1407 - Klauenfluch
das schon jemals bei einem Fall?«
»Ich glaube nicht.«
»Eben…«
***
Erst als ihm Sophia auf die Schulter tippte, drehte sich Godwin de Salier um und legte den Hörer wieder auf.
»Bitte, Godwin, wir kennen uns noch nicht so lange. Aber ich habe dich bisher noch nie so gesehen. Muss das sein? Ist es denn so schlimm?«
»Leider ja. Es hat sich all das bewahrheitet, was ich mir gedacht habe. Saladin will die Bibel des Baphomet nicht für sich. Er hat sich tatsächlich mit den Erleuchteten zusammengetan. Darüber müssen wir reden.«
»Hast du einen Plan?«
»Eigentlich nicht. Ich wollte mit John und Suko darüber reden. Aber es wird noch einige Stunden dauern, bis sie hier sind und etwas unternehmen können.«
»Und was könnten sie tun?«
Der Templer hob die Schultern. »Ich kann es dir auch nicht sagen, Sophia. Tut mir Leid. Ich müsste zuerst mit ihnen sprechen und ihre Meinung hören. Dann sehen wir weiter.«
»Aber Saladin könnte schneller sein – oder?«
»Das befürchte ich auch. Er kann sich bewegen, wie er will. Die Welt steht ihm offen. So kann er sich mit der dämonischen Welt in Verbindung setzen. Was das bedeutet, darüber möchte ich gar nicht erst nachdenken.«
»Das heißt, wir können das Buch vor ihm nicht in Sicherheit bringen? Er würde uns überall finden?«
»Das weiß ich nicht. Dafür müsste er uns beobachten.«
»Pardon, Godwin. Dann wäre es doch gut, wenn wir das verdammte Buch aus dem Haus schaffen.«
Der Templer brauchte nicht lange nachzudenken. »Das könnte eine Möglichkeit sein.«
»Ich tue es!«
Godwin schaute sie an. »Du?«
»Ja, wer sonst?« Sie lächelte. »Denk mal nach. Man hat mir das Buch gegeben. Ich soll es also besitzen und es hüten, und ich habe mich entschlossen, dieses Geschenk anzunehmen, wenn du verstehst, was ich damit meine.«
»Schon.«
»Dann sage mir, ob es ein wirkliches Versteck für das Buch gibt. Eines, in dem es tatsächlich sicher ist.«
Der Templer hob die Schultern. »Ich weiß nicht, ob man Saladin auf diese Weise loswerden kann.«
»Aber ich.«
»Wieso?«
Sophia gab die Antwort auf ihre Weise. Sie drehte sehr langsam und irgendwie bedeutungsvoll den Kopf und schaute dorthin, wo sich der Knochensessel befand. »Ich sage dir eines, Godwin. Was dieser Saladin kann, das kann ich auch. Der Sessel besitzt die Kraft, mich ebenfalls verschwinden zu lassen, und ich glaube nicht, dass Saladin es dann schafft, mir zu folgen.«
In den Augen des Templers lag plötzlich ein gewisser Glanz. Er fing an zu lächeln, was Sophia wieder Mut machte.
»Ist das eine Idee?«, fragte sie.
»Ja, das ist sogar eine sehr gut. Allerdings auch eine gefährliche, denn ich weiß nicht, wohin dich der Sessel schaffen wird.«
»Möglicherweise dorthin, wo wir beide geheiratet haben. In die alte Höhle, die schon seit zweitausend Jahre und mehr existiert.«
»Es ist sehr vage.«
»Ja, das stimmt. Aber wir müssen etwas tun, Godwin. Es gibt keinen anderen Weg.«
Der Templer überlegte. Die Lösung gefiel ihm nicht. Aber es war besser, als nichts zu tun. Hilfe war unterwegs, nur würde es dauern, bis John und Suko eintrafen, und de Salier wusste nicht, ob sie wirklich so lange warten konnten.
Zum Glück hatte Saladin sie gewarnt. Das gehörte zu seinem Ego.
Er musste sich stets aufspielen.
Es durfte einfach nicht geschehen, dass dieses Buch in die Hände der falschen Leute geriet. Sie würden es gegen die Menschen und für ihre verderbten Ziele einsetzen.
Trotzdem – der Templer überlegte fieberhaft, ob es nicht doch eine andere Lösung gab, und er konnte seinen Blick nicht von dem Würfel lösen.
Das sah auch Sophia. »Glaubst du, dass er dir eine Antwort geben wird?«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Dann versuch es!«
»Meinst du?«
»Ja.«
»Okay, dann werde ich noch einen Versuch starten und hoffe, dass ich Auskunft erhalte.«
»Bestimmt.«
Er setzte sich wieder. Er wollte den Würfel nicht auf dem Buchrücken liegen lassen und nahm ihn deshalb weg. Als er ihn zur Seite geschoben hatte, legte Sophia ihre rechte Hand auf den Buchdeckel.
Durch diese Geste deutete sie an, wem das Buch gehörte.
Beide hielten sich nicht allein im Kloster auf. Sie waren umgeben von anderen Menschen, doch niemand dachte daran, das Arbeitszimmer von Godwin de Salier zu betreten. Sie blieben zurück, als spürten sie, dass Dinge passieren, die nur Godwin und seine Frau etwas angingen.
Sophia strich über den Einband mit ihren Fingerkuppen. Sie fühlte die
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