1410 - Der Droide
lassen. Merkwürdig an der Legende von Rhodans Tod war, daß man den Terraner noch nach der Materialisierung des letzten Hangay-Viertels in der Milchstraße gesehen haben wollte. Eine Version der Überlieferung berichtete gar davon, daß Perry Rhodan nach seiner Rückkehr aus Tarkan auf Terra gewesen sei; Wie er zu Tode gekommen war, wußte man nicht, aber an der Tatsache seines Todes gab es für die Gurrads auf Ayshran-Ho nicht den geringsten Zweifel.
Seit jenem Tag, als Nikki Frickel in Bertralams Transponenzlabor die entsetzliche Vision eines hilflos dem Feuer ausgelieferten terranischen Kindes gehabt hatte, waren zwei Wochen vergangen.
Nichts Nennenswertes war seitdem erreicht worden. Nikki wartete immer noch darauf, daß irgendein Mitglied der Hohen Tafelrunde sich bereit erklärte, mit ihr ein Gespräch zu führen. Aber in dieser Hinsicht tat sich nichts. Sie war bereit, die Expedition nach Ayshran-Ho als Fehlschlag abzustempeln. Die Hoffnung, daß man von den Gurrads erfahren könne, was sich in den vergangenen 700 Jahren in der Lokalen Gruppe und besonders in der Milchstraße abgespielt hatte, war ein Windei gewesen. Nikki wäre längst in Richtung Phönix-1 aufgebrochen. Aber die SORONG wollte die Ankunft der CIMARRON abwarten. Der Kalender zeigte den 10. Juni 1143, und von Reginald Bulls Schiff war vorläufig noch keine Spur. In M3 muß es Schwierigkeiten gegeben haben, dachte Nikki.
Den Anfall von Übelkeit und Kopfschmerz hatte sie damals nur mit Mühe überwunden. Die Medikamente, die sie bei sich führte, waren kaum eine Hilfe gewesen. Eine Zeitlang hatte sie ernsthaft erwogen, zur SORONG zurückzukehren und sich medotechnisch behandeln zu lassen. Am späten Nachmittag waren jedoch die Symptome von selbst verschwunden. Die Sache hatte ihr mehr Sorgen verursacht, als sie sich eingestehen wollte. Sie war kerngesund und hatte außer einem gelegentlichen Kater seit Jahren keine körperlichen Beschwerden mehr gehabt. Der plötzliche Kopfschmerz war ihr unerklärlich. Sie fragte sich, ob er etwa auf die Seance zurückzuführen sein könne. Die Auswertung der spärlichen Daten, die von Wido Helfrichs Meßgeräten aufgezeichnet worden waren, hatte übrigens keinerlei Einblick in die Technik des Medientransponenten erbracht. Es blieb einem nichts anderes übrig, als zur Kenntnis zu nehmen - mit Ernüchterung -, daß die gurradsche Technik des 12. Jahrhunderts die terranischen Meß- und Nachweismethoden der vierhunderter Jahre weit hinter sich gelassen hatte. An diesem Tag hatte Nikki das Abendessen allein in ihrer Suite zu sich genommen. Der Sinn stand ihr nicht nach Gesellschaft. Sie hatte die SORONG angerufen und sich über die magere Informationsausbeute des Tages geärgert. Wenn doch nur die CIMARRON endlich auftauchte! Jede weitere Stunde, die sie auf Ayshran-Ho verbrachten, war vergeudete Zeit. Sie sah verwundert auf, als der Radakom mit leisem Klingen ansprach. „Wer will mich so spät noch sprechen?" meldete sie sich. „Allard Paulotte", antwortete es aus dem Empfänger.
Ein Bildfeld entstand. Vor dem Hintergrund eines elegant ausgestatteten Zimmers war der Terraner zu sehen. Er saß leger in einem mit gelbem Leder überzogenen Sessel und hielt ein halbvolles Glas in der Hand. Nach seinem freundlichen Lächeln zu urteilen, befand er sich in bester Stimmung. Nikki Frickel hatte ihn seit jener ersten Begegnung in der Oase des Fremden nicht mehr zu sehen bekommen und fast schon vergessen. „Ich erinnere mich an einen Dank, den du abstatten wolltest, indem du mich besuchtest", eröffnete Allard Paulotte die Unterhaltung. „Du hieltest meine Einladung wohl für eine Höflichkeitsfloskel. Deswegen möchte ich sie noch einmal aussprechen. Ich gebe morgen abend einen Empfang. Darf ich mit dir und deinen Freunden rechnen?"
„Empfang? Hört sich feierlich an", sagte Nikki. „Wer vom Handel lebt, muß in Öffentlichkeitsarbeit investieren", erklärte Paulotte. „Auf meiner Gästeliste stehen ein paar hochinteressante Persönlichkeiten.
Mitglieder der Hohen Tafelrunde zum Beispiel..."
Nikki stutzte. Warum erwähnte er das?
Hatte er erfahren, daß sie sich darum bemühte, von der Tafelrunde empfangen zu werden? Das wäre peinlich gewesen. Zu der bevollmächtigten Gesandten der Kosmischen Hanse paßte die herzerwärmende Vironautengeschichte nicht, die Wido Helfrich in der Oase des Fremden erzählt hatte. „Das ist die örtliche Regierung, nicht wahr?" erkundigte sie sich scheinheilig. „Du bist gut
Weitere Kostenlose Bücher