1410 - Mallmanns Blut-Bräute
Wirts.
Schnell waren die Zimmer durchsucht. Kein Mensch hielt sich dort auf.
Im Schlafraum stand ein Doppelbett, das auf ein Ehepaar hinwies, das hier lebte.
Das Bett war an einer Seite zerwühlt und nicht gemacht. Im Bad roch es feucht und nach Seife. Aber all das wies darauf hin, dass sich niemand hier oben aufhielt. Auch ihre ›Freundinnen‹ entdeckte Justine Cavallo nicht.
Es gab keinen Dachboden, und den Zugang zu einem Keller hatte sie unten auch nicht gefunden. Sie ging zurück nach unten, und wieder bewegte sie sich absolut leise.
Sie durchquerte den Raum hinter der Theke und beschäftige sich mit dem Toten. Wo sollte er hin? Sie würde ihn verstecken müssen.
Im Haus oder draußen. Unter Umständen konnte sie ihn auch auf dem Friedhof ablegen, den es sicherlich hier gab.
Es würde sich noch eine Gelegenheit ergeben, da war sie sich sicher. Sie trat wieder hinter die Theke und blieb stehen, um den Blick durch den Pub schweifen zu lassen.
Es gab keine Veränderung. Niemand hatte die Gaststätte betreten, und doch hörte sie das leise Stöhnen.
Diesmal war Justine irritiert. Es befand sich kein Fremder im Pub, also gab es nur eine Möglichkeit.
So rasch wie möglich huschte sie hinter dem Tresen hervor. Ihr Ziel war der Wirt, der jetzt nicht mehr im toten Winkel lag, und als sie neben ihm stand, da hörte sie, dass das Stöhnen aus seinem offenen Mund wehte.
Aber Justine sah noch mehr, denn jetzt kam sie endlich dazu, sich den Mann genauer anzuschauen.
»Nein!«, flüsterte sie, als sie sich bückte und dabei den Hals nicht aus den Augen ließ. Die Bissstellen dort sagten ihr genug.
Vor ihr lag kein normaler Toter, sondern ein Vampir. Das erste Opfer des Blut-Trios…
***
Also doch! Also waren sie hier gewesen!
Justine floh nicht. Sie verspürte auch keine Furcht vor diesem Wiedergänger, der noch im Werden war. Sie hatte ihren Mantel aufgeknöpft und sich auf einen in der Nähe stehenden Stuhl gesetzt und die Beine locker nach vorn gestreckt.
Sie dachte nicht im Traum daran, Tegryn zu verlassen. Nein, jetzt erst recht nicht. Sie wollte und sie würde mitmischen und ihren drei Gegnerinnen das untote ›Leben‹ schwer machen.
Zunächst mal ereignete sich nichts. Justine glaubte auch nicht daran, dass sie von den Blutsaugerinnen belauert wurde. Wäre das der Fall gewesen, hätte diese sich längst gezeigt und versucht, die Entscheidung herbeizuführen.
Allerdings stellte sie sich auch die Frage, ob sie sich den Mann nur rein zufällig als Blutopfer ausgesucht hatten oder eine gewisse Methode dahinter steckte. Wenn das zutraf, muss ich beobachtet worden sein, dachte Justine, doch darauf wollte sie bestimmt nicht wetten.
So blieb sie erst mal sitzen und wartete ab, wie sich der Wirt verhalten würde. Sie kannte nicht mal seinen Namen, aber das war auch nicht weiter tragisch.
Er lag auf der Seite. Er stöhnte, und dabei rann ihm eine gelbe Flüssigkeit aus dem Mund. Justine kannte sich aus. Dieser Mann war noch kein echter Vampir. Er befand sich auf dem Weg dahin. Er würde erwachen, die Dunkelheit suchen, sich darin verkriechen und erst wieder zum Vorschein kommen, wenn es ihm die Blutgier befahl.
Noch war er nicht richtig wach. Er zuckte mit den Beinen. Er zog sie an, streckte sie wieder vor, drehte sich auf den Rücken, danach auf die andere Seite und lag jetzt so, dass er die Person anschauen konnte, die in seiner Blickrichtung saß.
Er tat es im Liegen, und sein Sichtbereich war nicht besonders gut.
Aber er richtete sich auf. Als er saß, da konnte er die Person genau erkennen.
Wie ein normaler Mensch riss er seinen Mund auf. Er wollte etwas sagen, was nicht so recht klappte, und so waren es nur Krächzlaute, die aus seiner Kehle drangen.
»He!«, rief Justine halb laut.
Der Wirt zögerte. Er bewegte sich nicht mehr weiter. Zuvor hatte es so ausgesehen, als wollte er aufstehen, doch jetzt blieb er sitzen und tat nichts.
»Kennst du mich noch?«
Terence Dalton schaute die Frau an. Eine Bestätigung bekam die blonde Bestie nicht.
»Weißt du nicht, wer ich bin?«
Er glotzte sie nur an. Aber er riss seinen Mund weit auf und drehte dabei den Kopf. Justine kannte sich aus. Es war immer ein Problem für einen Werdenden, wenn er von einem Zustand in den anderen überging.
»Dann sag mir deinen Namen!«
Der Wirt hatte sie wohl verstanden. Er bemühte sich auch, aber wieder bekam er kein Wort heraus.
Sie gab es auf.
Aber sie überlegte, was sie mit dem Wirt anstellen sollte. Sie
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