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1408 - Der Totenholer

1408 - Der Totenholer

Titel: 1408 - Der Totenholer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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größte Teil des Lacks abgeblättert war, und so sahen wir auch die helle Farbe des Holzes.
    Ein schlichter Altar, dahinter einige grüne Zweige, die aus einer Vase ragten – das alles fiel uns auf. Aber wir sahen keinen Menschen innerhalb der Kirche.
    »Da haben wir wohl Pech gehabt«, flüsterte Suko mir zu.
    »Abwarten.«
    »Wieso?«
    »Ich will mich nur umschauen. Außerdem muss es noch so etwas wie eine Sakristei oder einen Nebenraum geben.«
    »Okay, du kennst dich besser aus.«
    Wir konnten im Mittelgang nebeneinander hergehen und bewegten uns auf den Altar zu. Die Platte stand auf zwei schmalen Steinsäulen. Jemand hatte sie mit einer Decke verziert.
    Ich ließ meine Blicke wandern und schaute auch den kurzen Weg zur Kanzel hoch, aber auch dort stand niemand.
    Dafür entdeckte ich eine Seitentür. Ich ging mit schnelleren Schritten darauf zu und hörte, dass Suko mir folgte.
    Vor der Tür blieben wir stehen. Ich wollte sie schon öffnen, als mit etwas auffiel.
    »Hörst du es auch?«, fragte ich meinen chinesischen Partner.
    »Was?«
    »Dahinter tut sich was.«
    »Und?«
    Ich legte mein Ohr gegen das Holz. Es war wesentlich dünner als das der Kirchentür. Jetzt war das Geräusch für mich auch besser zu hören, aber richtig schlau wurde ich daraus nicht. Ich spürte nur, dass sich auf meinem Rücken eine Gänsehaut bildete, denn dieser Laut erinnerte mich an das Stöhnen eines Menschen, der unter einer schlimmen Qual litt.
    Ich schaute Suko an.
    Er nickte mir zu. »Okay, jetzt haben wir einen Grund.«
    Ich drückte die Tür auf. Es war heller in diesem kleinen Raum als in der Kirche. Das lag an dem Fenster an der linken Seite. Durch die Scheibe floss das Tageslicht. Es sorgte auch dafür, dass wir den Schreibtisch sahen, vor dem ein Stuhl stand, und auf dem wiederum saß ein älterer Mann. Er war nach hinten gefallen, aber die Rückenlehne hielt ihn sitzender Position.
    Dieser Mann stöhnte. Er trug einen dunklen Pullover und dazu ein weißes Hemd.
    Mit einem langen und auch lautlosen Schritt brachte ich mich in seine Nähe.
    Auf und zwischen den Lippen sah ich die blutigen Schaumbläschen, die bei jedem röchelndes Atemzug entstanden.
    Aber ich sah noch mehr.
    Die Brust des Mannes war durch Wunden gezeichnet. Sie malten sich in einem leicht angedeuteten Halbkreis ab, der fast bis zu den Armen reichte. Ich brauchte nur einen Blick auf die Wunden zu werfen und wusste, von wem sie stammten.
    Von der Messerhand des Totenholers!
    ***
    Er lebte noch. Wir hatten den Mann zwar noch nie zuvor gesehen, aber wir gingen davon aus, dass es sich um den Pfarrer handelte, auch wenn er nicht so angezogen war. Er war schon älter. Das Haar sah aus wie schmutziger Schnee. Im Gegensatz dazu stand der blutige Schaum auf seinen Lippen.
    Das Röcheln hörte sich schrecklich an. Allerdings nahmen wir noch etwas anderes wahr. Der verletzte Mann hatte uns trotz seines Zustands bemerkt. Es vergingen zwar einige Sekunden, dann aber drehte er leicht den Kopf, um besser sehen zu können.
    Auch das Zucken der Augen zeigte uns an, dass er Bescheid wusste. Wir lasen darin ein stummes Flehen.
    Ich beugte mich tiefer, um nicht laut sprechen zu müssen. »Wir werden einen Arzt holen«, erklärte ich ihm und hoffte, ihn damit ein wenig zu beruhigen.
    An der Veränderung des Blickes erkannte ich, dass er damit nicht einverstanden war. Der Mann wusste über sich selbst Bescheid. Wir inzwischen auch. Es konnte durchaus sein, dass er nicht mehr lange zu leben hatte, aber es war noch ein gewisser Wille vorhanden, um sich gegen den endgültigen Tod zu stemmen.
    »Können Sie denn sprechen?«, fragte ich leise.
    Die Lippen zogen sich etwas in die Breite. Dann öffnete er sie.
    »Versuche es…«
    Suko trat etwas zurück. Er wollte mir das Reden überlassen und mich dabei nicht stören.
    »Ist es Silas Manson gewesen?«
    »Ja, er.«
    »Und warum?«
    »Er… er … ist ein Teufel. Er ist kein … Mensch mehr. Er sammelt die … die Toten. Ich habe es zu spät erfahren, und ich wollte ihn stoppen.« Der Pfarrer legte eine kurze Pause ein. »Es ist mir nicht gelungen, ihn zu überzeugen. Er macht weiter … und er will sich auch von niemand stören lassen. Bis zum bitteren Ende …«
    »Warum tut er das?«
    »Will sie opfern.«
    »Wem?«
    Qual zeichnete das Gesicht des Geistlichen. »Ich kann es nicht genau sagen, aber… er ist den Weg der Hölle gegangen. Er will die Toten dem Teufel als Gabe bringen, glaube ich. Das ist grauenhaft. Dieser Mensch …

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