch eine Orgie des Grauens?
Leider sah sie das Gesicht der anderen Frau nicht, und sie ließ sich auch Zeit mit dem Eintreten, weil sie damit rechnete, noch mehr zu hören zu bekommen.
»Hast du es begriffen, Mandy?«
»Nein, nein…«
»Du musst dich damit abfinden. Du gehörst jetzt zu uns. Wir haben dich gewollt.«
»Aber ich wollte es nicht, verdammt. Ich wollte nur meine Nase gerichtet haben. Das ist alles. Das hat Professor Kazakis mir auch versprochen. Aber jetzt – jetzt…«
»Er hat es sich eben anders überlegt.«
»Es ist unmöglich. Die Würmer…«
»Sind sein Markenzeichen. Ja, sein Markenzeichen. Sie leben in dir, sie stecken unter seiner Haut. Sie sind ein Teil von ihm. Sie sind etwas Uraltes, Archaisches. Er hat sie schon immer gegeben. Noch bevor überhaupt an Menschen zu denken war, gab es die Würmer. Und sie haben überlebt. Keine noch so großen Katastrophen konnte sie vernichten. Erdbeben, Überschwemmungen… all das hat ihnen nichts anhaben können. Sie sind stärker als Ratten. Es hat sie immer gegeben, und es wird sie immer geben – auch dann noch, wenn die Menschen längst ausgestorben sind. Würmer überleben, denn Würmer sind anpassungsfähig.« Ulema fing an zu lachen. »Und man kann sich wunderbar auf sie einstellen. Ich weiß das, denn ich vertraue dem Professor voll und ganz. Ich kenne seine Kunst. Ich habe Menschen gesehen, die hat er perfekt gemacht. Schau dich doch an. Sieh in den Spiegel. Ist deine Haut nicht glatt und seidig? Ist
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