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1408 - Der Totenholer

1408 - Der Totenholer

Titel: 1408 - Der Totenholer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sie mal laut. Oder besser nicht. Bisher habe ich aus dem Ort mit keinem Menschen darüber gesprochen.« Er drehte sich halb um und deutete auf die Tür. »Ich denke, dass wir jetzt ins Haus gehen können.«
    »Das wollte ich gerade vorschlagen.«
    Er führte uns zuerst in einen schmalen Flur. Von ihm aus konnten wir in den Wohnraum gehen, wo die Fensterscheibe fehlte. Sie lag in zahlreichen Resten zersplittert auf dem Boden. Der Wind wehte durch die breite Öffnung.
    Es gab zwar eine Möblierung im Raum, aber den Mittelpunkt bildete ein Gegenstand, der nun überhaupt nicht zu der normalen Einrichtung passte. Es war ein offener Sarg, neben dem der Mann stehen geblieben war und nun hineindeutete.
    »Darin hat er gelegen«, sagte er. »Mein Vater, der uns geraubt wurden.« Seine Stimme war bei den letzten Worten abgesackt. Er war froh, sich in einem Sessel niederlassen zu können.
    »Und dann?«, fragte ich.
    Jack Melrose winkte ab und strich danach über sein Gesicht. Wir nahmen die Gelegenheit wahr und stellte uns namentlich vor, was er mit einem Nicken zur Kenntnis nahm. Dann sprach er davon, dass seine Frau einen Schock erlitten hatte und im Bett lag.
    »Und Ihr toter Vater wurde tatsächlich geholt?«
    Jack Melrose starrte mich an. »Glauben Sie mir etwa nicht?«
    »Sonst wären wir ja nicht hier. Es ist für uns nur leider auch ungewöhnlich.«
    »Verstehe ich.«
    »Würde es Ihnen was ausmachen, wenn Sie uns alles der Reihe nach erzählen?«, fragte Suko.
    »Nein, natürlich nicht.« Er räusperte sich. »Deshalb sind Sie ja gekommen.«
    In den folgenden Minuten lauschten wir seinem Bericht. Was wir da zu hören bekamen, klang zwar unglaublich, aber schließlich hatte ich diese Gestalt ebenfalls schon gesehen, was ich noch für mich behielt.
    Jack Melrose kam allmählich zum Schluss. »Ich kann es einfach nicht begreifen. Dass es so einen Menschen gibt, der meinen Vater regelrecht mit seiner Klauenhand aus dem Sarg gepflückt hat.« Er schlug auf seinen rechten Oberschenkel. »Haben Sie dafür eine Erklärung?«
    »Bisher noch nicht«, sagte Suko.
    »Eben. Ich auch nicht.«
    »Und Sie haben den Eindringling nicht erkannt?«, setzte ich eine Frage nach.
    »Nein. Er war vermummt. Über den Kopf hatte er eine Strickmütze gezogen. So wie es manche Bankräuber machen. Ich habe nur die Augen gesehen, das ist alles.«
    »Warum haben Sie den Toten hier aufgebahrt?«
    »Es ist Tradition bei uns. Ich wollte in Ruhe Abschied von meinem Vater nehmen. Meine Frau war damit einverstanden. Den Rest kennen Sie. Beide sind wir froh, dass man uns am Leben gelassen hat. Aber der Leichendieb interessiert sich ja wohl nur für die Toten. Die Lebenden sind ihm egal.«
    »Warum könnte er sich ausgerechnet für die Leiche Ihres Vaters interessieren?«, fragte Suko.
    »Keine Ahnung.«
    »Könnten Sie sich jemand vorstellen, der sich überhaupt für Tote interessiert?«
    »Was soll das denn für eine Frage sein?«
    »Haben Sie davon schon mal gehört?«
    »Nein, verdammt. Obwohl… Bestatter interessieren sich für Tote. Sie sind ja sein Geschäft. Aber der braucht die Leichen nicht zu stehlen.«
    »Stimmt natürlich.«
    Jack Melrose nickte uns zu. »Ich will nur, dass dieser verfluchte Dieb gefasst wird. Ich will auch, dass mein Vater seine normale Totenruhe bekommt. Ich kann mit dem Gedanken verdammt schlecht leben, dass man ihn geholt hat, um mit ihm irgendwelche Experimente anzustellen.«
    »Verständlich.«
    »Dann finden Sie ihn.«
    »Das werden wir«, sagte ich. »Nur ist das nicht so einfach.«
    »Weiß ich.« Er stand auf und schaute in den leeren Sarg. »Bald wird der Bestatter hier erscheinen, um die Leiche abzuholen. Was soll ich ihm sagen?«
    »Halten Sie ihn noch hin.«
    »Wie lange?«
    »Erst mal bis zum Abend.«
    Er schaute mich an und schüttelte dann leicht den Kopf. »Glauben Sie denn, dass Sie bis zu diesem Zeitpunkt den Fall gelöst haben?«
    »Wir werden uns bemühen.«
    »Toll. Hört sich gut an. Aber können Sie mir auch sagen, wie Sie das anstellen wollen? Gibt es Spuren, denen Sie nachgehen können? Von mir können Sie nichts mehr erwarten.«
    »Vielleicht doch«, meldete sich Suko wieder zu Wort.
    »Ach. Und wieso?«
    »Nun ja, Mr. Melrose. Wir haben den bestimmten und nicht unbegründeten Verdacht, dass sich der Leichenholer möglicherweise hier in der Umgebung aufhält.«
    »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Nehmen Sie es einfach mal hin.«
    »Gut. Und weiter?«
    »Jetzt möchte ich von Ihnen wissen, ob jemand

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