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1408 - Der Totenholer

1408 - Der Totenholer

Titel: 1408 - Der Totenholer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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scharfer Atemzug, als ich mich nach einem kurzen Bücken wieder aufrichtete.
    »Was sagst du, John?«
    »Das ist der Anfang.«
    »Wo finden wir die anderen?«
    »Mal schauen.«
    Uns fiel erst jetzt ein dunkler Vorhang auf, der einen kleinen Teil des Zimmers abdeckte. Hinter einem Vorhang kann man etwas verstecken. Mit genau dieser Erwartung ging ich auf ihn zu. Es war nichts zu hören, trotzdem war ich auf der Hut, als ich ihn zur Seite zog. Suko stand im Hintergrund und gab mir Rückendeckung.
    Ein kurzer Ruck – ein Blick – nichts!
    Keine Leiche hatte man in diese kleine Küche gestellt, in die wir jetzt hineinschauten.
    Ein Waschbecken, ein hüfthoher Schrank, an der Wand zwei Regale – das war alles.
    Suko schob sich an mir vorbei und öffnete eine schmale Tür. Sie führte in ein Schlafzimmer, in dem ein altes Bett stand.
    Es war von einer Leiche besetzt!
    Beide rührten wir uns nicht. Auch jetzt brauchten wir kein Licht, um die tote Frau sehen zu können. Auch sie lag auf dem Rücken, aber sie trug kein Totenhemd. Silas Manson hatte sie angezogen und ihr ein buntes Kleid übergestreift. Auf dem Stoff malten sich zahlreiche kleine Blumen ab, die wohl eine Frühlingswiese darstellen sollten.
    »Verdamm noch mal«, flüsterte Suko, »der ist wirklich wahnsinnig!«
    Die Tote roch, aber wir nahmen den Gestank nicht so deutlich wahr, weil er von einem anderen Geruch überdeckt wurde. Silas Manson hatte die Tote nicht nur anders angezogen, er hatte sie auch geschminkt und ihr dick Make-up auf – geschmiert. Sogar die Augenbrauen hatte er nachgezogen. Durch den sehr grellen Rotstift sahen die Lippen aus wie eine große Wunde.
    »Wieso macht er das, John?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Die Tote lag da, als sollte sie bald aufstehen, um nach draußen zu gehen. Sogar Schuhe hatte man ihr angezogen und das schwarze Haar sorgfältig um den Kopf drapiert.
    »Das ist die zweite«, murmelte mein Freund. »Ich bin gespannt, wie viele Tote wir hier noch finden werden.«
    Ich wusste es nicht, rechnete allerdings mit dem Schlimmsten. Ich ging an der andere Seite des Betts, um auf den Boden zu schauen.
    Dort lag niemand. Aber eine Tote reichte auch aus, und so bewegten wir uns nach rechts auf eine Tür zu, die sicherlich in einen anderen Raum führte. Ich war schneller als Suko und öffnete sie vorsichtig.
    Nein, es war kein neues Zimmer, das wir betraten, sondern ein schmaler Flur. Wahrscheinlich hatten wir die Rückseite des Hauses erreicht. Hier waren die Fenster wesentlich kleiner, aber der verdammte Leichengeruch herrschte auch hier.
    Ein Flur und an seinem Ende eine weitere Tür, die geschlossen war. Obwohl sich niemand in unserer Nähe befand, sprachen wir leise miteinander.
    »Ich habe das Gefühl«, sagte Suko, »dass hinter der Tür der Zugang zum Keller liegt.«
    »Meinst du?«
    »Er muss hier sein. Er muss…«
    »Wir schauen nach.«
    Die Tür ließ sich öffnen. Etwas kühlere Luft schwappte uns entgegen, und auch sie war gefüllt von diesem Leichengeruch, an den sich wirklich kein normaler Mensch gewöhnen kann.
    Aber wir sahen genau das, was wir eigentlich erwartet hatten. Eine Treppe, die in den Keller führte.
    Beide mussten wir davon ausgehen, dass wir dort Silas Manson fanden, falls er sich wirklich im Haus aufhielt.
    Wir wollten schon nach unten steigen, als wir etwas hörten und den Schritt zurückhielten.
    War es eine Flüsterstimme, die dort sprach? So genau fanden wir es nicht heraus. Es konnte auch verbunden mit einem Lachen sein und anderen Geräuschen.
    Und wir entdeckten noch etwas. Die meisten Stufen verschwanden in der Dunkelheit. Nur die drei letzten waren zu sehen, denn über sie hinweg floss ein weicher Lichtschein, der so starr auf ihnen lag, als wäre er gemalt.
    Wir nickten uns zu.
    Jetzt wussten wir, dass wir uns den richtigen Ort ausgesucht hatten. Zwei Leichen hatten wir schon im Haus entdeckt. Wie viele würden wir im Keller zu sehen bekommen?
    Ich wollte nicht darüber nachdenken, was dieser Silas mit den Toten vorhatte. Eine Ablenkung war jetzt nicht gut, und so gingen wir voll konzentriert die Stufen hinab.
    Ein Geländer, an dem wir uns festhalten konnten, gab es nicht.
    Auch die Treppe war nicht eben vom Feinsten. Wir hatten es hier mit Buckelstufen zu tun und mussten verdammt Acht geben, dass wir nicht abrutschten.
    Aber es klappte. Wir gingen nahezu lautlos, und je tiefer wir kamen, um so deutlicher wurden die anderen Geräusche. Wir sahen auch, dass die Treppe in einem Quergang

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