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141 - Dämonenbilder sieht man nicht

141 - Dämonenbilder sieht man nicht

Titel: 141 - Dämonenbilder sieht man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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gleich zu Elsbeths Mutter zu fahren. Wahrscheinlich war es besser, wenn er sich zunächst ein Hotelzimmer nahm.
    Einige Meter vom Bahnhof entfernt war ein Taxistand. Burian wollte einem der Fahrer winken, als er unvermittelt von einem Passanten angerempelt wurde. Immerhin entschuldigte der Mann sich. Burians Blick fiel auf einen einfachen Schriftzug an der nächsten Hauswand. Eine Pension. Die hatte es früher hier noch nicht gegeben. Spontan entschied er sich, die lockere Atmosphäre einer kleinen Privatpension dem unpersönlichen Trubel in einem Hotel vorzuziehen. Zudem machte das gepflegte Häuschen mit den Geranien in den Blumenkästen einen anheimelnden Eindruck.

    Es war kurz vor halb vier Uhr, als die Arztsekretärin Barbara Bauer vom Essen im Bahnhofsrestaurant und einem kurzen Einkaufsbummel in die Praxis zurückkehrte. Da sie nicht aus Garmisch stammte, nutzte sie die Mittagspause stets für allerlei Besorgungen, zu denen ihr sonst keine Zeit blieb.
    Die erste Patientin, obwohl erst für vier bestellt, wartete bereits.
    „Was ist heute mit Ihrer Kollegin?" fragte die ältere Dame. „Sie war doch sonst immer da und hat mich eingelassen."
    Barbara Bauer zuckte mit den Schultern. Das war nicht Elsbeths Art, zudem hatte sie vormittags noch davon gesprochen, durchzuarbeiten.
    Die Tür war verschlossen. Dann klemmte sie. Erst als die Sekretärin sich mit aller Kraft dagegenstemmte, gab irgend etwas nach. Im nächsten Moment wurde Barbara Bauer blaß.
    „Bleiben Sie draußen", rief sie der Patientin zu.
    Vor der Tür, in merkwürdig verkrümmter Haltung, lag Elsbeth. Ihr entblößter linker Arm und die Spritze in der rechten Hand verrieten genug. Entschlossen packte die Sekretärin zu. Aber sie war zu spät gekommen. Die Leichenstarre war bereits eingetreten. Ihr blieb nichts anderes zu tun, als der Kollegin, in deren Augen sich selbst im Tod noch namenloses Entsetzen abzeichnete, die Lider zuzudrücken.
    Hinter ihr erklang ein dumpfes Röcheln und gleich darauf der Fall eines schweren Körpers. Die ältere Dame war in Ohnmacht gefallen.
    Für einen Moment wußte die Sekretärin nicht, was sie zuerst tun sollte. Sie zog ein Fläschchen Kölnisch Wasser aus ihrer Handtasche hervor, tränkte ein Papiertaschentuch damit und tupfte der Ohnmächtigen Stirn und Schläfen ab. Dann hastete sie zum Telefon und tippte den Notruf in die Tastatur.
    Keine fünf Minuten später waren Polizei und Notarzt zur Stelle, und immer mehr Schaulustige umstanden die Praxis. Elsbeth Gruber wurde zugedeckt. Niemand konnte mehr etwas für sie tun.
    „Der Tod scheint vor knapp zwei Stunden eingetreten zu sein", wandten sich der Notarzt und ein Streifenpolizist an die Sekretärin. „Ist Ihnen irgendwas Besonderes aufgefallen?"
    „Nichts", sagte Barbara Bauer schulterzuckend. „Elsbeth war wie immer. Sagen Sie, bitte, wie hat sie sich… ich meine…"
    „Wahrscheinlich eine Injektion in die linke Armvene. Zwei Millimeter Luft sind mehr als ausreichend."
    „Hatte sie Probleme? Oder gar Feinde?" fragte der Polizist.
    „Nicht, daß ich wüßte."
    „Und die Schlüssel zur Praxis? Wer besitzt einen?"
    „Elsbeth, ich, und natürlich der Doktor."
    „Sonst niemand?"
    „Die Putzfrau. Aber die kommt meistens erst früh gegen sieben Uhr."
    Einige Frauen, die sich zur Anmeldung vordrängen wollten, wurden von den Polizisten zurückgewiesen.
    „Frau Bauer, was ist denn geschehen? Hat sich jemand umgebracht?"
    „Ich bitte Sie, warten Sie noch eine Weile auf der Straße. Ich werde Ihnen später alles erklären." „Am besten, Sie schicken die Damen wieder nach Hause", sagte der Beamte. „Wir werden eine Zeitlang zur Spurensicherung benötigen."
    „Das ist ausgeschlossen. Unsere Patientinnen kommen zum überwiegenden Teil von auswärts. Darüber kann nur der Doktor entscheiden."
    „Und wann kommt er?"
    „Meistens kurz vor vier."
    „Gut. Wir sollten die Angehörigen der Toten verständigen. Haben Sie die Anschrift?"
    „Das mache ich", nickte die Sekretärin. „Ich kenne Elsbeths Mutter ganz gut. Der Verlust ihrer einzigen Tochter, noch dazu wenige Jahre nach dem Tod ihres Mannes, wird sie schwer treffen."

    Burian Wagner erhielt ein schönes, geräumiges Zimmer mit Balkon, abgetrennter eigener Waschgelegenheit und Dusche und WC. Die Wirtin war eine Frau Mitte Fünfzig, an die er sich noch recht gut erinnerte. Nur schien sie in der Zwischenzeit zum zweiten Mal geheiratet zu haben, denn ihr Name irritierte ihn im ersten Moment. Sie war

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