1407 - Klauenfluch
nicht.«
»Ich weiß es.«
»Sehr gut.« Saladin war mit sich zufrieden, und er rieb seine Hände wie jemand, der ein gutes Geschäft gemacht hatte. »Es ist dir gegeben, ab jetzt immer die Wahrheit zu sagen, und deshalb frage ich dich: Wer ist Sophia?«
»Meine Frau!«
Es gab nur selten Gelegenheiten, in denen sich Saladin überrascht zeigte. Jetzt erlebte er eine der wenigen, und er holte sogar ziemlich laut Luft.
»Wer ist sie?«
»Meine Frau.«
»Du meinst: deine Partnerin!«
»Ich habe sie geheiratet.«
Saladin stutzte. Er wollte Gewissheit haben und traute wohl seiner eigenen Macht nicht mehr. Sehr bedächtig drehte er sein Gesicht der wartenden Frau zu.
»Stimmt es, was er gesagt hat?«
»Ja«, flüsterte sie, »es stimmt. Wir beide sind ein Ehepaar. Wir haben von kurzem geheiratet.«
Saladin konnte nicht mehr. Er musste einfach lachen. »Das ist ja ein Wahnsinn! Ein verheirateter Templer. Es wird immer besser. Aber es macht nichts, denn auch du wirst gleich nur noch das tun, was ich will.«
»Wir werden sehen«, antwortete Sophia.
»Ja, das werden wir. Wenn du unter meiner Kontrolle stehst, wirst du das Buch nehmen und es mir sogar freiwillig überreichen. Eine andere Möglichkeit hast du nicht.«
Sophia blickte ihn an. Sie sah diese Augen, die so eisig und zugleich wässrig waren. Es war für sie schrecklich, so hilflos zu sein, aber sie wusste zugleich, dass sie eine besondere Vergangenheit besaß und dass sie zu den starken und geheimnisvollen Frauen der Geschichte zählte.
Eine Maria Magdalene hatte sich schon damals nicht unterkriegen lassen, und etwas von diesem Erbe schlummerte in ihr.
Saladin lächelte und sagte: »Es ist so weit.«
»Nein!«
»Wie? Du…«
»Ich werde dir das Buch freiwillig geben. Du brauchst mich nicht erst unter deine Kontrolle zu bringen.«
Es war ein Vorschlag, der den Hypnotiseur überraschte und leicht verunsicherte, sodass er zunächst nichts sagte, sogar etwas irritiert schaute.
»Ja, ich gebe das Buch freiwillig.«
»Und dann?«
»Ist es für mich gelaufen.«
Saladin musste kichern. Er schüttelte dabei den kahlen Schädel.
»Du denkst, du kannst mir so entkommen? Dass ich dich dann nicht unter meine Kontrolle nehmen? Aber…«
»Davon habe ich nichts gesagt«, erklärte sie. »Ich sehe ja, was mit meinem Mann passiert ist. Und ich bin Realistin genug, um zu wissen, dass ich gegen dich nicht ankomme. Ja, das weiß ich. Deshalb gehe ich freiwillig den Weg. Nichts anderes habe ich im Sinn.«
»Gut, wenn du es willst.«
Das Herz klopfte ihr hoch bis zum Hals. Sophia wusste genau, worauf sie sich eingelassen hatte. Sie tat es freiwillig, aber sie tat es nicht ohne Hintergedanken. Der Plan war in ihrem Kopf wie festgezimmert. Ob es eine Chance war, wusste sie nicht, aber sie würde es versuchen, und sie brauchte viel innere Kraft und musste zugleich eine gute Schauspielerin sein.
Das Buch lag noch immer auf dem kleinen Tisch. Nichts bewegte sich in seinem Deckel. Die Beulen waren zwar zu sehen, aber das war auch alles. Es strahlte nichts ab, es wirkte völlig harmlos, abgesehen von der widerlichen Fratze auf seinem Deckel.
Saladin schaute zu, wie Sophia mit ihrem Händen das Buch umschloss. Sie wusste, dass es jetzt einzig und allein auf sie ankam. Sie nahm das Buch in die Hände und ging einen Schritte auf Saladin zu.
Er konnte nicht wissen, dass es eine Täuschung war, denn sie hatte etwas ganz anderes vor.
Der Schritt nach vorn, danach der Sprung zurück – und…
Sie hatte sich alles genau ausgerechnet, und sie hatte Erfolg.
Sophia landete direkt auf dem Knochensessel!
***
Es war beinahe wie im Kino, aber leider befanden wir uns in der Realität, waren auch nur zu zweit und nicht umgeben von anderen Zuschauern.
»Deckung!«
Der Schrei war aus Sukos Mund gedrungen.
Wir tauchten ab.
Keiner von uns hörte die Schüsse, weil der Lärm des Fliegers einfach zu groß war, und dann war schon alles vorbei.
Das Insekt aus Hightech war recht schnell geflogen, und uns war nichts passiert. Suko richtete sich ebenso auf wie ich, wobei wir gemeinsam nickten, ein Zeichen, dass uns nichts geschehen war.
Wir mussten trotzdem raus!
Als Schutz konnten wir nur den Wagen nehmen, auch wenn das nicht eben ideal war, aber einen Vorteil hatten wir trotzdem diesem mörderischen Insekt gegenüber.
Wir waren zwar nicht schneller als der Helikopter, aber wir waren beweglicher, und das bewiesen wir sehr bald. Dazu brauchten wir uns nicht abzusprechen. Ich
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