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1408 - Der Totenholer

1408 - Der Totenholer

Titel: 1408 - Der Totenholer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Zeitspanne erlebten die beiden ein Grauen wie nie zuvor. Sie schauten gegen den Unheimlichen und hatten dabei das Gefühl, nicht mehr sie selbst zu sein.
    Dann drehte sich der Dieb um.
    Endlich, nach einer Zeit, die für Jack und Harriet Melrose nicht messbar war, gelang ihm die Drehung nach rechts, und durch seinen Körper ging ein Zucken.
    Danach war für ihn alles klar.
    Er verschwand mit seiner Beute. Er ging, wie er gekommen war.
    Nur brauchte er diesmal keine Scheibe einzuschlagen. Er veränderte nur die Haltung des Toten, denn jetzt hing die Leiche wirklich bäuchlings nach unten und sah aus, als wäre sie von der Greifhand eines Baggers gepackt worden, der seine Ladung wegschleppte.
    Es war vorbei. Der grausame Totenholer verließ das Haus und tauchte in der Dunkelheit unter…
    Zwei Augenpaare schauten ihm nach. Für die Dauer einiger Sekunden noch sahen sie die Gestalt, die sich immer weiter fortbewegte und eins wurde mit der Finsternis.
    Es war vorbei. Es gab ihn nicht mehr.
    Beide Menschen standen auf der Stelle, hielten sich an den Händen fest und taten nichts mehr. Es war ihnen einfach nicht möglich, noch etwas zu sagen. Ihre Kehlen waren wie zugeschnürt, aber was sie letztendlich sahen, das entsprach der Wahrheit.
    Beide schauten in einen leeren Sarg!
    ***
    Den Begriff für Zeit hatten Harriet und Jack Melrose verloren. Noch immer standen sie an der gleichen Stelle, die Blicke gegen den leeren Sarg gerichtet, und beide konnten es nicht fassen, dass Abel Melrose verschwunden war.
    Als Harriet etwas sagte, erkannte sie ihre Stimme kaum wieder.
    »Er ist weg«, flüsterte sie. »Er ist tatsächlich weg. Das… das … kann ich nicht glauben, aber er ist so …«
    Jack nickte nur. Der Schweiß war aus seinen Poren gedrungen und rann kalt an seiner Haut entlang nach unten. Kleine Tropfen wie Kugeln aus Eis, und er schüttelte sich.
    Neben ihm fing Harriet an zu weinen. Sehr langsam entzog er ihr seine Hand.
    »Ich bin gleich wieder zurück«, sagte er.
    Harriet gab keine Antwort. Es war ihr auch nicht anzusehen, ob sie Jack überhaupt gehört hatte. Sie schaute nach wie vor ins Leere, das war alles an Reaktion.
    Ihre Augen brannten. Das Tränenwasser schien sich in Säure verwandelt zu haben, und erst, als ihr Mann sie anstieß, kam so etwas wie Leben in sie, und sie drehte den Kopf.
    Jack hielt zwei Gläser in den Händen. Er hatte Gin hineingekippt.
    »Trink, Harriet, bitte…«
    Sie zögerte noch. Als sie jedoch das Nicken ihres Mannes sah, da griff sie zu.
    Leider zitterte ihre Hand, und so verschüttete sie etwas von der hellen Flüssigkeit, als sie das Glas an die Lippen setzte. Aber das meiste trank sie, und auch Jack tat es.
    »Und was ist jetzt?«, flüsterte Harriet.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Er hat Abel geholt.«
    »Ja.«
    »Was macht er mit ihm?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Beide sprachen mit Stimmen, in denen sich keine Modulation wiederfand. Völlig tonlos redeten sie, als wären sie sich selbst fremd.
    Zwar hatten sie gesehen, was geschehen war, doch sie hatten es noch nicht richtig begriffen. So etwas gehörte nicht zum alltäglichen Leben. Es war einfach alles anders geworden. Jemand hatte einen Toten gestohlen. Dies zu begreifen, war für beide nahezu unmöglich.
    Harriet setzte sich auf eine Sessellehne. Sie schaute ihren Mann an und blickte trotzdem ins Leere, denn es war einfach alles zu viel für sie. Alles kam ihr so fremd vor, sogar die Umgebung hier.
    Ihre Lippen zitterten, und endlich bewegte sich auch ihr Mann.
    Vor ihr blieb er stehen, ohne ein Wort zu sagen.
    »Was tun wir?« Noch immer wusste Harriet keine Lösung.
    Jack hob nur die Schultern.
    »Polizei?«
    »Ja, daran habe ich gedacht.«
    »Und dann?«
    Jack sprach mit tonloser Stimme. »Ich kann es dir nicht sagen, Harriet, denn ich denke, dass wir nicht viel unternehmen können, weil wir einfach zu schwach sind. Da hat die Polizei schon mehr Möglichkeiten.«
    »Glaubst du denn, dass sie deinen Vater finden?«
    »Ja, das will ich hoffen. Alles andere wäre schrecklich.«
    Harriet fing endlich an zu weinen und fragte unter Tränen: »Was könnte er denn mit dem Toten vorhaben?«
    »Keine Ahnung. So weit oder so schlimm können wir einfach nicht denken.«
    Harriet nickte, holte ein Taschentuch hervor und putzte ihre Nase.
    Noch einmal strich Jack über das Haar seiner Frau, dann ging er mit schleppenden Schritten zum Telefon…
    ***
    Scheinwerfer warfen ihr Licht über die Straße und erreichten auch die Absperrung, die

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