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1412 - Die Hellseherin

1412 - Die Hellseherin

Titel: 1412 - Die Hellseherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Vorderseite gesehen. Es war durchaus möglich, dass wir an der Rückseite noch weitere Hinweise entdeckten. Deshalb umrundeten wir den Stein.
    Nein, da war nichts. Nur der alte Stein, der von einer grünlichen Schicht bewachsen war. Wir bekamen keine weiteren Hinweise geliefert, was uns leicht enttäuschte.
    »Es bleibt bei dieser Anna Lebrun, John.«
    »Ja – und bei einem weiteren Phänomen.«
    »Ach. Und welchem?«
    »Ich sehe hier kein einziges Kreuz. Nur Steine, wobei die Schriften nicht mehr zu lesen waren.«
    »Dann ist das hier kein christlicher Friedhof.«
    »Darauf wollte ich hinaus.«
    »Und wer wurde hier begraben?«
    Ich hob die Schultern. »Ich glaube nicht, dass es verstorbene Juden sind. Deren Friedhöfe sind gepflegter, und es fehlen auch die kleinen Steine auf den Grabsteinen. Deshalb kann es durchaus sein, dass man hier Menschen begraben hat, die nicht in die Norm passten. Vielleicht waren es Verbrecher. Personen, die zu Lebzeiten au ßerhalb der Gesellschaft standen.«
    »Aber das bringt uns nicht weiter.«
    Glenda hatte Recht. Es musste einen Grund geben, der uns genau zu diesem Friedhof gebracht hatte, und ich dachte auch weiterhin über den Namen Anna Lebrun nach.
    Glenda lächelte mir zu. »Du denkst an sie, nicht?«
    »Ja, an Anna Lebrun. Ich frage mich, ob wir nicht doch mal mit ihr zu tun hatten und es nur vergessen haben.«
    »Ich nicht.«
    Ich konnte mich auch nicht erinnern. Die Toten würden uns keine Antworten geben. Deshalb mussten wir uns an die Lebenden halten, und die fanden wir in den Häusern, die sich jenseits des Hangs verteilten, wo auch wieder normale Straßen zu finden waren.
    Wir machten uns auf den Weg, verließen den kleinen Waldfriedhof, aber mit einem unguten Gefühl. Eines allerdings sahen wir als positiv an. Wir waren in einem Land gelandet, das zumindest mir nicht fremd war und in dem ich auch Freunde hatte…
    ***
    »Ich bin immer wieder überrascht, Harry.«
    »Worüber?«
    »Dass es in Deutschland und dazu nahe der großen Städte noch so einsame Flecken gibt.«
    »Freu dich doch darüber.«
    »Ich habe auch nicht gesagt, dass ich mich ärgere.«
    »Aber hier leben möchtest du auch nicht – oder?«
    »Nicht so richtig.«
    Sie hatten den kleinen Taunus-Ort erreicht, der wirklich nur mehr ein Kaff war. Es gab eine etwas breitere Straße. Hinzu kamen zwei, drei Nebenwege, das war es dann auch.
    Wer hier früher baute, der hatte sich seinen Platz aussuchen können. So standen die wenigen Häuser auch nicht dicht beisammen.
    Sie verteilten sich auf dem Gelände und standen auch nicht unbedingt in einer Höhe. Zu manchen führten Wege hoch oder hinab.
    Private Stichstraßen, an die sich zumeist Gärten angliederten.
    Manchmal waren die Häuser auch nur über längere Treppen zu erreichen.
    Aber eines musste man dem Ort lassen: Er wirkte sehr gepflegt, und der Frühling zeigte auch hier bereits sein Gesicht, denn die Bäume trugen schon Knospen, und ein zaghaft erblühten die Kirschbäume in den Gärten.
    Es gab auch eine Gaststätte, und vor ihr hielt Harry Stahl seinen Omega.
    »Willst du den Wirt fragen?«
    »Sicher.«
    Dagmar beugte sich nach rechts, um besser aus dem Seitenfenster schauen zu können. Das Haus bestand aus Fachwerk. Vor den Fenstern standen Kästen, in denen noch keine Blumen wuchsen. Die Holztür war geschlossen. Über ihr war der Name der Gaststätte zu lesen.
    »Waldhaus«, murmelte Dagmar. »Es steht zwar nicht im Wald, aber es sieht mir schon recht verlassen aus.«
    »Wir werden es trotzdem versuchen.«
    Harry Stahl stieg aus. Da sie an Höhe gewonnen hatten, spürte er auch die Frische, die trotz des blassen Sonnenscheins vorhanden war. Irgendwo im Hintergrund wurde ein Auto gestartet. Den Wagen selbst sahen sie nicht und hörten nur das Motorgeräusch.
    Das Lokal war geschlossen. Harry stand vor der Tür. Er hatte es zwei Mal versucht und drehte sich um, wobei er die Schultern hob.
    Dagmar wartete vor der Treppe. »Ich habe es dir doch gesagt. Wir haben kein Glück.«
    »Aber Anna Lebrun werden wir finden, und wenn ich an jeder Haustür hier klingeln muss. Viele sind es ja nicht.«
    Harrys Worte waren gehört worden, denn von links her näherte sich eine Frau. Sie musste sich neben dem Haus aufgehalten haben, und sie hatte die Stimmen der beiden Besucher gehört.
    »Sie suchen die Lebrun?«
    Dagmar und Harry waren überrascht. Sie drehten sich um und schaute die Frau an, die schon älter war. Das graue Haar hatte sie gescheitelt und nach

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